Am Rand des schwäbischen Bezirkstags habe ich Jona Raab interviewt. Ich hatte den jungen Mann vorher nur einmal gesehen, war zufällig in der Geschäftsstelle, als er sich unserem BV Christoph Kern vorstellte. Der 26-Jährige wirkte auf Anhieb sympathisch, ging völlig unbefangen auf mich zu und so konnten wir ansatzlos ins Gespräch kommen. Irgendwie merkt man es gleich, wenn man in dieselbe Richtung tickt.
Nur eine Einschränkung in Form einer Schrecksekunde musste ich hinnehmen. Auf die Frage nach seinen Hobbys erzählt mir dieser freundliche und liebenswürdige junge Mensch doch glatt, dass er gerne in die Natur und auch schwimmen geht und „Stadiongänger“ ist, ein Fan des VfB Stuttgart …?!? Er besitzt dort eine Dauerkarte und gehört mit seiner Freundin Emilie, die den VfB ebenfalls glühend verehrt, zu den Stammgästen. Und das mir, der Augsburgerin, der in der Nähe von München lebenden Funktionärin, deren Leidenschaft eigentlich nur die Buchstaben F und C in Zusammenhang mit der Fußball-Bundesliga zulässt!!
Jetzt, am Abend des 22. April 2022 wird Jona Raab zum U30-Vertreter in den Bezirksausschuss des BFV Schwaben gewählt. Seine Vorgeschichte zeigt wieder einmal, dass Vereine und Verband im Schulterschluss am stärksten sind.
Jona kommt aus Oettingen. Er spielte Fußball im Verein seit er fünf Jahre alt war, zuerst bei seinem Heimatverein, dem SV Niederhofen-Ehingen, dann beim TSV Wemding. Mit elf kam er über die Talentsichtung zum DFB-Stützpunkt Deiningen/Nördlingen, wo er vier Jahre lang gefördert werden konnte. Nach weiteren Stationen im Jugendfußball beim TSV Nördlingen und der JFG Riesrand Nord Oettingen kehrte er 2015 im Herrenbereich zum SV Niederhofen/Ehingen zurück.
Man kann sich vorstellen, dass es ihm hart ankam, als er mit 20 Jahren verletzungsbedingt seine aktive Fußball-Laufbahn beenden musste. Doch ein Loslassen des Fußballs war für den damaligen Mitarbeiter des Controllings in der Sparkasse Donauwörth undenkbar. Er wurde 2016 zuerst Jugendtrainer bei seinem SVN und dann aufgrund seines beruflichen Hintergrunds als 2. Kassierer ein Mitglied der Vorstandschaft. Dann folgten drei ereignisreiche Jahre. Jona arbeitete parallel zu seinen bisherigen Aufgaben als U15- und U17-Trainer bei der JFG Riesrand Nord, übernahm das Amt des Abteilungsleiters Jugend beim SVN, erwarb die Trainer-C-Lizenz und machte seine Schiedsrichterprüfung.
Da war es kein Wunder, dass der Oettinger 2019 als „Fußballheld“ vorgeschlagen wurde und im November 2019 diese Auszeichnung auch erhielt. Die Idee „Fußballhelden – Aktion junges Ehrenamt“ des DFB richtet sich speziell an junge, talentierte Ehrenamtliche, die sich im Verein durch besondere Leistungen hervorgehoben haben. Jona wurde als Kreissieger Donau zusammen mit zwei weiteren Schwaben von Spitzenfunktonären des BFV in Regensburg geehrt.
So kam es, dass er in Kontakt kam mit dem U30-Netzwerk, das ihn schließlich auch zur Kandidatur als U30-Vertreter veranlasste. Aktuell absolviert Jona ein Masterstudium „Sportmanagement mit Branchenfokus Fußball“, erwirbt gerade die Trainer-B-Lizenz und ist nach eigenen Worten „nach dem Leerlauf Corona nur noch Trainer beim FC Nordries und Schiedsrichter in der SRG Nordschwaben.“
Die Dauer eines Fußballspiels, nämlich 90 Minuten später wird dieser junge und doch schon so erfahrene Mann als U30-Vertreter des Fußballbezirks Schwaben gewählt. Damit hat auch der eingangs schon erwähnte Schulterschluss Vereine und Verband funktioniert. Denn dass Jona Raab vom SV Niederhofen-Ehingen unser Verbandsleben bereichern wird, ist schon wegen seiner Ziele unbestritten. Die Antwort auf eine diesbezügliche Interview-Frage überrascht mich in mehrfacher Hinsicht; sie ist schlüssig, umfangreich und tiefgründig, mein Gegenüber hat vor seiner Wahl gründlich nachgedacht: „Ich bin gerne ehrenamtlich tätig und habe mich durch diesen DFB-Titel „Fußballheld“ näher mit dem BFV und seinen Ausprägungen beschäftigt. Früher war der BFV für mich ein „Riese“, an den man sich nicht hin traut. Genau deshalb möchte ich jungen Leuten zeigen wie BFV geht.“
Wie er das erreichen will, hat das frisch gebackene jüngste Mitglied des schwäbischen Bezirksausschusses auch schon geplant. Er will mit Netzwerkveranstaltungen im Bezirk oder in den Kreisen Ideen sammeln und vorstellen, wie sich der Nachwuchs in den Vereinen einbringen kann und dadurch eine Hinführung zum Ehrenamt erreichen. Er will Ansprechpartner für Fragen, Pläne und Probleme sein, will präsent sein bei den Vereinen, am Rande des Spielfelds. Dass er durch seine bisherige Laufbahn bereits viele Vereine kennt und zudem aktuell Trainer einer Herrenmannschaft ist, wird ihm dabei sicherlich zum Vorteil gereichen, frei nach dem Motto „mittendrin statt nur dabei.“
Mir gefällt sie gut, die bisherige Geschichte des Jona Raab, ich werde sie aufmerksam weiterverfolgen. Bestätigt sich doch meine Meinung, dass gut ausgebildete Leute aus den Vereinen beim Verband arbeiten sollten, um den Vereinen als Ganzes wieder etwas zurückzugeben. Also los! Die Zukunft kann beginnen!