Alles fing einmal irgendwie an! Für das Angebot der „Eliteschulen des Fußballs“ in München war das vor mittlerweile 25 Jahren. Es ging um nichts weniger als eine bessere Verzahnung von qualitativ hochwertiger Schulbildung und Fußballtraining unter professionellen Bedingungen. Zum Schuljahr 1999/2000 machten bei den „Leistungssportklassen (LSK)“ die Münchner Lizenzvereine FC Bayern München, TSV 1860 München und SpVgg Unterhaching erstmals gemeinsame Sache mit weiterführenden Münchner Schulen wie dem Münchner Theodolinden Gymnasium und verschmolzen unter Mithilfe des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus (StMUK) und des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) den täglichen Schulunterricht mit professionellem Fußballtraining. Heute ist dieses Konzept am Übergang von Grundschule zu den weiterführenden Schulen wie Haupt-, Real- oder Gesamtschule und Gymnasium nicht mehr aus der Talentförderung wegzudenken.
Aus den Partnerschulen wurden zertifizierte „Eliteschulen des Fußballs“ und neben München entwickelten sich in Bayern weitere Standorte. Zuletzt kam in Unterfranken die Kombination Deutschhaus-Gymnasium und FC Würzburger Kickers hinzu. Und die „Hall of fame“ wird jährlich größer, auch wenn bestimmt nur eingefleischte Fußballfans wissen, dass z.B. Nationalmannschaftskapitän Ilkay Gündogan, Ex-Kapitän von Manchester City, Champions League-Sieger und aktueller Mittelfeld-Strippenzieher des FC Barcelona, sein Abitur an der Nürnberger Eliteschule des Fußballs (Bertolt-Brecht-Schule) absolviert hat.
„Die Eliteschulen sind natürlich nur ein Mosaikstein in der Talentförderung in Bayern – aber ein sehr wichtiger. Der Weg in den professionellen Fußball ist bekanntlich weit und nicht nur von Talent abhängig. Da gibt es unzählige andere Faktoren. Allen voran natürlich auch Fleiß, Ehrgeiz, körperliche Gesundheit und auch eine gehörige Portion Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Es ist kein Geheimnis, dass es auf die Zahl der Kinder mit diesem Traum bezogen nur wenigen tatsächlich vergönnt ist, den Weg bis zum Ende zu gehen. Und da ist es unsere gemeinsame Verantwortung, die Bildung nicht zu vernachlässigen und bestmöglich den Spagat zwischen dem nötigen Fokus auf den Sport und der Schullaufbahn zu schaffen“, erklärt Felix Brych, der beim BFV für die Talentförderung zuständig ist.
25 Jahre ist eine lange Zeit und auch wenn die Grundidee noch dieselbe ist, wie zu Beginn, so hat sich doch einiges getan. Vor allem hat sich mit den verschiedenen Standorten die Aufnahmekapazität und auch das Interesse der Kinder und deren Eltern erhöht. Zur Sichtung für die Münchner Eliteschulen für das Schuljahr 2024/25 kamen jetzt knapp 400 Kinder in die Sportschule Oberhaching – Rekord! In mehreren zeitlichen Slots demonstrierten die Nachwuchstalente in ihren bunten und nummerierten Leibchen in der Dreifachturnhalle bei definierten Übungen ihr Können, während die versammelten und erfahrenen Sichter der Partnerschulen und -vereine auf der Empore mit ihren Notizblöcken alles akribisch verfolgten und für sich bewerteten.
Im Anschluss dann der entscheidende Teil der Sichtung: die Besprechung und Bewertung der Sichtungsnotizen. Name für Name geht Hans Haderecker, BFV-Projektleiter für die Münchner Eliteschulen, durch die Liste, Name für Name geben die Verantwortlichen der Schulen und Vereine ihr Urteil über die Eignung des Talents ab. Meist sind sich alle einig, mal wird ein bisschen diskutiert.
Am Ende setzt sich dann eine neue Namensliste zusammen. Auf ihr stehen die Namen, die die begehrte Aufnahme geschafft haben, die Namen derer, die sich über eine Einladung zur Endsichtung freuen dürfen und die Namen der Kinder, für die der Traum zumindest vorerst nicht mehr so geradlinig weitergeht, wie sie es noch am Morgen erhofft hatten.
„Gefühlt zerplatzen bei dem Termin auch viele Träume und das macht uns auch nicht Spaß. Aber es muss ja nicht den Ende des Weges bedeuten. Denn die Eliteschule ist ja auch nur ein Weg von vielen, an dessen Ende vielleicht das Tor zum Profifußball steht. Grundsätzlich ist es so, dass bei dieser Sichtung die Kinder erstmals auch mit den Lizenzvereinen in Berührung kommen und sich die Sichter der Klubs mit diesen Talenten beschäftigen. Im Gegensatz zu den Kindern, die nicht an der Sichtung teilnehmen, stehen die Namen dieser Kinder hier schonmal in den Notizbüchern der Vereine. Das ist auch ein kleiner und positiver Nebeneffekt unserer Sichtung hier. Lebensläufe verlaufen selten geradlinig. Deshalb ist das Thema „Durchlässigkeit“ in den Förderkonzepten wichtig. Es muss Möglichkeiten geben, auch Spätstarter zu integrieren und zu fördern. Das ist seit Jahren auch eine Stärke des Konzepts. Und wenn am Ende ein Talent zwar vielleicht nicht in eine Eliteschule aufgenommen wird, aber trotzdem seine Entwicklung nimmt und später den Weg in die professionelle Förderung beim Lizenzverein findet, ist das doch auch gut. Auch das wäre ein positives Ergebnis unserer Sichtung“, so Haderecker.
Für die meisten ist diese Durchlässigkeit auch der Strohhalm, der den Traum am Leben hält, denn natürlich sind die Kapazitäten im Konzept der Eliteschulen des Fußballs begrenzt. Je nach Schule können 22 bis 25 Kinder den Sprung in eine der „Fußballklassen“ schaffen – Jungen und Mädchen, die bekanntlich im Nachwuchsfußball in der Unterzahl sind, die es für eine gut funktionierende Schulklasse aber auch braucht.
„Idealerweise haben wir am Ende an unseren Münchner Partnerschulen gemischte Klassen. Deshalb bin ich auch sehr froh, dass in diesem Jahr 22 Mädchen bei der Sichtung hier in der Sportschule vorspielen und die Tendenz steigend ist. Am Ende müssen sie natürlich ihre sportliche Eignung unter Beweis stellen – das ist das K.o-Kriterium im Leistungssport. Und wir reden hier von Kindern, die sich zusammen mit ihren Eltern bewusst für diesen Weg entscheiden und auf diese Förderung bewerben. Ich hoffe, dass ein paar der Mädchen den Sprung schaffen. Das wäre ideal“, erklärt Brych.
Alles zur BFV-Talentförderung: www.bfv.de/talente
Die bayerischen Eliteschulen des Fußballs: www.bfv.de/eliteschulen