WEINGARTS. Seit 75 Jahren trifft sich die Schiedsrichtergruppe Forchheim zur vorweihnachtlichen Feier. In Weingarts gab es viele Ehrungen für langjährigen aktiven Dienst auf dem Platz. Dabei stachen zwei "Men in Black" ganz besonders heraus: Reinhold Lindenberger aus Hallerndorf wurde für sein außerordentliches Engagement in den letzten 42 Jahre zum Ehrenmitglied ernannt. Und Fritz Kratz aus Adelsdorf/Uttstadt wurde für unfassbare 50 Jahre an der Pfeife ausgezeichnet.
Er hat nur wenige Jahre selbst gegen den Ball getreten. Schon früh stand für Fritz Kratz (SC Hertha Aisch) fest, dass er Schiedsrichter werden wollte. „Beides gleichzeitig geht nicht“. Mit gerade einmal 19 Jahren besuchte er den Neulingslehrgang im Gasthaus „Weißen Lamm“ in Forchheim. „Ich war damals einer der Jüngsten“. Die Spiele hätten oft auf Plätzen stattgefunden, auf denen man heute nicht mehr anpfeifen würde. „Umziehen musste ich mich oft genug im Heizungsraum. Manchmal gab es nur kaltes Wasser zum Duschen oder wie in Weißenohe eine Wanne mit Wasser“. Es gelang Kratz auf Grund seiner Leistungen, in kürzester Zeit bis in die Bezirksliga aufzusteigen. Dort habe ein hohes Niveau geherrscht. Das habe man schon daran sehen können, dass überall ehemalige FCN-Spieler als Trainer engagiert waren. „Als Assistent stand ich sogar in der Landesliga an der Seitenlinie“. Mit großer Freude erinnert sich Kratz noch an die legendären Grillabende in der Bretterhütte oberhalb des Sportplatzes in Weilersbach. „Da waren die Schiedsrichter-Kollegen Karl Sebald und Georg Hönig unsere Gastgeber“. Er erinnert sich an ein Schafkopfrennen der Schiedsrichter in Buckenhofen mit sagenhaften 66 Teilnehmern und einem Sieger: Fritz Kratz. Und er erinnert sich an die vielen Ausflüge der Wandergruppe, die er vor drei Jahrzehnten mitgegründet hat.
An der Seite Fritz Kratzens schwenkte jahrelang Reinhold Lindenberger (DJK Hallerndorf) die Flagge. Mit einer Unterbrechung von sieben Jahren leitete er von 1974 bis 2019 Fußballspiele. Ihn ernannte man nun zum Ehrenmitglied. Sein Heimatverein war anfangs der ASV Herzogenaurach, wo er in der Jugend-Bayernliga dem Ball hinterher gerannt ist. Es folgten Oesdorf, Wimmelbach, Hallerndorf, Hausen und Zeckern. Mal als Spieler, dann als Spielertrainer und zuletzt nur noch als Trainer. Als „Man in Black“ stieg er in kürzester Zeit von der C-Klasse bis in die Landesliga auf. „Dort pfiff er drei Saisonen, bis er freiwillig ausschied und den Platz einem jüngeren Kollegen überließ,“ so SR-Ehrenobmann Benno Dorn aus Buckenhofen. Lindenberger erinnert sich noch an ein Bezirksoberliga-Spiel in Weismain, in dem es drunter und drüber ging. Am Ende bekamen er und seine Linienrichter von verärgerten Fans eine Bierdusche und vom Heimverein ein Hausverbot. Er erinnert sich aber auch an die jahrelangen Pflichttrainings der Schiedsrichtergruppe auf dem nun stillgelegten Jahngelände in Forchheim. Und natürlich an die Zeiten als Trainer und Betreuer der Schiedsrichter-Mannschaft.
Neben den „lebenden Legenden“ wurden auch noch viele andere Schiedsrichter für langjährigen Dienst an der Pfeife ausgezeichnet. Die akive Zeit reichte dabei von zehn bis zu 40 Jahren. Auf Grund der Vielzahl an geehrten Sportlern nur eine kleine Auswahl: Dazu gehört Miriam Beetz (DJK Kersbach), die es bis in die Juniorinnen-Bundesliga geschafft hat. „Sie ist aber nur im Einsatz, solange der Club nicht spielt“, so SR-Obmann Christoph Stühler aus Heroldsbach. Außerdem Maurice Dorsch (SV Geisfeld), der mit seinem Vater Marc und seinem Bruder Fabrice ein Gespann bildet. Der junge Referee stammt ursprünglich aus Nürnberg und war Teil des Wahlkampfteams des Ministerpräsidenten Markus Söder. Oder Jonathan Lorenz (DJK-SV Oesdorf), der früher die Schiedsrichter-Mannschaft trainiert hat und sich nun als „Mister Social Media“ um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert.
Nicht zu vergessen die „Joker“ Roland Fiebich (SC Heiligenstadt), Norbert Kaul (FC Wichsenstein) oder Hans Glaser (SV Hetzles). „Sie sind sich für kein Spiel zu schade“, so Stühler. Wenn man sie brauche, seien sie zur Stelle, egal in welcher Altersklasse oder Liga. Vor fünf Jahren gab Dieter Wolf (DJK Eggolsheim) nach mehreren schweren Verletzungen sein Karriereende bekannt. Nun ist er wieder im Einsatz und für seine souveräne Leitung berühmt. Für Werner Sperling (SV Buckenhofen) gab es verletzungsbedingt kein Comeback. Dafür engagiert er sich bei seinem Heimatverein als Platzkassier und im Ordnungsdienst, sowie als Schiedsrichter-Betreuer. Diese Art der Nachwuchsförderung ist es auch, die Karl Wagner (SV Langensendelbach) und Robert Heiß (SpVgg Effeltrich) am Herzen liegt. Mario Hofmann (SpVgg-DJK Heroldsbach-Thurn) und Karl-Heinz „Charly“ Doneff (DJK Weingarts) sind die „Dauerbrenner“ unter den Schiedsrichtern mit vielen hundert Einsätzen. Seit mehr als 35 Jahren sind sie jedes Wochenende unterwegs. „Sie grasen quasi jeden Sportplatz ab“, so Obmann Stühler. Insgesamt wurden 41 Mitglieder der Schiedsrichter-Gruppe geehrt.