Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) und Bundestrainer Julian Nagelsmann als Ehrengast haben bei der 29. Ehrenamtspreisverleihung im Münchner GOP Varieté-Theater 22 ehrenamtliche Vereinsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter aus dem gesamten Freistaat für ihr außergewöhnliches Engagement im und für den Amateurfußball ausgezeichnet: Platz eins belegt Stefan Bauer (TSV Egweil, Bild oben), Platz zwei ging an Jennifer Keck (TSV Buchenberg), Dritter wurde Thomas Bielmeier (SV Kollnburg). Sie wurden von BFV-Partner LOTTO Bayern mit Geldprämien für ihre Vereine in einer Gesamthöhe von insgesamt 4.300 Euro belohnt. Die drei Erstplatzierten im Porträt.
Im Jahr 2016 befand sich die Jugendarbeit des TSV Egweil im malerischen Altmühltal in einem tiefen Dornröschenschlaf. Als Stefan Bauer vor acht Jahren den Posten des Jugendleiters übernahm, war die Situation schlicht ernüchternd. Eigenständige Nachwuchsarbeit? Fehlanzeige! Lediglich acht Jugendliche aus Egweil spielten in Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen aus der Region. Doch anstatt sich mit diesem Zustand abzufinden, krempelte Bauer den Verein auf links und legte den Grundstein für ein funktionierendes Jugendkonzept, das heute als Blaupause für andere Vereine dient.
Der vierfache Vater mobilisierte 20 Trainerinnen und Trainer, die sich über die Kindertrainer-Ausbildung des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) und DFB-Mobil-Besuche das Know-how für ein alters- und kindgerechtes Training aneigneten und damit die sportliche Seite des mit Hingabe und Herzblut aufgestellten Jugendförderkonzepts erfüllten. 120 Spielerinnen und Spieler stehen heute in sieben Teams von der G- bis zur C-Jugend im regelmäßigen BFV-Spielbetrieb auf dem Platz und werden nicht nur in ihrer fußballerischen Karriere begleitet, sondern vor allem auch in der Persönlichkeitsentwicklung unterstützt: Respekt gegenüber Gegnern und Schiedsrichtern wird in Egweil ebenso großgeschrieben wie Punkte und Tore.
Um die eigene Jugendarbeit zeitgemäß darzustellen, gründete Bauer ein sechsköpfiges Team, das sich um die Öffentlichkeitsarbeit mit eigener Jugend-Website und Social-Media-Auftritt, die organisatorischen Aspekte wie Passanträge und Führungszeugnisse sowie die passende Ausstattung und das notwenige Equipment wie Trikots und Bälle kümmert. In den vergangenen beiden Jahren lag das Augenmerk von Bauer auf der Gründung einer eigenen Mädchenmannschaft. Über das „Ballbina kickt“-Schnuppertraining der BFV-Kampagne „Pro Amateurfußball“ gewann er 17 C-Juniorinnen, die schnell zu einer Einheit zusammenwuchsen und 2024/25 bereits in ihre zweite Spielzeit gehen.
Müsste man sich einen idealen Jugendleiter schnitzen, er wäre aus dem selben Holz gemacht wie Stefan Bauer – er ist ein herausragendes Beispiel für ehrenamtliches Engagement und die treibende Kraft für die Zukunft der Jugend beim TSV Egweil.
Jennifer Keck ist das Herz des TSV Buchenberg. Die 34-Jährige hat mit über 400 Spielen und 320 Toren für die Frauenmannschaft des Vereins längst Legendenstatus erreicht. Doch ihr Engagement beschränkt sich nicht nur auf das Spielfeld. Als stellvertretende Abteilungsleiterin und Jugendtrainerin setzt sie sich besonders für den Frauen- und Mädchenfußball ein und kämpft dafür, dass junge Spielerinnen im Verein bessere Bedingungen vorfinden, als zu ihrer Anfangszeit. Sie gründete eine Mädchenmannschaft und baute eine Spielgemeinschaft mit dem SV 29 Kempten auf – ein Meilenstein für den regionalen Frauenfußball.
Doch Jennifer Keck engagiert sich weit über den reinen Spielbetrieb hinaus. Sie ist eine unermüdliche Organisatorin, ohne die keine Vereinsfeier und kein Turnier beim TSV Buchenberg funktionieren würde. Ob Koordination der Helferinnen und Helfer, Catering oder Programmgestaltung – Jennifer plant alles und sorgt dafür, dass durch den Verkauf erhebliche Einnahmen für den Verein generiert werden. Jedes Jahr organisiert sie die Beteiligung des Klubs beim dreitägigen Open-Air in Buchenberg, das über 10.000 Besucher anzieht, und trägt damit einen fünfstelligen Betrag zum Vereinsbudget bei.
Dank ihres Engagements profitiert der TSV Buchenberg auch von zahlreichen Kampagnen und Gewinnspielen des Bayerischen Fußball-Verbandes und des Deutschen Fußball-Bundes. Beim DFB-Punktespiel sicherte sich ihrem Verein den Gold-Status und damit attraktive Prämien für den Vereinsalltag, von denen auch die anderen Ehrenamtlichen im Verein profitieren.
Besonders am Herzen liegt ihr der Schutz der Kinder. Jennifer Keck hat einen Ehrenkodex eingeführt und organisiert Präventionsangebote zu Themen wie Alkohol, Gewalt, Drogen und Missbrauch. Ebenso kümmert sie sich um die Integration von geflüchteten Menschen in den Verein. Jennifer ist immer zur Stelle – sei es beim Trikotwaschen, Festaufbau oder der Betreuung verletzter Spielerinnen und Spieler. Dank ihres Netzwerks findet sie für jedes Problem eine Lösung. Sie ist das Bindeglied, das den TSV Buchenberg zusammenhält.
Thomas Bielmeier, liebevoll „Bill“ genannt, ist das soziale Gewissen des SV Kollnburg. Als 1. Vorsitzender, sowohl von 2007 bis 2009 und erneut seit 2019, hat er den Verein auf beeindruckende Weise geprägt und weiterentwickelt. Der 46 Jahre alte Sonderpädagoge bringt dabei auch im Ehrenamt seine außergewöhnlichen sozialen Fähigkeiten und sein Organisationstalent ein.
Unter seiner Führung erlebte der SV Kollnburg einen beispiellosen Aufschwung. Mit der Gründung der Sportsparten „Fit & Gesund“ und „Soziales“ setzte er wichtige Impulse, die dem Verein nicht nur 80 neue Mitglieder brachten, sondern auch das Engagement für benachteiligte Kinder in den Fokus rückten. Die Sparte „Soziales“ generiert Spenden, schafft inklusive Angebote und fördert so gezielt diejenigen, die besondere Unterstützung benötigen. Sein Herz schlägt besonders für die Inklusion von Kindern mit Behinderungen – daher organisiert er regelmäßig Inklusionsfußballturniere, Ausflüge und Feste, die soziale Barrieren abbauen und Gemeinschaft stärken.
Thomas Bielmeier ist zudem ein Experte in der Sponsorenakquise und im Umgang mit Fördermitteln. So gelang es ihm, 80 Prozent der Kosten für den 2023 begonnenen Neubau des Vereinsheims durch Fördergelder zu decken – ein Betrag von stolzen 420.000 Euro. Die von ihm ins Leben gerufene Initiative „Kollnburg vereint“, ein Zusammenschluss von 23 Dorfvereinen, generierte über 70.000 Euro für die beteiligten Vereine.
Besonders beeindruckend ist sein Engagement für den Jugendfußball. Als er 2019 den Vorsitz übernahm, spielten gerade einmal 19 Kinder im Verein Fußball – heute sind es 120, davon 23 Prozent Mädchen. Mit speziellen Schnuppertrainings und Angeboten fördert er gezielt den Mädchenfußball. Jeder Mannschaft stellte er zwei Betreuer zur Seite und sorgte dafür, dass sich die Ehrenamtlichen regelmäßig fortbilden. Dank seiner Initiative wurde ein Vereinsbus angeschafft, und er hat es geschafft, viele Eltern aktiv in die Vereinsarbeit einzubinden.
Thomas Bielmeier ist ein unermüdlicher Motor, der den SV Kollnburg nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich voranbringt. Sein Engagement für Inklusion, Nachwuchsförderung und soziale Verantwortung ist wegweisend und macht ihn zu einer herausragenden Persönlichkeit im Ehrenamt.