Da der Spielbetrieb weiter ruht, sind auch die Freisinger Schiedsrichter weiter zum Abwarten und Nichtstun gezwungen. Trotzdem wollen wir die Zeit nicht ungenutzt lassen und einem weiteren Förderschiedsrichter die Möglichkeit geben sich vorzustellen, Jannik Shenton, 20 Jahre alt, SpVgg Attenkirchen, Schiedsrichter seit 2013.
Servus Jannik, als Schiedsrichter kennen dich im Landkreis wahrscheinlich die meisten mittlerweile. Doch was machst du eigentlich, wenn du nicht mit Pfeife und Karten bewaffnet für Ordnung auf den Fußballplätzen sorgst?
Servus. Aktuell bin ich Student im Fach Maschinenbau an der THI in Ingolstadt. Neben Uni und der Schiedsrichterei bin ich noch ausgebildeter Skilehrer und fahre generell im Winter leidenschaftlich gern Ski. Wenn im Sommer kein Schnee liegt, helfen mir ein paar Stunden Motorradfahren ganz gut um den Kopf wieder frei zu bekommen.
Zurück zu dir als Schiedsrichter. Du hast den Anwärterlehrgang schon mit 13 Jahren absolviert. Wie kommt man dazu schon so jung Schiedsrichter zu werden?
Da mein Vater schon seit über 30 Jahren im SR-Wesen aktiv ist, habe ich natürlich schon von klein auf viel Kontakt mit dem Thema gehabt. Ich selber habe seit der F-Jugend Fußball gespielt und wollte dann irgendwann mal die andere Seite auf dem Platz erleben und es ausprobieren. Schließlich habe ich dauerhaft die Seiten gewechselt. Außerdem war der gute Nebeneffekt, vor allem für Schüler, das Taschengeld aufzubessern, natürlich auch ein Grund zu bleiben.
Was zeichnet dich auf dem Platz aus und was macht dir am meisten Spaß?
Ich würde über mich selbst sagen, dass ich eine sehr ruhige und unaufgeregte Person bin und mit wenig Hektik meine Spiele leite. Ich habe Spaß daran, der Chef auf dem Platz zu sein und für Gerechtigkeit zu sorgen, damit am Ende eine faire und richtige Entscheidung steht und nicht eine Mannschaft bevorzugt oder benachteiligt wird.
Wie gehst du mit Kritik und Negativerlebnissen um?
Solange es um konstruktive Kritik geht, versuche ich mir diese immer zu Herzen zu nehmen und diese bei der nächsten Möglichkeit umzusetzen. Die Zuschauerkritik die sich meist in lautem Gebrüll äußert, prallt an mir ab und geht zum einen Ohr und beim Anderen wieder raus.
Gibt es schon persönliche Highlights in deiner bisherigen Karriere?
Mein absolutes Highlight war definitiv mein erstes Relegationsspiel in Langenpreising als Schiedsrichter. Ein Spiel mit knapp 1200 Zuschauern, was dann nach ca. 30 min aufgrund eines heftigen Sommergewitters abgebrochen werden musste und am nächsten Tag, mit nochmal knapp 1000 Zuschauern, wiederholt wurde. Das war definitiv das absolute Highlight meiner Karriere bisher.
Hast du ein Ziel in deiner Karriere was eine bestimmte Liga angeht, in der du mindestens pfeifen möchtest?
Ich verfolge nicht irgendwelche bestimmten Ziele in Form von der Liga in die ich es auf jeden Fall schaffen will, sondern ich habe das Ziel Spaß zu haben, weil nur wenn man Spaß an der Sache hat kann man die Spiele gut leiten. Wenn es sich ergibt, nehme ich dann natürlich gerne den ein oder anderen Aufstieg mit.
Noch einmal zurück zum Anfang. Ist es denn mit deiner Familie, Freunden, deinem Studium und deinen Hobbies immer einfach alles unter einen Hut zu bekommen?
Die Schiedsrichterei nimmt vor Allem am Wochenende doch einiges an Zeit ein. Ein Kreisligaspiel in Ingolstadt oder im tiefen Erding kann schonmal einen halben Tag einnehmen. Wenn man eine Stunde vorher am Spielort sein muss und wenn man dann noch eine Beobachtung hat, das Coaching hinterher und auch der ESB. Das beansprucht schon Zeit und ist oft maßgeblich für die Wochenendplanung. Aber mit ein wenig Organisation und der richtigen Freistellung in gewissen Zeiten ist alles machbar.
Zum Abschluss natürlich die Frage: Warum würdest du jemandem empfehlen, den nächsten Anwärterlehrgang zu besuchen?
Wer Spaß daran hat schnell Entscheidungen zu treffen, wer eine große Portion Selbstbewusstsein brauchen kann und wer dabei noch was für sich und seinen Körper tun will, Spaß am Fußball generell hat und on top noch ein kleines bisschen was verdienen möchte, dem kann ich das Amt des Schiedsrichters nur ans Herz legen.
Danke an dich, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast. Alles Gute bei deinen Spielen, wenn der Ball wieder rollt.
Danke, gerne.