Seit letzter Woche ist in Bayern wieder vollständiges Mannschaftstraining mit Zweikämpfen und Spielformen gestattet. Auch in der Schiedsrichtergruppe Freising laufen die Planungen und Vorbereitungen für, sofern von der Staatsregierung, die Wiederaufnahme des Punktspielbetriebs Anfang September.
Die vergangenen Monate haben sich schon einige unserer Spitzenschiedsrichter in dieser losen Reihe vorgestellt. Den Abschluss macht Nico Stable, 21, vom SV Vötting-Weihenstephan und Schiedsrichter seit 2012.
Servus Nico. Bitte erzähl uns doch zum Einstieg erstmal ein bisschen was über dich.
Servus. Ich komme aus Freising und lebe dort auch. Zurzeit bin ich dualer Student zum Diplom-Verwaltungswirt und arbeite zwischendurch bei einer kommunalen Behörde in München. Neben der Schiedsrichterei spiele ich gerne Badminton und gehe Schwimmen. Ansonsten schaue ich gerne Filme und Serien an. Des Weiteren mache ich gerne Städtetrips durch verschiedene Regionen.
Warum bist du Schiedsrichter geworden?
Das liegt wohl daran, dass ich relativ früh als Schiedsrichter angefangen habe.
Als ich ungefähr 10 Jahre alt war, trainierten meine Eltern eine Kleinfeldmannschaft. Irgendwie ist es dann mal dazugekommen, dass ich, wahrscheinlich aus Ermangelung an Alternativen, der Schiedsrichter war. Das Ganze hat mir sehr viel Spaß gemacht und so verfestigte sich das Ganze mit der Zeit und ich leitete immer mehr Spiele.
Irgendwann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich den Neulingskurs machen konnte und bin so immer noch dabei.
Warum bist du gerne Schiedsrichter und was zeichnet dich auf dem Platz aus?
Das Gefühl, jedes Wochenende zu einem anderen Fußballplatz zu fahren und erneut die Herausforderung anzunehmen, als Schiedsrichter das Spiel bestmöglich zu leiten, hat schon einen gewissen Reiz. Man findet bei jedem Spiel neue Voraussetzungen vor, angefangen bei den Mannschaften und deren Trainern bis hin zur Umgebung und der eigenen Vorbereitung.
Sich der eigenen Herausforderung zu stellen und diese erfüllen zu wollen, ist jedes Mal aufs Neue eine ehrgeizige Zielsetzung.
Wie gehst du mit Kritik und Negativerlebnissen um?
Bei Kritik muss man immer differenzieren. Sachliche Kritik nehme ich gerne an, kann aber direkt nach dem Spiel damit noch nichts anfangen. Dafür muss ich erstmal runterkommen, um das Spiel reflektieren zu können, um dann die Kritik verarbeiten zu können. Unsachliche Kritik in jeglicher Art und Form lasse ich gar nicht an mich ran.
Auch bei Negativerlebnissen ist das eigentlich identisch mit dem Umgang von sachlicher Kritik. Ich brauche erstmal Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Erst dann kann ich die Geschehnisse einordnen und verarbeiten. Das dauert manchmal auch ein paar Tage, aber diese Zeit nehme ich mir.
Wie sieht deine Spielvorbereitung und dein Spieltagsablauf aus?
Unter der Woche vor dem Spiel beschäftige ich mich zumindest grob mit den beiden Mannschaften. Dazu gehört der aktuelle Tabellenstand, die letzten Ergebnisse und bestimmte Ereignisse, die vielleicht derzeit wichtig sind. Wenn ich die Beteiligten schon kenne, weiß ich im Vorhinein, was mich erwartet und kann mich darauf gedanklich schon einstellen.
Am Spieltag selbst habe ich keine besonderen Rituale. Ich versuche nur vor dem Spiel am Spielort immer nach dem gleichen Ablauf vorzugehen, das verschafft mir eine gewisse innerliche Gelassenheit. Ansonsten habe ich gerne direkt nach dem Spiel ein paar Minuten Ruhe, um wieder runterfahren zu können.
Bitte vervollständige den Satz: „Für mich ist eine gelungene Spielleitung…“
…, wenn ich von meiner Leistung überzeugt bin und nach dem Spiel alle Beteiligten einigermaßen zufrieden sind.
Zum Abschluss natürlich die Frage. Warum sollte man deiner Meinung nach den Ball gegen die Pfeife tauschen, sprich Schiedsrichter werden?
Wer den Fußball auch mal aus einem anderen Blickwinkel sehen will und ein solides Gerechtigkeitsempfinden für die richtigen Entscheidungen auf dem Fußballfeld hat, sollte es als Schiedsrichter mal ausprobieren. Man kann durch die Schiedsrichterei sein Selbstbewusstsein und seine Entscheidungsfähigkeit stärken und sich im Umgang mit Drucksituation weiterentwickeln.
Danke für deine Zeit und viel Erfolg bei deinen kommenden Spielleitungen.
Gerne, danke.