„Ich hab‘ als Kind nie Fußball im Verein gespielt!“
Das ist für mich im Gespräch mit Manfred Ringer, dem Leiter der Geschäftsstelle des BFV Schwaben, eine unerhörte Aussage! „Ja warum denn das?“, frage ich völlig verdattert. „Weil meine Mutter der Meinung war, dass Schule und Fußball sich nicht vertragen“, so die lapidare Antwort, die allen Diskussionen ein Ende setzte. Aber! … (Bereits während seines nächsten Satzes purzeln die Mosaikteile meines Weltbilds wieder an die richtige Stelle.): „Sie hat nur nicht kapiert, dass ich trotzdem achtmal in der Woche Fußball gespielt habe.“
Mein Gegenüber erzählt weiter und in mir macht sich das gute Gefühl breit, einen Menschen doch richtig eingeschätzt zu haben. Als unser „Wiesen-Fußballer“ Manfred nämlich volljährig war, gründeten seine Kumpels von der Spickel- (Stadtteil in Augsburg)-Wiese einen neuen Verein: „Forest Haunstetten“. Allein der Name entlockt mir schon ein Schmunzeln! Da gab’s dann kein Pardon mehr: „Und du machsch mit!“, hieß es auf gut „Augschburgerisch“, worauf plötzlich regelmäßiges und pünktliches Training angesagt war und das auch noch zweimal pro Woche! Für den freiheitsliebenden Sunnyboy, der sich noch nie einengen lassen wollte, ein No-go. Nun gut, man konnte sich wenigstens einmal mit der Ausrede „Uni“ drücken, aber dann …? Und so war die hoffnungsvolle Profikarriere des Manfred Ringer, der schon immer lieber den Gegner zweimal hintereinander tunnelte als das zu unterlassen und auf direktem Weg das das Tor zu treffen, dessen Definition des Fußballs seit jeher „Spaß“ oder „Freude“ und nicht „Ehrgeiz“ hieß, nach einem Vierteljahr beendet.
Genau das macht ihn aus, den Freigeist der schwäbischen Führungsriege. Er liebt und lebt den Fußball in wirklich all seinen Schattierungen, er setzt seine gesamten herausragenden Eigenschaften wie Genauigkeit, umfassendes Wissen, Organisationstalent, akribisch exaktes Arbeiten und menschliche Emapthie sowohl beruflich als auch ehrenamtlich für den Fußball ein, aber er lässt sich nicht verbiegen! Daneben sorgen Offenheit und ein gerüttelt‘ Maß an Charme immer wieder für den richtigen Weg. Das musste auch unser schwäbisches Urgestein Armin Klughammer erfahren, der vor Jahren einmal unbedingt von jetzt auf gleich sämtliche Bilder für ein Jahresjournal wollte (was eine Heidenarbeit ist!!!) und aufgrund von Prioritäten nicht umgehend bedient werden konnte. Armin war „not amused“ und zog sich in den Schmollwinkel zurück. Nach Wochen trafen sich die beiden Herren zufällig in einem Augsburger Café. Manfred setzte sich zu Armin an den Tisch und fragte: „Du, hast du was gegen mich?“ Es herrschte dann zwar ein Augenblick ungläubiger Stille, aber das Eis war gebrochen, der Weg zu einem Gespräch geebnet.
Die besagte Unabhängigkeit, die Freiheit eigener Entscheidungen und auch eine gewisse Flexibilität, all dies hat Manfred Ringer auf seinem Lebensweg nicht geschadet. Der inzwischen 62-Jährige ging mit seinem Vater ins Rosenau-Stadion seit er zwei Jahre alt war. Der Vater war Fan, Mitglied und ehrenamtlicher Mitarbeiter des BC Augsburg, dann des FC Augsburg und kannte die Menschen des gesamten Umfelds, natürlich auch Armin Klughammer. Als der legendäre Helmut Haller 1973 von seiner Zeit in Italien zum FC Augsburg zurückkehrte, zog Teenie Manfred Ringer vom Sitzplatz neben seinem Vater auf der Ehrentribüne in den Fanblock um und hatte fortan seinen Stammplatz dicht unter der Anzeigetafel. Seine „Funktionärs-Wiege“ stand bei der FCA-Skiabteilung. Mit 16 saß er bei jedem Heimspiel im Kassenhäuschen des FCA, 1980 nach dem Abschiedsspiel von Haller schlug ihn der damalige FCA-Präsident Erich Hartmann zum Kassierer vor, ein Job, den er 20 Jahre innehatte. Auch schwere Zeiten erlebte der Vater eines mittlerweile 26-jährigen Sohns dort mit: „Bei Pech hatten wir nur zweistellige Zuschauerzahlen!“ Richtige Kontakte zum BFV knüpfte Manfred Ringer dann 1985 anlässlich des Länderspiels gegen Bulgarien auf Augsburger Boden. Mittlerweile ist er lange Jahre der Vorsitzende der „Ski- und Bergfreunde“ (ehemalige Skiabteilung) des FCA, als Nachfolger des verstorbenen Peter Bircks wurde er in den Aufsichtsrat des FCA gewählt.
Der Fußball ist im Leben des Wahl-Steppachers eng verwoben mit der beruflichen Laufbahn. Er begann nach dem Abitur ein Jurastudium, sein Schwerpunkt lag damals im sozialen Bereich, er strebte als Fernziel ein Amt als Jugendrichter an. Doch dann kam Armin Klughammer, der damals kurz vor seiner Wahl zum Verbands-Spielleiter stand, mit der Frage, ob er Interesse an einem Job als Geschäftsstellenleiter beim BFV Schwaben hätte. Manfred Ringer ließ sich von der Uni beurlauben, schaute sich sein Aufgabengebiet an und machte schließlich sein Hobby zum Beruf.
Auf meine Nachfrage, ob er seinen Schritt je bereut habe, kommt ein klares Nein. Er hatte aus dieser Entscheidung keine Nachteile, er hatte jahrzehntelang ein einzigartiges Arbeitsklima, er lernte im Umgang mit Menschen und in Strategien der Organisation dazu, er kann nach eigener Aussage aufgrund seines Jobs unfallfrei vor Hunderten von Menschen sprechen. Zusammengefasst hat er den richtigen Weg gefunden und seine damalige Entscheidung für den Fußball nie bereut. Ich muss wirklich sagen, dass Manfred Ringer diese Haltung auch nach außen transportiert; er wirkt an seinem Schreibtisch in der Geschäftsstelle so, als sei der dort hineingeboren! Einen solchen „Stand“ musste er sich natürlich zuerst erarbeiten. Bei mir laufen fast die Tränen vor Lachen, als er von seiner ersten Aufgabe erzählt, der Organisation einer Veranstaltung zur Wahl des neuen Bezirks-Spielleiters, und zugibt: „Ich habe damals geglaubt, ich bin im falschen Film!“ Wer die Beteiligten der Geschichte kennt, weiß, dass sie mit all ihren Ecken und Kanten wirkliche Vorbilder in Bezug auf ihre leidenschaftliche Arbeit für den BFV sind und waren.
Im Hotel Zeller in Haunstetten stellten sich die drei absolut gegensätzlichen Persönlichkeiten also für die genannte Funktion zur Verfügung. Der damalige Augsburger Spielleiter Hans Lang nahm seine Aufgabe sehr ernst, wirkte deswegen äußerst sachlich und vielleicht sogar etwas einschläfernd. Der ehemalige Spielleiter Helmut Weihele, der sich später den Spitznamen „König des Allgäus“ einhandelte, hatte eine Vereinsfeier vom Vorabend noch in den Knochen und wirkte deswegen etwas „übernächtig“, und der dritte Kandidat, der die Wahl dann auch gewann, war unser langjähriger Bezirks-Spielleiter aus dem hohen Norden der BRD und späterer Bezirksvorsitzender Volker Wedel, der schon aufgrund seiner formreinen Interpretation der deutschen Sprache im Bayern des Jahres 1985 sofort auffiel und sich so später (auch wegen seiner Ingenieurstätigkeit im Atomkraftwerk Gundremmingen) die „ehrenvolle“ Beschreibung „atomverseuchter Nordseehummer“ gefallen lassen musste. Da glaub ich wirklich gerne, dass dieser Abend damals – wenn man neu war und die Leute nicht kannte, - eine außergewöhnliche Veranstaltung war.
Angesprochen auf bedeutsame und prägende Ereignisse oder Menschen nennt Manfred Ringer den langjährigen Bezirksvorsitzenden Hermann Güller, der alle kannte, alles wusste und seine ganze Kraft in den Dienst des Fußballs stellte und er erinnert an den ehemaligen Vorsitzenden des Bezirks-Sportgerichts Ernst Hörster, dessen Spitzname „Papa gnädig“ den empathischen Menschen hinter diesem Titel beschreibt. Als wichtigstes Ereignis stuft er die Einführung der drei schwäbischen Fußball-Kreise ein, mit der sich 2006 Arbeitsstrukturen, Informationswege und Hierarchien änderten. Nicht zuletzt nennt er als wichtigste Aufgabe der Zukunft das immer noch aktuelle Motto „Verband und Vereine – ein Team: „Wir gehen alle dem gleichen Hobby nach, egal ob Vereine, ehrenamtliche Funktionäre oder Verband. Deswegen müssen wir zur Lösung unserer Probleme miteinander reden, nicht übereinander und oft reicht schon ein Gespräch, damit die Dinge wieder ins Lot kommen!“
Wie wahr!