Hochkarätiger Referent und ein Jubiläum besonderer Art
Bevor der mit Spannung erwartete Gastreferent in der Juni-Versammlung (03.06.2019) den Saal für sich einnehmen durfte, galt es, einen langjährigen und äußerst kompetenten Schiedsrichterkollegen zu ehren.
50-jähriges Schiedsrichterjubiläum
Mit Franz Kick darf ein Urgestein im Schiedsrichterwesen auf eine inzwischen über 50-jährige Schiedsrichterkarriere zurückblicken, und das mit Stolz. Jahrelang war er als Beobachter bis in die höchste Amateurklasse Bayerns, der Regionalliga, eingesetzt und brachte durch sein fachliches Know-how so auch einige Talente auf den richtigen Weg. Inzwischen hat er Abstand genommen vom aktiven Beobachtergeschäft, was aber nicht heißen mag, dass man ihn auf keinem Fußballplatz mehr findet. Vor allem unsere jungen SR-Kollegen aus der Gruppe profitieren jetzt davon, weil er ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht. Das wichtigste ist Gesundheit und der Wunsch, dass Du auch weiterhin die Gruppe unterstützt.
Ein Hesse begeistert die Oberpfälzer Schiedsrichter
Absolutes "Highlight" war das packende, fesselnde und mitreißende Referat vom ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter und amtierenden DFB-Lehrwart Lutz Wagner aus Hofheim.
Mit knapp 200 Spielen in der 1. Bundesliga, insgesamt 450 Spiele im Profibereich, dazu noch internationale Erfahrung an der Pfeife und seit 2010 leitender Koordinator des DFB für Regelauslegung, geballte fachliche Kompetenz, gepaart mit Lebendigkeit und einer ausgeprägten Rhetorik begeisterte er Jung und Alt an diesem Abend.
Fast 2 Stunden, ohne Mikrofon, Pause und Manuskript (bis auf den Beamer) schaffte es der Hesse, die anwesenden Schiedsrichter durch seinen launigen, kurzweiligen Vortrag in den Bann zu ziehen. Anhand von Beispielszenen aus den Profibereich zeigte Lutz deutlich auf, wie schnell ein Referee die Übersicht verlieren kann, wenn er den Ball nicht im Blick hat. Frei nach dem Motto und Hinweis: "Der Ball ist das Allerwichtigste für euch". "Das geht so gar nicht", erklärt er immer wieder bei einzelnen Szenen, in denen sich der SR nicht richtig verhält und eine falsche Entscheidung trifft. Das richtige Stellungsspiel ist das A und O für jeden Schiedsrichter. Nur wer clever und richtig steht und dabei Spielzüge antizipieren kann, kann richtig entscheiden.
Wir Schiedsrichter sind eine Familie, ein Team und dabei ist es egal, ob jemand 14 oder 84 Jahre alt ist, so Lutz Wagner. Wir haben bundesweit ca. 58 000 SR, davon pfeife aber nur ein kleiner Teil, nämlich ca. 6,4 Prozent, Spiele ab der Bezirksliga aufwärts. Bei Sonnenschein und wenn die Heimelf 3:0 in Führung liegt, dann können mehr SR ein Bundesligaspiel leiten. Anders sehe es aber aus, wenn es 0:1 steht und die Fans "Hängt ihn auf, die schwarze Sau", singen. Unter solch einem Druck haben wir nur noch 20, die das schaffen.
Wie wird man ein Top-Schiedsrichter?
Schaut euch Fußballspiele an, immer wieder und beobachtet, wie dort bewertet und entschieden wird. Körperliche Fitness, Regelsicherheit und ein authentisches Auftreten sind elementar wichtige Grundlagen für einen guten Schiedsrichter. Ihr müsst von Beginn an auf dem Spielfeld präsent sein. Automatisiert eure Abläufe, so habt ihr mehr Spielraum für Unerwartetes. Wichtig ist es auch, ein Foulspiel bereits vor der Entstehung zu erahnen, betont Lutz und fordert im gleichen Atemzug eine hohe Laufbereitschaft sowie die Fähigkeit, ein Spiel zu lesen. Präsenz schafft Persönlichkeit! Zieht auch in euren Entscheidungen die Spielerreaktionen mit ein, fordert irgendjemand auf dem Platz einen Pfiff?
Rhetorisch geschickt nahm der Referent die anwesenden Unparteiischen mit, vor allem die jüngeren Kollegen mussten sich bei den dargestellten Videoszenen zu einer spontanen Entscheidung entschließen und lagen mit ihren Antworten nicht immer richtig. Mannomann, das ist Basiswissen "rüffelte" der Regelhüter halb im Scherz.
Dickes Lob für ein Aushängeschild der Gruppe
Beide kennen sich bereits seit Jahrzehnten und haben gemeinsam viel erlebt. Nichtsdestotrotz bekam unser DFB-Beobachter Karl-Heinz Schleier eine besondere Belobigung: "Du machst als Beobachter/Coach im Profibereich einen absolut hervorragenden Job".
Am Ende des Referates und einem langen Applaus bedankten sich Obmann Willi Hirsch und Lehrwart Manfred Naber bei Lutz Wagner und überreichten ihm einen Geschenkkorb mit Oberpfälzer Spezialitäten.
Dass man Lutz Wagner als Gastreferent gewinnen konnte, war unserem Lehrstabsmitglied Michael Ott zu verdanken, beide kennen sich aus früheren Zeiten. Danke!
(Text und Bild Stephan Hubmann)