Andreas Czerny, der erste Vorsitzende des FCR, ist von einer Weltmeisterin ausgezeichnet worden. Wie er diesen besonderen Tag erlebt.
Es war eine Geheimaktion. Denn normalerweise wissen diejenigen, die von ihrem Verein für den jährlich verliehehenen Ehrenamtspreis des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) vorgeschlagen werden Bescheid. Nicht so Andreas Czerny. Der erste Vorsitzehde des FC Rennertshofen (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) hatte keine Ahnung, was da sein Vize, der Pressewart, der Jungendleiter und weitere FCR-Funktionäre ausgeheckt hatten. Sie schickten heimlich eine Bewerbung an den Kreisehranamtsbeauftragten des BFV, weil der Einsatz des Vereinsbosses in den vergangenen Jahren einfach ausgezeichnet war. Also sollte auch die Auszeichnung des BFV als Belohnung folgen. Soweit der Plan.
Tatsächlich war der Vorschlag aus Rennertshofen unter einigen bemekenswerten aus dem Fußballkreis Augsburg derjenige, der heuer am meisten überzeugte. Das sah die BFV-Jury in München genauso. Also erhielt Czerny eine Einladung des Fußballverbandes, als Ehrenamtspreisträger mit einer Begleitperson zur Gala ins GOP Varietéthater nach München zu kommen. Der FCR-Vorsitzende ist beruflich für die Marktgemeinde Rennertshofen tätig. "Die Mail des BFV ging an meine Dienstadresse. Ich war völlig perplex und wusste gar nicht, was das soll. Ich habe den Bürgermeister gefragt. Der schüttelte ebenfalls mit dem Kopf, hatte ebenso wenig Ahnung wie ich." Einige Telefonate später war dann klar, dass die Mail des Fußballverbandes kein "Irrläufer" und alles von langer Hand vorbereitet war.
"Das geht eigentlich gar nicht, dass da hinter meinem Rücken etwas gelaufen ist", sagt Czerny und grinst am Samstagvormittag wie ein Honigkuchenpferd. Er sitzt mit seiner fußballbegeisterten Nichte, die selbst mit den Jungs in der B-Junged des FCR spielt und inzwischen auch Co-Trainerin einer E-Jugendmannschaft ist, an einem Tisch im imposanten GOP-Theatersaal in der bayerischen Landeshauptstadt. Bereits vor Beginn der Veranstaltung ist Simone Laudehr, der Ehrengast der Veranstaltung, bereit, speziell mit Marie und Andreas Czerny ein Foto zu machen. Und nach der Gala wird dann auch noch der Autogrammwunsch der Nichte erfüllt.
Laudehr gehört für den BFV-Präsidenten Rainer Koch zu den Fußball-Legenden in Deutschland als Weltmeisterin, Europameisterin, Olympiasiegerin, Champions-League-Siegerin, Deutsche Meisterin und Pokalgewinnerin. Inzwischen ist sie in der Erlebniswelt und dem Museum des FC Bayern München für das Marketing und als Eventmanagerin tätig. Simone Laudehr ist nach eigenen Worten gerne der Ehrengast für diese Ehrenamtsgala. Denn natürlich weiß die 35-Jährige, die ihre Karriere als aktive Spielerin vor wenigen Monaten beendet hat, noch um ihre Anfänge in der Oberpfalz beim FC Tegernheim. Sie trifft ab und an ihren ersten Trainer, wenn sie zuhause bei den Eltern ist. "Nur nicht aufhören damit", rät sie den ehrenamtlich Tätigen, bevor sie mit Koch die 22 Kreissiegerinnen und Kreissieger würdigt. Die Preise an diesem Tag freuen die Geehrten. Was aber die wahre Motivation beispielsweise im Jugendfußball ist, das ist "das Glück in den Augen der Kinder zu sehen", sagt Simone Melanie Laudehr und fügt, an die Adresse der Anwenden gerichtet, hinzu: "Sie alle sind mitverantwortlich, dass aus Kindern Persönlichkeiten werden."
Als Verbandsehrenamtsreferent Stefan Merkel zum wichtigsten Teil der Gala, der eigentlichen Ehrung, überleitet, erwähnt er Czerny, ohne ihn namentlich zu nennen. Merkel nennt Beispiele, was alles trotz der Corona-Pandemie möglich gewesen ist - etwa, ein neues Sportheim hinzustellen. Genau das ist dem Vereinsvorsitzenden des FC Rennersthofen mit seinen Mitstreitern gelungen. Und das ist längst nicht alles: So wurde kürzlich mithilfe einer Crowdfunding-Aktion ein Kinderspielplatz auf dem Sportplatz gebaut. Doch das Sportheim ist wohl das wichtigste und aufswendigste Projekt in den zurückliegenden drei Jahren. Die Anwesenden hören sich die Verdienste Czernys an und klatschen für den 51-Jährigen Beifall, so wie alle Geehrten an diesem Samstag diese akustische Anerkennung erhalten. 22 Preise für jeden Fußballkreis im Freistaat werden vergeben. Dazu kommen noch Sonderpreise für zwei Frauen und einen Mann, die sich besonders für den Frauenfußball stark gemacht haben.
Czerny, seit 2009 Vereinschef und davor noch länger Beisitzer im Vorstand des FCR, erlebt einen perfekten Tag. Die einmalige Atmosphäre im GOP, auf dessen Bühne Artistinnen und Artisten mit ihren Jonglage- und Akrobatiknummern Erstaunen auslösen und heftigen Beifall der Gewürdigten produzieren, ist nur ein Teil davon. Der FCR-Vorsitzende ist - wie auch die beiden anderen schwäbischen Kreissieger Benedikt Winkler (TSV Binswangen, Kreis Donau) und Werner Mayr (FC Nesselwang, Kreis Allgäu) - bei den 15 Bestplatzierten. So viele Personen aus dem BFV-Gebiet gehören ein Jahr lang dem sogenannten Club 100 des DFB an. Diese 100 Persönlichkeiten werden zu einem Empfang bei einem Länderspiel der Fußball-Natiionalmannschaft 2022 eingeladen. Außerdem gibt es für den Verein, für den die Freiwilligen tätig sind, zwei Minitore und fünf Bälle. Und unabhängig davon wird Andreas Czerny im kommenden Jahr mit seiner Partnerin zusätzlich zu einem "Dankeschön-Wochenende" eingeladen: Ein Dankeschön für diesen Einsatz im Amateursport - wohlwissend, dass jenes freiwillige Engagement auch in der Familie unterstützt wird. Das alles prasselt auf Czerny ein, der doch viel lieber "im Hintergrund arbeitet". Dieses Mal aber steht er im Scheinwerferlicht. Einen Tag später kann man auf dem Vorschaubild seines Smartphones lesen: "Vielen Dank an alle, die den FCR und mich persönlich immer wieder unterstützen. Diese Auszeichnung freut mich sehr. Ich stehe sttellvertetentend für alle Ehrenamtlichen beim FCR."
Im Fußballkreis Augsburg gibt es rund 210 Vereine, in denen Fußball gespielt wird. Das wäre nicht möglich ohne die Leidenschaft, den Einsatz und die Hingabe der vielen Ehrenamtlichen. Mit einer Bewerbung für den Ehrenbamtspreis des BFV unterstreichen die Klubs ihre Wertschätzung gegenüber diesen Engagierten. Und sie signalisieren nach außen, dass es hier rund läuft im Verein. Das alles geschieht zum Nulltarif. 2022 wird der Ehrenamtspreis des BFV zum 27. Mal verliehen. Jeder Fußballverein kann dabei sein und mitmachen. Auskünfte erteilen die jeweiligen BFV-Ehrenamtsbeauftragten der Fußballkreise. Wer sich nicht bewirbt, kann auch nicht gewinnen.