Die Förderschiedsrichter der SRG Freising stellen sich vor:
Zum Ende des letzten Jahres hat die Schiedsrichtergruppe Freising ihren neuen Förderkreis gegründet. Unter der Leitung von Ausschussmitglied Etienne Fromme sollen hier unsere Talente gefördert und gefordert werden, um sich weiterzuentwickeln und den Sprung in die Leistungsklassen des Bezirks und Verbands zu schaffen.
Wir wollen euch mit dieser Interviewreihe die nächsten Wochen einen kleinen Einblick in das spannende Leben als Schiedsrichter geben.
Den Anfang macht Johannes Raspe, 23, vom FC Moosburg und Schiedsrichter des Jahres 2018 in Freising.
Johannes beschreib dich bitte erstmal allgemein. Was machst du beruflich? Wo liegen deine Interessen?
Ich studiere Physik und habe noch keine eigene Familie. Auch, wenn ich nicht als Schiedsrichter unterwegs bin, bin ich sehr sportinteressiert. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich Fußball, ob passiv als Zuschauer oder aktiv als Spieler. Aber auch andere Sportarten wie Basketball und Snooker machen mir Spaß, die einen mehr aktiv, die anderen mehr passiv. Ansonsten gilt mein Interesse auch außerhalb des Studiums den Wissenschaften wie Physik und Mathematik. Zum Entspannen höre ich Musik oder lese ein gutes Buch.
Ok spannend. Jetzt zu dir als Schiedsrichter. Du bist Schiedsrichter seit der Saison 2015/16. Wie ist es dazu gekommen?
Wie viele Spieler habe ich mich früher auch hin und wieder über die Leistungen von Schiedsrichtern aufgeregt und als Antwort meist bekommen, dass das nicht so einfach sei. Um zu sehen, ob das wirklich so schwer ist, habe ich dann einen Neulingskurs besucht und mir vorgenommen, immer alles dafür zu geben, es so gut wie möglich zu machen, damit die Spieler auf dem Platz möglichst wenig zu schimpfen haben. Das gelingt natürlich nicht immer, da es tatsächlich schwieriger ist als es aussieht. Mit der Zeit und genügend Übung allerdings wird die eigene Leistung auch merklich bessser.
Wie sieht denn deine Vorbereitung auf ein Spiel und der Spieltagsablauf selbst bei dir aus?
Vor der Anreise überprüfe ich die Tabellensituation und auch die Positionen in der Fairplay-Tabelle, um einen Eindruck über die (potenzielle) Brisanz des Spiels zu gewinnen. Nach der Ankunft wird zunächst der Platzaufbau und die Beschaffenheit kontrolliert und alles Organisatorische erledigt. Schon beim Umziehen, versuche ich mich zu fokussieren und mir einen Plan für die Spielleitung zurecht zu legen. Das Warmmachen danach nutze ich, um mir die Mannschaften anzuschauen und gegebenenfalls noch letzte wichtige Details zu klären, sowie – falls vorhanden – mich mit meinen Assistenten zu besprechen. Danach geht es noch einmal kurz in die Kabine, wo mit der richtigen Musik die notwendige komplette Anspannung hergestellt wird. In der Pause versuche ich die erste Halbzeit, zu rekapitulieren und wenn nötig die Spielleitung anzupassen. Nach dem Spiel ist der Spielbericht online zu erstellen, eventuell wird ein Gespräch mit dem Beobachter geführt, dann duschen und Abfahrt.
Ein ganz schönes Programm was für ein Spiel anfällt. Wie vereinbarst du das mit Familie, Freunden und Studium? Geht das überhaupt abschlagsfrei?
Auch wenn wir alle das nicht professionell machen, so habe ich dennoch den Anspruch, mich in jedem Spiel bestens zu präsentieren. Das heißt auch, dass man nicht verkatert oder übermüdet zu seinen Spielen kommt, weshalb man sich am Abend vor einem Spiel etwas zurückhalten muss, wenn die Freunde noch feiern können. Das heißt, in dieser Hinsicht ist eine gewisse Bereitschaft auf Verzicht vonnöten – und sollte größer sein, als bei denen, die selbst aktiv spielen, da wir als Schiedsrichter meist nicht nur einen Einsatz am Wochenende haben.
Mehrere Einsätze am Wochenende, dafür muss man bestimmt fit sein? Wie machst du das?
Ich mache jeden Tag nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen ein kurzes Krafttraining mit festen Intervallen und unterschiedlichen Übungen. Außerdem gehe ich unter der Saison, wenn mir keine Schiedsrichtereinsätze in die Quere kommen, in das Training meiner Mannschaft. Dabei kann man sich eine ausreichende Fitness holen. Ansonsten gehe ich auch einfach laufen (aber eher ungerne). Zudem trainiere ich seit einer Verletzung vor einem Jahr in einem Reha-/Fitnessstudio mehrmals die Woche.
Verfolgst du eigentlich bestimmte Ziele in deiner Karriere?
Ich denke immer Schritt für Schritt nach vorne. Zunächst wollte ich immer in die Kreisliga kommen und auch ein Team mit Assistenten anführen. Nachdem das erreicht ist, ist der nächste logische Schritt für mich die Bezirksliga. Natürlich will man immer möglichst hoch hinaus, aber ich bin realistisch genug, um zu wissen, dass ich in meinem Alter was die Klassenangehörigkeit angeht nicht mehr viel Luft nach oben habe.
Vervollständige bitte folgenden Satz: Eine gelungene Spielleitung ist für mich, ...
Gerne würde ich sagen: „… wenn beide Mannschaften zufrieden sind und es keine Kritik gibt.“ Aber das ist in den meisten Fällen nicht realistisch. Zwei Punkte sollten für eine gelungene Spielleitung für mich erfüllt sein. Erstens regen sich die Mannschaften nach dem Spiel nur über Kleinigkeiten auf, die nicht spielentscheidend waren oder ihre ganze Aufregung ist zu Unrecht. Und viel wichtiger zweitens: Ich bin mit mir selbst zufrieden und ärgere mich nicht über eigene grobe Fehler, denn meistens weiß ich selber, wenn ich im Spiel einen groben Bock schieße, was ohne Zweifel vorkommt.
Und zum Abschluss natürlich die eigentlich wichtigste Frage. Warum würdest du jemandem empfehlen SR zu werden?
Es ist eine starke Schulung für die eigene Persönlichkeit. Als Schiedsrichter werden das eigene Selbstbewusstsein und die Selbstständigkeit gestärkt. Zudem erhöht man zwangsweise seine Kompetenzen in Konfliktmanagement und Kritikfähigkeit (beziehungsweise Umgang mit Kritik) und entwickelt oder fördert auch Führungsqualitäten. Neben der Persönlichkeitsschule ist die Bewegung an der frischen Luft natürlich auch gut für die eigene Gesundheit.
Danke Johannes für die offenen Antworten und spannenden Einblicke. Viel Erfolg weiterhin.
Gerne. Danke.
(Interview von Pascal Hohberger)