1. Wie bist du zur Schiedsrichterei gekommen?
Fußball hat in meinem Leben immer eine große Rolle gespielt. Da ich von einem Spieler aus unserer U19 erfahren habe, dass er während des Lockdowns die Schiri- Ausbildung gemacht hat, war mein Interesse direkt geweckt und als Edwin mich fragte, ob ich mit ihm den Kurs machen will, war die Antwort eigentlich schon klar.
2. Spielst du selbst Fußball, oder hast du wegen deinem Schiedsrichterjob aufgehört – oder noch gar nicht gespielt?
Ich spiele beim ETSV Würzburg in der U17 und habe vor, weiter neben dem Schiri-Job auch aktiv zu spielen.
3. Was fasziniert dich an dem Job „Schiedsrichter“?
Auf dem Platz zu stehen und zu wissen, dass jeder nur darauf wartet, dass du einen Fehler machst. Wenn man dann eine richtige Entscheidung trifft fühlt sich das so ähnlich an, ein Tor geschossen zu haben. Das tolle am Schiedsrichtern ist, dass der Job so abwechslungsreich ist. Worauf ich mich z.B. noch freue, ist irgendwann als Schiedsrichter oder Assistent im Team das Spiel zu leiten.
4. Wann hast du damit angefangen und in welchen Ligen bzw. Bereichen wirst du eingesetzt?
Mitte September habe ich mein erstes Spiel gepfiffen. Das war in der Altersklasse U13, in der ich am häufigsten bis jetzt gepfiffen habe. In der U15 habe ich bis jetzt einmal gepfiffen.
5. Wie war aus deiner Sicht der Lehrgang auf dem Weg zum Schiedsrichterschein und was musstest du dort alles machen?
Der Lehrgang war Ende Januar 2020, also während des Lockdowns. Natürlich hatte ich da besonders viel Zeit, sodass das Lernen des Regelwerks relativ einfach war. In einem 3 oder 4 -wöchigen Onlinekurs, der aus Videokonferenzen und Onlinemodulen bestand wurden uns die Regeln beigebracht. Am Ende dieses Kurses mussten wir eine theoretische Prüfung ablegen. Bis wir dann die praktische Prüfung machen konnten sind wegen des Lockdowns allerdings noch ein paar Monate vergangen. Hier mussten wir nur zeigen, dass wir halbwegs fit sind.
6. Wie bist du an dein erstes Spiel herangegangen? Warst du eher aufgeregt oder locker? Und wie lief das Spiel?
Ein bisschen aufgeregt war ich natürlich schon, aber einen richtigen Plan hatte ich eigentlich nicht. Es hat ein wenig gebraucht, bis ich mich getraut habe bei engen Situationen ins Spiel einzugreifen. Das Spiel lief aber dann immer besser für mich, obwohl mich ein Spieler im weiteren Verlauf des Spiels beleidigte, woraufhin ich ihn nur verwarnt habe (mein Pate sagt, das war nicht streng genug). Am Ende war aber eigentlich jeder zufrieden und alle Beteiligten sehr nett zu mir.
7. Gab es bisher auch schon knifflige Situationen bei Spielen oder im Umfeld?
Regeltechnisch hatte ich eigentlich noch keine wirklichen Probleme. Bei einem Spiel wurde ich nach Abpfiff von zwei Spielern gefragt wie viel Geld ich gekriegt hätte. Daraufhin habe ich beiden dummerweise gelb gezeigt, obwohl einer im Spiel von mir schon verwarnt worden war. Da es im Jugendbereich keine gelb-rote Karte gibt und die 5-Minuten Strafe nach Abpfiff nicht mehr möglich ist, hätte ich den verwarnten Spieler des Feldes verweisen müssen. Stattdessen habe ich ihm eine 2. Gelbe Karte gegeben, die ich ihm im Spielbericht nicht mehr eintragen konnte. Das ist schon ziemlich dumm gelaufen.
8. Was sind die größten Herausforderungen für dich, wenn du ein Spiel leitest?
Ich glaube, was für mich eine größere Herausforderung als bei anderen Schiedsrichtern darstellt, ist es mir den Respekt bei den jungen Spielern zu erarbeiten, was wohl daran liegt, dass ich nicht viel älter bin als sie. Respektloses Verhalten habe ich in meinen wenigen Spielen leider bereits mehrmals erlebt. Das nervt mich schon, aber ich nehme mir das nie zu Herzen. Ich muss noch üben bei solchen Vorfällen härter durchzugreifen.
9. Siehst du deinen Job als Schiedsrichter auch als Möglichkeit, dich persönlich weiterzuentwickeln?
Ja, sicher.
10. Wenn ja, in welcher Form?
Zum einen lerne ich viel über den Umgang mit verschiedenen Arten von Menschen, wie man sie einschätzt und mit ihnen kommuniziert. Außerdem ist es als Schiedsrichter wichtig Selbstständig zu sein und Verantwortung tragen zu können. Wenn ich morgens um 11 nicht auf dem Platz stehe, wartet der ganze Sportplatz nur auf mich. Wenn ich dann aber auf dem Platz stehe und falsche Entscheidungen treffe, ist es verständlich, dass niemand zufrieden mit mir ist. Mit solchen Drucksituationen umzugehen ist auch etwas, was ich bim pfeifen lerne.
11. Ist die Kommunikation bei Spielen mit SpielerInnen, TrainerInnen oder ZuschauerInnen am schwierigsten?
Kommunikation mit Zuschauern gibt es bei mir eigentlich nicht. Wenn ein Zuschauer von außen etwas sagt, nehme ich das kaum wahr. Bei Trainern versuche ich auch Kommentare und Beschwerden zu ignorieren. Manchmal kommt es aber doch zu einem kurzen Wortwechsel, bei dem man manchmal seinem Gegenüber sagen muss, dass er endlich mal Ruhe geben soll. Gleichzeitig muss man dabei souverän bleiben um nicht die Autorität zu verlieren. Das ist für mich auf jeden Fall eine Herausforderung. Bei Spielern klappt die Kommunikation eigentlich ganz gut. Hier geht es meistens nur darum, zu erklären, warum man eine Entscheidung getroffen hat.
12. Warum sollten auch deine Freunde oder Freundinnen unbedingt SchiedsrichterIn werden?
Es ist einfach ein super spannendes und abwechslungsreiches Hobby, bei dem man viel dazu lernen kann und viel Spaß hat. Nebenbei kann man sich auch ein wenig was dazuverdienen, obwohl das Honorar für ein Spiel recht überschaubar ist (15€ + Spesen). Ein weiterer Anreiz für junge Sportler sind kostenlose Eintritte in alle deutschen Fußballstadien. Ich kann meinen Freunden eigentlich nur wärmstens empfehlen selber Schiedsrichter zu werden.
13. In der SR-Gruppe Haßberge bekommen JungschiedsrichterInnen „Paten“ zur Seite gestellt, die die JungschiedsrichterInnen bei den ersten Spielen begleiten und in der Pause sowie nach dem Spiel Dinge besprechen und analysieren. Gibt es das bei euch auch?
Ja, ich hatte in meinen ersten beiden Spielen einen Beobachter, der mir vor, im und nach dem Spiel geholfen hat und mir Sachen erklärt hat.
14. Wenn ja, wie findest du das? Hilft dir das weiter?
Das finde ich sehr gut, weil es mir viel Sicherheit im ersten Spiel gegeben hat und ich von meinen Paten wichtige und hilfreiche Tipps und gute Kritik erhalten habe, die einem sehr viel weiterhilft.