Als sich am vergangenen Sonntag die Mannschaften der Schiedsrichtergruppen Unterfrankens trafen, um zum 25. Mal zu bestimmen, welche fußballerisch denn die beste sei, wurde jedem Beobachter schnell klar, dass sich auch Schiedsrichter als Spieler genauso verhalten wie jene, die sie sonst zu zügeln versuchen. In einem sportlich durchaus ansprechenden Turnier in der Turnhalle am Sonnenstuhl in Randersacker ging es das ein oder andere Mal hoch her. Dabei fanden sich die einzigen Schiedsrichter, die an diesem Tag pfeifen mussten, in der paradoxen Rolle wieder, ihre geschätzten Kollegen ab und zu zur Räson bringen zu müssen. Am Ende gelang es der Vertretung aus Bad Neustadt in einer Neuauflage des Vorjahresfinales gegen Gerolzhofen ihren Titel erfolgreich zu verteidigen. Der sechsfache Titelträger und damit Rekordsieger, die SRG Würzburg, kam am Ende auf Platz drei.
Oswald Prozeller seit 1986 dabei
Oswald Prozeller, welcher seit 1986 zusammen mit dem Schiedsrichterobmann für den Bereich Würzburg, Helmut Zischek, dieses Turnier auf die Beine stellt, zeigte sich mit dem Turnierverlauf zufrieden: „Man sieht, dass alle Gruppen dieses Turnier ernst nehmen und ihre besten Mannschaften schicken, um hier etwas zu gewinnen. Im Vergleich zu früher sind die Spieler jünger. In den ersten Jahren war das Durchschnittsalter noch etwas höher. Daher sind die Spiele heutzutage schneller, aber Ehrgeiz und Feuer waren schon immer dabei.“ Prozeller, welcher von Bekannten auch einfach nur „Ossi“ genannt wird, pfeift seit 1983 für seinen Geburtsort Burggrumbach. Noch immer macht es ihm Spaß, Spiele zu leiten und seine Erfahrungen an den Nachwuchs weiterzugeben. Tatsächlich waren die meisten Spieler, welche für die von ihm betreute Mannschaft der Schiedsrichtergruppe Würzburg aufliefen, noch gar nicht geboren, als Prozeller zum ersten Mal die Pfeife in die Hand nahm. Mit Felix Otte stand dabei sogar ein Spieler auf dem Platz, welcher getrost als Enkel durchgehen könnte. Der gebürtige Estenfelder Otte begann seine Laufbahn bereits mit 15 Jahren und pfeift nun, zwei Jahre später, in der Kreisklasse Würzburg. Womöglich steht er damit am Anfang einer verheißungsvollen Karriere als Unparteiischer. Probleme mit dem Respekt auf dem Platz gibt es seiner Meinung nach selten: „Natürlich gibt es immer mal wieder einen, der meint, er müsste mich nicht ernst nehmen, weil ich sehr viel jünger bin als er. In der Regel gibt es aber keine Probleme. Im Endeffekt entscheidet nicht das Alter sondern die Leistung darüber, ob die Spieler Grund zum mosern haben oder nicht.“
SRG Gerolzhofen dominiert Vorrunde
Sportlich war es vor allem die Vertretung aus Gerolzhofen, welche in der Vorrunde ein dickes Ausrufezeichen setzte und ohne Punktverlust bei nur einem Gegentor als Sieger der Gruppe A souverän ins Halbfinale einzog. Ein wenig Glück brauchten hingegen die Kicker der SRG Würzburg rund um Otte, da sie aus vier Spielen nur fünf Punkte holten, auf Grund einer für sie günstigen Konstellation aber doch noch als Gruppenzweiter ebenfalls in die Vorschlussrunde einziehen konnten. Als einzige Frau des Turniers lief Susanne Grams für die SRG Kahl auf. Trotz ihrer schmalen Statur etablierte sie sich als beste Torschützin ihres Teams und stellte sportlich den einen oder anderen Kollegen in den Schatten. Für die nächste Runde reichte es für Kahl aber trotzdem nicht.
In der Gruppe B setzten sich die Titelverteidiger der SRG Bad Neustadt durch und zogen vor der SRG Aschaffenburg/Miltenberg ins Halbfinale ein. Sicherlich unter Wert geschlagen wurden die Kollegen der SRG Schweinfurt, welche ihr Können öfters andeuteten. Da sie aber leider keinen Auswechselspieler zur Verfügung hatten, fehlte am Ende die Kraft, um weiter vorne zu landen.
Bad Neustadt im Glück
Nachdem sich die SRG Gerolzhofen im ersten Halbfinale erneut ohne Gegentor gegen die SRG Aschaffenburg/Miltenberg durchgesetzt hatte, sahen die Anhänger der SRG Bad Neustadt ein sehr viel spannenderes Spiel. Zwar ging man früh in Führung, sah sich dann aber während eines Großteils des Spiels in die Defensive gedrängt. Die SRG Würzburg hätte durchaus zumindest ein Unentschieden und damit ein Siebenmeterschießen verdient gehabt, vergab die eigenen Chancen aber zum Teil kläglich und verlor unglücklich. Im Spiel um die goldene Ananas machten es Prozellers Schützlinge dann besser und sicherten sich im Siebenmeterschießen den dritten Platz.
Im Finale standen sich dann verdient die kickenden Schiedsrichter aus Gerolzhofen und Bad Neustadt gegenüber. In einem erneut sehr intensiven und spannenden Spiel fiel das entscheidende Tor erst kurz vor Schluss der zweiten Halbzeit der Verlängerung. Auch wenn Gerolzhofen bis dahin als die souveränere Mannschaft aufgetreten war, war der Turniersieg in den Augen Manfred Schäfers und seiner Mannschaft aus der Rhön verdient: „Wir haben in den Spielen immer ein wenig gebraucht, um in die Gänge zu kommen. Letztendlich finde ich aber schon, dass der Sieg in Ordnung geht.“ Die Frage, ob sich die Sieger ein Bier gönnen würden, verneinte er: „Wir werden erst einmal eine Flasche Asbach trinken – die haben wir immer dabei.“
Für Prozeller ist noch lange nicht Schluss
Während die Sieger feierten, waren es Prozeller und seine Kollegen selbst, welche den Müll wegräumten und abbauten. Alles in allem war der gelernte Bankkaufmann zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung. Auf die Frage, wie lange er selbst noch pfeifen möchte, antwortete der stets ruhig und freundlich wirkende Prozeller bescheiden: „So lange es geistig und körperlich noch geht, mache ich weiter, weil es mir nach wie vor Spaß macht. Das wichtigste für mich ist, dass man bei den Spielern ankommt und einen Draht zu ihnen entwickelt. Wenn ich irgendwann das Gefühl habe, dass ich auf dem Platz keinerlei Respekt mehr bekomme, dann werde ich aufhören.“ So wird Prozeller also auch weiterhin auf den Sportplätzen im Kreis Würzburg zu Hause sein, die eine oder andere Fehlentscheidung treffen (wie alle Schiedsrichter) und in Sachen Besonnenheit als Vorbild für den Nachwuchs dienen.
Quelle: Mainpost-Mitarbeiter Stephan Rinke
Ergebnisse:
Vorrunde
Gruppe A
Würzburg – Hassberge 1:1
Kitzingen/Ochsenfurt – Gerolzhofen 0:1
Würzburg – Kahl 6:0
Hassberge – Kitzingen/Ochsenfurt 2:2
Würzburg – Gerolzhofen 0:3
Hassberge – Kahl 2:3
Würzburg – Kitzingen/Ochsenfurt 0:0
Gerolzhofen – Kahl 6:0
Hassberge – Gerolzhofen 1:3
Kitzingen/Ochsnefurt – Kahl 2:2
Abschlusstabelle:
Punkte Tore
Gerolzhofen 12 13:1
Würzburg 5 7:4
Kahl 4 5:16
Kitzingen/Ochsenfurt 3 4:5
Hassberge 2 6:9
Gruppe B:
Bad Kissingen – Main-Spessart 3:2
Schweinfurt – Bad Neustadt 1:1
Bad Kissingen – Aschaffenburg/Miltenberg 0:3
Main-Spessart – Schweinfurt 3:2
Bad Kissingen – Bad Neustadt 1:3
Main-Spessart – Aschaffenburg/Miltenberg 2:2
Bad Kissingen – Schweinfurt 3:4
Bad Neustadt – Aschaffenburg/Miltenberg 3:0
Main-Spessart – Bad Neustadt 1:4
Schweinfurt – Aschaffenburg/Miltenberg 0:1
Abschlusstabelle:
Punkte Tore
Bad Neustadt 10 11:3
AB/Miltenberg 7 6:5
Main-Spessart 4 8:11
Schweinfurt 4 7:8
Bad Kissingen 3 7:12
Endrunde
Halbfinale
Gerolzhofen – Aschaffenburg/Miltenberg 2:0
Bad Neustadt – Würzburg 1:0
Spiel um Platz 9
Hassberge – Bad Kissingen 7:9 n.S.
Spiel um Platz 7
Kitzingen/Ochsenfurt - Schweinfurt 3:2
Spiel um Platz 5
Kahl – Main-Spessart 0:3
Spiel um Platz 3
Aschaffenburg/Miltenberg – Würzburg 6:8 n:S.
Finale
Gerolzhofen – Bad Neustadt 1:2 n.V.