1863 werden in England erstmals die Fußball-Spielregeln festgelegt; seitdem hat die neue Sportart auch auf dem Kontinent rasch Anhänger gefunden. Auch in Regensburg gründen sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Fußballvereine, der erste mit dem Turnverein von 1861, der heutigen RT, am 3.8.1903.
Schnell war der Spielbetrieb so umfangreich geworden, dass die Spiele nicht mehr allein von vereinseigenen Schiedsrichtern geleitet werden konnten, die sich ihre Regelkenntnisse (mehr oder weniger) selbst angeeignet hatten. So wurde nach dem Ersten Weltkrieg ein Zusammenschluss der Vereins-Schiedsrichter angestrebt, um auf diesem Weg die Regelauslegung zu vereinheitlichen und zu verbessern.
Auf Drängen des Deutschen Fußballbundes (DFB) waren es schließlich 26 Schiedsrichter - überwiegend vom Turnverein 1861 (heute RT), vom SSV Jahn und vom Sportclub, die 1919 im Regensburger Schöpperlbräu eine Schiedsrichter-Vereinigung gründeten. Willy Berger vom TV 1861 wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt.
Fortan erfolgt die Schiedsrichterfortbildung und die Spieleinteilung in wöchentlichen "Regelauslegungs-Abenden" vereinsunabhängig, damit neutral und zentral: ein entscheidender Schritt zum "Un-parteiischen".
Schnell gelang es, die Regensburger Schiedsrichtervereinigung zu einer weithin geachteten Gruppe zu entwickeln. In den zwanziger Jahren leiteten Schiris aus Regensburg Spiele auf höchster Verbandsebene in bayerischen Fußballmetropolen wie München, Nürnberg, Fürth oder Augsburg.
Hans Grabler und Fritz Ruhmann, beide vom SSV Jahn, waren es, die den Namen Regensburg weit über die Grenzen Bayerns hinaustrugen: In den 30er Jahren pfiffen beide etliche internationale Spiele. Ruhmann war 1931 als jüngster Schiedsrichter Deutschlands Leiter von Spitzenspielen wie 1860 München - Ambrosia Mailand und 1. FC Nürnberg - Sparta Prag.
Nach dem 2. Weltkrieg war es wiederum Fritz Ruhmann, der als Bezirksobmann einen schnellen Wiederaufbau des Schiedsrichterwesens in Regensburg und in der Oberpfalz einleitete. Diese großartige Pionierarbeit der Nachkriegsjahre begründete den bis heute nachwirkenden Ruf und Rang der der Regensburger Schiedsrichter weit über die Region hinaus.
Schnell wuchs in der Oberpfalz die Zahl der Referees von 80 (1945) auf nahezu 200 an. In der Chronik der Regensburger Schiedsrichter-Vereinigung, die anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens verfasst wurde, heißt es weiter über diese ruhmreichen Jahre:
"Der Ruf der oberpfälzischen Schiedsrichter hatte alsbald wieder einen guten Klang und bereits 1949 zählte Fritz Ruhmann zu den den zehn besten Schiedsrichtern der Oberliga (damals die höchste Spielklasse in Deutschland). (...)
Der Feier zum 30jährigen Bestehen im August 1949 wohnten der damalige OB Zitzler, Stadtrechtsrat Tschurtschenthaler sowie die gesamte Oberliga-Mannschaft des SSV Jahn bei (unter ihnen Sepp Hubeny, Zieberl Popp, Karl Schamriß, Josef Eisenschenk). (...)
Während Fritz Ruhmann allmählich in die Verwaltungsarbeit der Landesverbände Bayerns und Süddeutschlands hineinwuchs, dort als Regelreferent und Ausschußmitglied fungierte, erkletterte ein Nachwuchsmann die Sprossen der damaligen Oberliga. 1957 trug(...) "Zuckerl" Kandlbinder die höchste Auszeichnung FIFA-Schiedsrichter. Stolz war die Sport-Oberpfalz, die in Bayern und in der Bundesliga überhaupt als der kleinste Bezirk galt: 14 Länderspiele, 3 Länderspiel-Linienrichterspiele, 9 Europapokal-Spiele, 1 Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1960 (HSV - 1. FC Köln), 15 Endrundenspiele um die Deutsche Meisterschaft, 91 Oberliga- und Regionalligaspiele in den höchsten deutschen Spielklassen bis 1963 und 5 Spiele in der neugegründeten Bundesliga 1963/64 standen unter seiner erfolgreichen Leitung. Die Oberpfalz war im "Fußball-Deutschland" in aller Munde. Josef Kandlbinder, Erich Reil (Weiden) undAlfons Betz kamen sofort in der Bundesliga zum Einsatz. Als der Kaiserslauterner Schiedsrichter Dusch Deutschlands Nr. 1 war, wurde er von Kandlbinder bedrängt."
Den Spuren von Josef Kandlbinder, der übrigens selbst ein glänzender Fußballer war und gleich nach dem Krieg bei der RT in den Reihen jener legendären Mannschaft stand, die mit dem SSV Jahn um die Spitze in der obersten bayerischen Spielklasse rivalisierte, folgte in der Bundesliga Alfons Betz vom SSV Jahn. Er leitetete von 1963 - 1975 in den höchsten deutschen Spielklassen 87 Oberliga- und Bundesligaspiele; außerdem erhielt er 10 internationale Berufungen.
In den Siebziger Jahren repräsentierten herausragende Schiedsrichterpersönlichkeiten wie Rudi Arnold, sein Bruder Otmar Arnold, Hermann Kern, Hans Lenart, Boy Krieger, Bert Hacker, Fritz Stöbl, Karl Reinhardt, Heinz Fischer, Günter Perottoni die Regensburger Schiedsrichter auf höchster Verbandsebene in der Landesliga und Bayernliga, welche damals immerhin die dritthöchste (!) Fußballliga unterhalb der Bundes- und Regionalliga (später die 2. Bundesliga) waren.
So war Regensburg seit den achtziger Jahren kontinuierlich mit Schiedsrichtern in den höchsten bayerischen Verbandsligen vertreten.
Die Führung der Regensburger Schiedsrichter-Vereinigung lag nach dem Abtritt des langjährigen Kreis- und Bezirksobmanns August Spreitzer in den Händen von Günter Perottoni, Rudi Arnold, Günter Wagenlehner und Klaus Böttcher. Lehrwarte waren zu dieser Zeit im Wechsel a. Rudi Kammermeier,KarlHolzapfel, Wagenlehner, Perottoni, Böttcher, Beutelhauser, Schamriß.
Unter Ihnen wuchs die Mitgliederzahl der Schiedsrichtergruppe auf über 400 Schiedsrichter an, obwohl Ende der 80-er Jahre die Schiedsrichter des westlichen Landkreises sich zu einer eigenen Gruppe in Parsberg zusammenschlossen. Neulingskurse mit bis 50 erfolgreichen Teilnehmern waren keine Seltenheit.
In der nachfolgenden Übersicht tauchen klangvolle Namen Regensburger Spielleiter auf, die bis heute das Ansehen der hiesigen Schiedsrichtergruppe in Bayern und darüber hinaus verkörpern:
Jubiläumsjahr 1969 - 50-jähriges
Landesliga: Arnold Ottmar, Arnold Rudi, Moskau Günter, Reinhardt Karl, Semmler "Harti", Spreitzer August
Bayernliga: Hacker Bert, Krieger "Boy", Lenart Hans
1. Bundesliga: Betz Alfons
Jubiläumsjahr 1979 - 60-jähriges
Landesliga: Arnold Rudi, Fischer Heinz, Lorenz Hans, Schätzl Norbert, Stöbl Fritz
Bayernliga: Arnold Ottmar, Kern Hermann, Reinhardt Karl
Jubiläumsjahr 1994 - 75-jähriges
Landesliga: Heindl Heinrich, Treitinger Manfred
Jubiläumsjahr 1999 - 80-jähriges
Bayernliga: Dimmelmeier Werner
Im neuen Jahrtausend trugen die Anstrengungen von Günter Wagenlehner als Obmann und von Joachim Schamriß (Lehrwart), Heiner Heindl, Ludwig Hausner, Hubert Schmidt, Manfred Treittinger und Alfons Weigert im Lehrstab Früchte: Durch eine intensive Nachwuchsbetreuung und -förderung gelang es einer drohenden Überalterung der Gruppe gegenzuwirken und durch intensives Coaching auf Kreisebene jungen Kameraden zum Weg in die Bezirks- und auch Verbandsspielklassen nach oben zu verhelfen.
Höhepunkt dieser Entwicklung ist der Aufstieg von Edi Beitinger (DJK Regensburg 06) bis in die 3. Bundesliga, neuerdings verbunden mit Einsätzen als Assistent in der 2. Bundesliga. Damit hat es nach über 30 Jahren wieder ein Regensburger Schiedsrichter geschafft, in den Rang eines DFB-Schiedsrichters zu gelangen.
Günter Wagenlehner ist 2009 nach seinem freiwilligen Ausscheiden aus dem Amt des Bezirksschiedsrichterobmanns zum Oberpfälzer Ehrenschiedsrichterobmann ernannt worden. Über ein Jahrzehnt hinweg hatte der die Geschicke des Bezirks, nach mitunter stürmischen Jahren in den achtziger und neunziger Jahren, in ruhiges Fahrwasser lenken können. Sein großes Verdienst ist es, dass ihm die Konsolidierung des Oberpfälzer Schiedsrichterbezirks, des zahlenmäßig kleinsten in Bayern, nachhaltig gelungen ist. An seiner Stelle ist dieses Jahr Alfons Weigert (SV Keilberg) in den Bezirksschiedsrichterausschuss als Beisitzer mit der verantwortungsvollen Aufgabe der Schiedsrichtereinteilung in den Bezirksligen und in der Bezirksoberliga aufgerückt.
2010 kam es auch bei den Neuwahlen in Regensburg, immer noch eine der mitgliederstärksten Gruppen Bayerns, zu einem Führungswechsel. Zum neuen Obmann der SR-Gruppe Regensburg wurde der langjährige erfolgreiche Bezirksschiedsrichter Peter Langensteiner aus Obertraubling gewählt, der Lehrstab verblieb in den Händen von Joachim Schamriß und Ludwig Hausner; ein junges Team talentierter Nachwuchs-SR soll in diesem Gremium für frischen Wind sorgen.
J. Schamriß