Dem FC Memmingen aus der Regionalliga Bayern ist ein Transfercoup gelungen. Ab dem neuen Jahr geht der frühere Bundesliga-Profi Dominik Stroh-Engel, der mit 27 Toren für den SV Darmstadt 98 in der Saison 2013/2014 nach wie vor eine Bestmarke in der 3. Liga hält, für die Allgäuer auf Torejagd. Im Interview mit BFV.de erklärt der 36-Jährige die Gründe für seinen Wechsel, blickt auf eine Karriere zurück und berichtet von einem Makel in seiner Vita.
Nach nur einem halben Jahr in der dritten österreichischen Liga beim FC Kufstein schlagen Sie jetzt Ihre Zelte beim FC Memmingen auf. Hat Ihnen der deutsche Fußball gefehlt, Herr Stroh-Engel?
Dominik Stroh-Engel: Ich bin tatsächlich froh, wieder in Deutschland am Ball zu sein. Als das Angebot des FCM kam, musste ich nicht lange überlegen. Diese Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Der FCM hat sich für die Restrunde offenbar einiges vorgenommen. Erst kam der neue Trainer Fabian Adelmann, nun Sie. Hatten Sie bereits Kontakt?
Stroh-Engel: Wir haben vor den Feiertagen kurz miteinander telefoniert. Der erste Eindruck von ihm war sehr angenehm. Ich freue mich, ihn dann beim Trainingsstart am 10. Januar auch persönlich kennenzulernen. Aber auch generell hat mir die gesamte Perspektive gefallen, die mir der FC Memmingen geboten hat.
Wie sieht denn das Gesamtpaket aus?
Stroh-Engel: Mir wurde eine langfristige Perspektive in Aussicht gestellt. Nach meiner aktiven Laufbahn könnte ich im neuen Multifunktionsgebäude rund um die Jugend eine tragende Rolle übernehmen. Wir haben zwar noch nicht darüber gesprochen, welche Tätigkeit es am Ende genau sein wird. Ich könnte mir aber gut vorstellen, meine Erfahrungen an junge Spieler weiterzugeben und sie dabei auf ihrem Weg zum Profi zu begleiten.
Sie sind 36 Jahre. Wie fit fühlen Sie sich noch?
Stroh-Engel: Ich kenne meinen Körper und weiß, wozu ich noch in der Lage bin. Solange mir keine Verletzung das Leben schwermacht, will ich weiter auf dem Platz stehen und das machen, was ich am besten kann: Tore schießen. Ich würde von mir behaupten, dass ich für Tore garantieren kann.
Ihr Vertrag beim FC Kufstein lief eigentlich noch bis 2023. Warum kam es dennoch zur plötzlichen Vertragsauflösung?
Stroh-Engel: Weil ein Inverstor ausgestiegen ist. Der Verein ist danach auf mich zugekommen und hat mir die Situation erklärt. Am Ende war es wohl für beide Seiten das Beste, den Vertrag aufzulösen. Die gesamte Situation hat mir erneut gezeigt, dass der Verein eher semiprofessionell aufgestellt ist. Sowohl die Trainingsumfänge als auch die Intensität waren nicht ausreichend. Ich muss aber auch sagen, dass der FC Memmingen gute Kontakte und ein gutes Scouting bewiesen hat, als er direkt im Anschluss auf mich zukam.
Mit 27 Treffern für den SV Darmstadt 98 in der Saison 2013/2014 sind Sie nach wie vor der beste Torschützenkönig der 3. Liga. Was bedeutet Ihnen dieser Wert?
Stroh-Engel: Sehr viel! Ich bin nach wie vor sehr stolz auf diese Saison und freue mich, wenn dieser Rekord noch für einige Jahre Bestand hat. Ich weiß aber auch, dass es kein Top-Wert für die Ewigkeit ist. Wenn es jemand schafft, diese Marke zu überbieten, dann hat derjenige sich das auch redlich verdient. Dann werde ich den Kontakt suchen und ihm zu dieser herausragenden Leistung gratulieren.
Während Ihrer Laufbahn hatten Sie schon einige Spitznamen. Dazu gehören unter anderem "Dodo" und "Strohnaldo". Auf welchen hören Sie am meisten?
Stroh-Engel: Zu Hause werde ich immer noch Dodo genannt. Ich habe drei kleinere Schwestern. Eine konnte als kleines Kind meinen Namen nicht richtig aussprechen und hat dann einfach irgendwann nur noch Dodo statt Dominik gesagt. Strohnaldo wurde ich zuletzt in Unterhaching genannt. Zuhause werde ich zum Glück nicht so genannt.
Während Ihrer Laufbahn haben Sie so einiges erlebt. Woran denken Sie besonders gerne zurück?
Stroh-Engel: Ich werde niemals unseren Aufstieg mit dem SV Darmstadt 98 in die 2. Bundesliga im Jahr 2014 vergessen, vor allem das Rückspiel in der Relegation bei Arminia Bielefeld. Nachdem wir das Hinspiel zu Hause 1:3 verloren hatten, konnten wir uns mit einem Treffer in der Schlussphase noch in die Verlängerung retten. Aber auch da haben wir erst ein Gegentor kassiert. Erst nach mehr als 120 Minuten kam der erlösende Treffer zum 4:2 für uns. Wir haben gekämpft, geschwitzt und am Ende gewonnen. Der Aufstieg war in jeder Hinsicht sensationell und bleibt für immer in Erinnerung.
Ein Jahr später gelang der direkte Durchmarsch in die Bundesliga. Dort konnten Sie sich bei 22 Einsätzen für die "Lilien" allerdings nicht mit einem Tor auszeichnen. Ärgert Sie das?
Stroh-Engel: Auf jeden Fall. Ich hätte gerne auch in der höchsten Spielklasse getroffen. Jetzt kann ich das aber nicht mehr ändern. Ich bin aber auch so mit dem Verlauf meiner bisherigen Karriere vollkommen zufrieden und stolz darauf.
Was haben Sie sich mit dem FC Memmingen in dieser Saison noch vorgenommen?
Stroh-Engel: Ich hoffe natürlich, dass ich der Mannschaft mit meinen Toren helfen kann. Es wird sicherlich schwierig, zweistellig zu treffen. Wenn es am Ende aber sieben bis neun Tore werden und wir das Ziel Klassenverbleib erreichen, bin ich vollkommen zufrieden.
BFV-Interview: Filippos Kounelis/MSPW