In der Spitze bis zu 13.000 Fußballspiele gehen in Bayern an einem regulären Spieltags-Wochenende über die Bühne. Möglich ist das nur, weil im Hintergrund unzählige Ehrenamtliche mit Hingabe und Herzblut die Fäden ziehen und damit unbezahlbare Dienste für die Gesellschaft leisten: als Trainer*innen, Platzwarte, Vorstände, Abteilungsleiter*innen oder Schiedsrichter*innen.
Diese Menschen rückt der Bayerische Fußball-Verband (BFV) bei seiner jährlichen Ehrenamtspreisverleihung mit namhaften Gästen in den Mittelpunkt – und nimmt seit 2023 jährlich besonders verdiente Ehrenamtliche in seine "Hall of Fame" auf.
Im Jahr 2016 befand sich die Jugendarbeit des TSV Egweil im malerischen Altmühltal in einem tiefen Dornröschenschlaf. Als Stefan Bauer vor acht Jahren den Posten des Jugendleiters übernahm, war die Situation schlicht ernüchternd. Eigenständige Nachwuchsarbeit? Fehlanzeige! Lediglich acht Jugendliche aus Egweil spielten in Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen aus der Region. Doch anstatt sich mit diesem Zustand abzufinden, krempelte Bauer den Verein auf links und legte den Grundstein für ein funktionierendes Jugendkonzept, das heute als Blaupause für andere Vereine dient.
Der vierfache Vater mobilisierte 20 Trainerinnen und Trainer, die sich über die Kindertrainer-Ausbildung des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) und DFB-Mobil-Besuche das Know-how für ein alters- und kindgerechtes Training aneigneten und damit die sportliche Seite des mit Hingabe und Herzblut aufgestellten Jugendförderkonzepts erfüllten. 120 Spielerinnen und Spieler stehen heute in sieben Teams von der G- bis zur C-Jugend im regelmäßigen BFV-Spielbetrieb auf dem Platz und werden nicht nur in ihrer fußballerischen Karriere begleitet, sondern vor allem auch in der Persönlichkeitsentwicklung unterstützt: Respekt gegenüber Gegnern und Schiedsrichtern wird in Egweil ebenso großgeschrieben wie Punkte und Tore.
Um die eigene Jugendarbeit zeitgemäß darzustellen, gründete Bauer ein sechsköpfiges Team, das sich um die Öffentlichkeitsarbeit mit eigener Jugend-Website und Social-Media-Auftritt, die organisatorischen Aspekte wie Passanträge und Führungszeugnisse sowie die passende Ausstattung und das notwenige Equipment wie Trikots und Bälle kümmert. In den vergangenen beiden Jahren lag das Augenmerk von Bauer auf der Gründung einer eigenen Mädchenmannschaft. Über das „Ballbina kickt“-Schnuppertraining der BFV-Kampagne „Pro Amateurfußball“ gewann er 17 C-Juniorinnen, die schnell zu einer Einheit zusammenwuchsen und 2024/25 bereits in ihre zweite Spielzeit gehen.
Müsste man sich einen idealen Jugendleiter schnitzen, er wäre aus dem selben Holz gemacht wie Stefan Bauer – er ist ein herausragendes Beispiel für ehrenamtliches Engagement und die treibende Kraft für die Zukunft der Jugend beim TSV Egweil.
Jennifer Keck ist das Herz des TSV Buchenberg. Die 34-Jährige hat mit über 400 Spielen und 320 Toren für die Frauenmannschaft des Vereins längst Legendenstatus erreicht. Doch ihr Engagement beschränkt sich nicht nur auf das Spielfeld. Als stellvertretende Abteilungsleiterin und Jugendtrainerin setzt sie sich besonders für den Frauen- und Mädchenfußball ein und kämpft dafür, dass junge Spielerinnen im Verein bessere Bedingungen vorfinden, als zu ihrer Anfangszeit. Sie gründete eine Mädchenmannschaft und baute eine Spielgemeinschaft mit dem SV 29 Kempten auf – ein Meilenstein für den regionalen Frauenfußball.
Doch Jennifer Keck engagiert sich weit über den reinen Spielbetrieb hinaus. Sie ist eine unermüdliche Organisatorin, ohne die keine Vereinsfeier und kein Turnier beim TSV Buchenberg funktionieren würde. Ob Koordination der Helferinnen und Helfer, Catering oder Programmgestaltung – Jennifer plant alles und sorgt dafür, dass durch den Verkauf erhebliche Einnahmen für den Verein generiert werden. Jedes Jahr organisiert sie die Beteiligung des Klubs beim dreitägigen Open-Air in Buchenberg, das über 10.000 Besucher anzieht, und trägt damit einen fünfstelligen Betrag zum Vereinsbudget bei.
Dank ihres Engagements profitiert der TSV Buchenberg auch von zahlreichen Kampagnen und Gewinnspielen des Bayerischen Fußball-Verbandes und des Deutschen Fußball-Bundes. Beim DFB-Punktespiel sicherte sich ihrem Verein den Gold-Status und damit attraktive Prämien für den Vereinsalltag, von denen auch die anderen Ehrenamtlichen im Verein profitieren.
Besonders am Herzen liegt ihr der Schutz der Kinder. Jennifer Keck hat einen Ehrenkodex eingeführt und organisiert Präventionsangebote zu Themen wie Alkohol, Gewalt, Drogen und Missbrauch. Ebenso kümmert sie sich um die Integration von geflüchteten Menschen in den Verein. Jennifer ist immer zur Stelle – sei es beim Trikotwaschen, Festaufbau oder der Betreuung verletzter Spielerinnen und Spieler. Dank ihres Netzwerks findet sie für jedes Problem eine Lösung. Sie ist das Bindeglied, das den TSV Buchenberg zusammenhält.
Thomas Bielmeier, liebevoll „Bill“ genannt, ist das soziale Gewissen des SV Kollnburg. Als 1. Vorsitzender, sowohl von 2007 bis 2009 und erneut seit 2019, hat er den Verein auf beeindruckende Weise geprägt und weiterentwickelt. Der 46 Jahre alte Sonderpädagoge bringt dabei auch im Ehrenamt seine außergewöhnlichen sozialen Fähigkeiten und sein Organisationstalent ein.
Unter seiner Führung erlebte der SV Kollnburg einen beispiellosen Aufschwung. Mit der Gründung der Sportsparten „Fit & Gesund“ und „Soziales“ setzte er wichtige Impulse, die dem Verein nicht nur 80 neue Mitglieder brachten, sondern auch das Engagement für benachteiligte Kinder in den Fokus rückten. Die Sparte „Soziales“ generiert Spenden, schafft inklusive Angebote und fördert so gezielt diejenigen, die besondere Unterstützung benötigen. Sein Herz schlägt besonders für die Inklusion von Kindern mit Behinderungen – daher organisiert er regelmäßig Inklusionsfußballturniere, Ausflüge und Feste, die soziale Barrieren abbauen und Gemeinschaft stärken.
Thomas Bielmeier ist zudem ein Experte in der Sponsorenakquise und im Umgang mit Fördermitteln. So gelang es ihm, 80 Prozent der Kosten für den 2023 begonnenen Neubau des Vereinsheims durch Fördergelder zu decken – ein Betrag von stolzen 420.000 Euro. Die von ihm ins Leben gerufene Initiative „Kollnburg vereint“, ein Zusammenschluss von 23 Dorfvereinen, generierte über 70.000 Euro für die beteiligten Vereine.
Besonders beeindruckend ist sein Engagement für den Jugendfußball. Als er 2019 den Vorsitz übernahm, spielten gerade einmal 19 Kinder im Verein Fußball – heute sind es 120, davon 23 Prozent Mädchen. Mit speziellen Schnuppertrainings und Angeboten fördert er gezielt den Mädchenfußball. Jeder Mannschaft stellte er zwei Betreuer zur Seite und sorgte dafür, dass sich die Ehrenamtlichen regelmäßig fortbilden. Dank seiner Initiative wurde ein Vereinsbus angeschafft, und er hat es geschafft, viele Eltern aktiv in die Vereinsarbeit einzubinden.
Thomas Bielmeier ist ein unermüdlicher Motor, der den SV Kollnburg nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich voranbringt. Sein Engagement für Inklusion, Nachwuchsförderung und soziale Verantwortung ist wegweisend und macht ihn zu einer herausragenden Persönlichkeit im Ehrenamt.
Eine gut funktionierende Organisation ist der Grundstein eines intakten Vereinslebens. Dieser Überzeugung ist auch Johannes Ernst, der als engagierter Jugendleiter, Spartenleiter und stellvertretender Fördervereinsvorsitzender mit Hingabe und Herzblut dafür sorgt, dass beim SC Zwiesel aus dem Fußballkreis Niederbayern Ost ein Rädchen perfekt ins andere greift. Noch während seiner aktiven Laufbahn übernahm er bereits als Funktionär Verantwortung. Durch die Akquise neuer Sponsoren und einen breit aufgestellten Trainer- und Betreuerstab im Herren- und Jugendbereich rettete er seinen Klub, der sportlich wie finanziell in Schieflage geraten war. Als Koordinator für den Kinder- und Jugendfußball kümmert er sich nicht nur um den Trainings- und Spielbetrieb, sondern auch um mein buntes Freizeitprogramm mit Ferienfreizeiten und Turnieren. Großen Wert legt der Pädagoge auf die Elternarbeit. Regelmäßige Treffen außerhalb der Trainingszeiten sind für ihn der Schlüssel zu einer intakten Vereinserziehung der Kinder. Auch Frauen- und Mädchenfußball genießen bei Ernst einen hohen Stellenwert. Als Leiter der Kooperation mit der Grundschule Zwiesel begeistert er regelmäßig auch neue Mädchen für den Fußball im Verein. Sein Einsatz für den Kinder- und Jugendfußball und den Verein riss auch während der Corona-Pandemie nicht ab. Er rief Online-Angebote ins Leben und hielt somit den Kontakt zwischen Eltern, Kindern und dem Verein aufrecht. Außerdem hielt er den SC Zwiesel in dieser schweren Zeit durch wertvolle Sponsoren-Einnahmen auch finanziell über Wasser. Das Engagement für seinen Verein verbindet Johannes Ernst mit sozialen Projekten. Neben der Integration zahlreicher Flüchtlinge in die Jugendabteilung unterstützt er mit Spendenaufrufen die „Zwieseler Tafel“, Waisenhäuser in Kenia und Südafrika und zuletzt die Ukrainehilfe. Johannes Ernst ist mit seinem Engagement sowohl innerhalb als auch außerhalb des Klubs beim SC Zwiesel nichtmehr wegzudenken.
Als Abteilungsleiterin für Mädchen- und Frauenfußball, stellvertretende Jugendleiterin und Schriftführerin laufen viele Fäden der erfolgreichen Vereinsarbeit bei der SG Alerheim bei Katja Lechner zusammen – und sind dort in besten Händen. Neben der Organisation des Trainings-, Spiel- und Turnierbetriebs im Frauen- und Mädchenfußball sowie der Planung von Vereinsfesten liegt ihr besonders die Nachwuchsgewinnung am Herzen. Seit 2018 bietet die engagierte Schwäbin im Rahmen des BFV-Projektes „Ballbina kickt“ regelmäßig Schnuppertrainings für Mädchen an. Mit Erfolg: Mit vier Mädchen gestartet, sind es heute über 20 junge Teilnehmerinnen, die regelmäßig auf dem Platz stehen. Auch für die Gewinnung neuer finanzstarker Unterstützer – egal ob Trikotsponsor, Anzeigenpartner im Vereinsjournal oder auf den Banden – ist Katja Lechner die kompetente Ansprechpartnerin im Klub. Die stellvertretende Jugendleiterin legt zudem großen Wert auf die gesamte Jugendarbeit im Verein. Die Aus- und Weiterbildung der Trainer*innen und Betreuer*innen im Jugendbereich ist für sie dabei genauso entscheidend, wie die Bindung des Nachwuchses an den Verein – wobei sie hier vor allem auf ein attraktives Freizeitprogramm und gemeinsame Ausflüge setzt, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Auch ihre berufliche Erfahrung in leitender Funktion im Zentrum Bayern für Familie und Soziales bringt sie mit ein, klärt bei Elternabenden über Fördermöglichkeiten für Kindern, Verhaltensregeln und Wertevermittlung auf. Zum sozialen Miteinander zählen für die Abteilungsleiterin der Mädchen- und Frauenfußballabteilung auch die Unterstützung und Integration von Flüchtlingen, Migranten oder neu zugezogenen Mitmenschen in den Verein. Einen großen Anteil hatte Katja Lechner auch an der erfolgreichen Bewältigung der Corona-Pandemie bei der SG Alerheim. So setzte sie das selbst (mit-)gestaltete Hygienekonzept erfolgreich um und organisierte den zeitlichen Ablauf der Trainings aller Mannschaften, die Belegung der Umkleidekabinen und deren Reinigung und Desinfektion. Katja Lechner ist das Herz der SG Alerheim und wird ihren Verein auch in Zukunft unterstützen, wo sie nur kann.
Dass sich der SV Mistelgau auf absehbare Zeit nicht mit Nachwuchssorgen herumplagen muss, hat der Verein insbesondere auch einem Mann zu verdenken: 2021 übernahm Matthias Zeilmann die Verantwortung für die Junioren- sowie die Juniorinnenabteilung des Klubs aus dem Fußball-Kreis Bamberg/Bayreuth/Kulmbach. Der Startschuss für eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Zu seinem Amtsantritt kickten 98 Kinder beim oberfränkischen Klub, heute sind es 161. Als goldrichtig erwies sich die Idee des heute 48-Jährigen, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen, den Führungsstab von drei auf heute sieben Personen zu erweitern und auch das Trainerteam von zwölf auf jetzt 28 Personen auszubauen, wobei er selbst als Trainer die Verantwortung für die E-Jugend übernommen hat. Auch finanziell stellte er die Jugendabteilung komplett auf eigene Beine und machte sie dadurch unabhängig vom Hauptverein: Dank finanzkräftiger Unterstützer und versponsorten Turnieren können die Nachwuchsteams regelmäßig mit Trikots, Trainingsjacken, Sporttaschen und neuen Bällen ausgestattet werden. Beeindruckend ist auch sein gesellschaftliches Engagement. Während der Corona-Pandemie verantworte er federführend die Erstellung, regelmäßige Aktualisierung und akribische Umsetzung der Hygienekonzepte für Sportler*innen und Zuschauer*innen und sorgte so dafür, den Trainings- und Spielbetrieb am Laufen zu halten. Zudem organisierte er gemeinsam mit seinen Kolleg*innen Einkaufshilfen für ältere und besonders gefährdete Menschen im Ort, um sie vor dem Virus zu schützen. Aktuell setzt er sich mit Herzblut dafür ein, dass ukrainische Kinder und Jugendliche beim SV Mistelgau zumindest sportlich ein neues Zuhause und damit eine Perspektive in einer unbeschreiblich schwierigen Situation finden.. Seit Beginn des Krieges organisiert er regelmäßig Schnuppertrainings für geflüchtete Kinder und Jugendliche, mit dem Ziel, sie in den regulären Trainingsbetrieb zu integrieren – und Matthias Zeilmann packt selbstredend selbst mit an, wenn es darum geht, das dafür nötige Equipment zu organisieren.