Julian Nagelsmann ist selbst ein Kind des bayerischen Amateurfußballs: Beim FC Issing (Kreis Zugspitze) startete die steile Karriere des gebürtigen Landsbergers, die ihn mittlerweile auf die Trainerbank der deutschen Nationalmannschaft gespült hat. Doch der 37-Jährige hat trotz seines rasanten Aufstiegs in den Weltfußball seine Wurzeln nie vergessen und weiß genau um den Stellenwert des Ehrenamts – deswegen war der Bundestrainer auch gerne als Ehrengast zur 29. Ehrenamtspreisverleihung des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) gekommen.
Nagelsmann war nicht nur begehrtes Selfie-Motiv, Gratulant und Urkunden-Überbringer für die insgesamt 22 Kreissiegerinnen und Kreissieger aus ganz Bayern, sondern plauderte im Talk mit Moderator Fabian Frühwirth auch aus dem Nähkästchen. So sprach der Bundestrainer unter anderem über die Bedeutung des Ehrenamts, seine Erinnerungen an seine Zeit als Jugendlicher beim FC Issing, seine Liebe für Leberkässemmeln, die Anfangszeit beim DFB und die politische Lage im Land.
Wir haben die wichtigsten Aussagen für dich zusammengefasst!
Julian Nagelsmann über …
… die Bedeutung des Ehrenamts im Fußball: Das Ehrenamt spielt in unserem Sport eine ganz zentrale Rolle und muss unbedingt weiter Bestand haben. Gerade deswegen ist es wichtig, dass auch in Zukunft Menschen durch ihr Engagement den Kindern das Fußballspielen ermöglichen. Am Ende ist das Ehrenamt auch die Basis für den Profisport.
… den Stellenwert des Ehrenamts für die Gesellschaft: Jeder, der mit Menschen arbeitet, versucht seine Werte zu vermitteln. Bei der „Basis“, von der immer die Rede ist, geht es nicht primär darum, neue Profifußballer hervorzubringen. Höchstwahrscheinlich wird keiner der Geehrten noch Profifußballer und zu 99 Prozent auch nie einen aus der Jugend hervorbringen. Das ist aber nicht schlimm. Es geht nicht um Profisport, sondern um unsere Gesellschaft. Ich freue mich zwar auch, wenn ein Toptalent oben ankommt, aber in erster Linie ist es wichtig, dass viele gute Menschen dabei herauskommen.
… seinen Heimatverein FC Issing: Ich habe meinen Spielerpass wieder beim FC Issing, für den ich ja auch zu der Zeit, in der ich schon Bundesligatrainer war, noch ab und zu gespielt habe. Meine Erfahrungen dort waren sicherlich der Nährboden dafür, dass ich versucht habe, im Fußball erfolgreich zu sein. Erst als Spieler und jetzt als Trainer. Dafür war mein Heimatverein das Fundament. Dort gab es Leute, wie zum Beispiel mein Jugendtrainer Klaus Heinrich, die mich begeistert und dafür gesorgt haben, dass ich da gerne hingehe. Ich war immer gerne beim FC Issing und mit meinen Freunden auch am Fußballplatz, wenn kein Training war.
… das aktuelle Miteinander in der Gesellschaft: Es ist ganz wichtig, immer wieder daran zu erinnern, dass der Umgang mit Menschen das alles Entscheidende ist. Ich bekomme auch mit, wie die Menschen miteinander sprechen. Ich gehe auch noch ganz normal einkaufen. Gestern beim Bäcker habe ich zum Beispiel einen jungen Mann – einen Handwerker – getroffen, der hat jeden in der Bäckerei extrem freundlich begrüßt und war super sympathisch. Es gibt also auch positive Beispiele. Wir dürfen die Sachen nicht immer nur schwarz und grau sehen. Es gibt viele Dinge, die nicht gut laufen, ja, aber eben auch viele Dinge, die gut laufen.
… ein Graffiti an einer Flüchtlingsunterkunft am Wörthsee: An der Unterkunft standen viele verschiedene nette Botschaften. Worte wie „Mut“, „Freiheit“ und „Gemeinschaft“. Jeder soll willkommen sein, jeder soll sich in der Gesellschaft wohlfühlen, und jeder soll begreifen, dass wir auch mit den Menschen, die in unser Land kommen, gemeinsam dafür sorgen, dass unser Land so schön bleibt und vielleicht in der ein oder andern Ecke noch schöner wird.
… seine Entscheidung, Bundestrainer zu werden: Ich habe schon immer die Denkweise, dass ich nicht alleine auf dieser Welt bin. Ich habe eine Familie, ich habe Kinder, eine Lebensgefährtin, habe eine Mama und Geschwister. Ich bin keiner, der nur seinen Karriereweg sieht und dann egoistisch entscheidet. Ich will mich da austauschen und dass sich auch meine Mitmenschen mit der Entscheidung wohlfühlen. Als Trainer des FC Bayern München oder von RB Leipzig sprechen dich auch Menschen an, aber als Nationaltrainer ist das nochmal etwas anderes. Da verändert sich auch etwas für die Familie, wenn dich vom Kleinkind bis zum Opa mit Krückstock jeder kennt. Ich bin aber extrem glücklich mit dem Job und wir sind extrem glücklich, dass wir das gemacht haben.
... ein stärkeres Miteinander in der politischen Krise Deutschlands: Ich glaube, es ist ganz wichtig, immer wieder daran zu erinnern, dass der Umgang mit Menschen das alles Entscheidende ist. Wir versuchen, nächste Woche wieder mit zwei guten Spielen ein bisschen abzulenken von dem politischen Trouble, der da gerade herrscht.