Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat an diesem Donnerstag zum mittlerweile zehnten Mal das Lagebild des Amateurfußballs in Deutschland veröffentlicht. Seit der Saison 2014/15 lässt der DFB auf Grundlage der Schiedsrichter*innen-Angaben im Elektronischen Spielbericht (ESB) jährlich ermitteln, wie es mit Blick auf Gewalt und Diskriminierung um die Lage des Amateurfußballs hierzulande bestellt ist. Während der zurückliegenden Saison 2023/24 wurde mehr Fußball in Deutschland gespielt als in den Jahren zuvor. Gleichzeitig kann der DFB auf Grundlage seines „Lagebild Amateurfußball“ einen Rückgang von Gewalt und Diskriminierung auf den Fußballplätzen im Land vermelden - das gilt auch für Bayern.
In Bayern bewegen sich die Zahlen im Bundestrend: Bei 199.295 elektronisch erfassten Partien kam es zu 475 Vorkommnissen, was im Vergleich zur Vorsaison einen Rückgang von einem Fall bedeutet – allerdings waren in der Spielzeit 2022/23 nur 186.281 Partien erfasst worden. Demnach blieben in der Saison 2023/24 insgesamt 99,762 Prozent aller Fußballspiele im Freistaat ohne Vorkommnisse.
„Auch wenn der Trend in die richtige Richtung zeigt, werden wir nicht aufhören, darauf hinzuweisen, dass unsere Sportplätze keine rechtsfreien Räume sind. Wer sich bei uns daneben benimmt, hat keinen Platz in unserer Fußballfamilie. Jegliche Gewalt, jegliche Attacken sind Angriffe auf den Fußball – und die werden wir nicht in einem einzelnen Fall dulden“, erklärt BFV-Präsident Christoph Kern.
Der Bayerische Fußball-Verband verfolgt seit jeher eine ganz klare Null-Toleranz-Politik bei Gewalt, jeglicher Art von Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus. Das beinhaltet eine lückenlose Aufarbeitung aller gemeldeten Fälle durch die unabhängigen bayerischen Sportgerichte, die bei ihren Sanktionen auf ein breites Spektrum zurückgreifen können: Die Bandbreite reicht von Bewährungsstrafen bis hin zum Verbands-Ausschluss. Ungeachtet der sportgerichtlichen Aufarbeitung meldet der BFV seit diesem Jahr Fälle von Tragweite auch an die Justiz weiter, die nach Prüfung eigene Strafverfahren anstrengen und damit auch Urteile vor ordentlichen Gerichten erwirken kann. Seit dem Startschuss der deutschlandweit einmaligen Kooperation des BFV mit der Generalstaatsanwaltschaft München im Februar 2024 hat der Bayerische Fußball-Verband sieben Fälle weitergereicht.
Rund 1,5 Millionen Fußballspiele werden pro Jahr in Deutschland im Wettbewerb und damit unter dem Dach des DFB ausgetragen. In der vergangenen Saison wurden vier Prozent mehr Spiele als noch in der Saison zuvor ausgetragen, während gleichzeitig die Anzahl der Spielabbrüche um 5,5 Prozent zurückging. Die addierte Anzahl von Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen ist sogar um 6,3 Prozent rückläufig. Trotz mehr ausgetragenen Spielen liegen auch die absoluten Zahlen bei Spielabbrüchen, Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen unter dem Vorjahr.
Mussten in der Saison 2022/2023 noch 963 Spiele aufgrund der Eskalation unter den Spielern beziehungsweise Zuschauern abgebrochen werden, stehen aktuell 909 Spielabbrüche zu Buche. Witterungsbedingte Abbrüche wurden und werden nicht eingerechnet.
"Mit dem Stopp-Konzept und der Regelung, dass nur der Kapitän sich beim Schiedsrichter über einen Pfiff beschweren kann, setzen wir aktuell die nächsten Schritte um. Beide Konzepte haben das Potenzial zum Gamechanger und könnten zu einer weiteren Beruhigung beitragen", sagt Ronny Zimmermann, der im DFB-Präsidium die Verantwortung für das Schiedsrichterwesen trägt und die AG Gewaltprävention leitet.
Zu den Lagebild-Zahlen im Detail: In der zurückliegenden Saison wurden 1.476.063 Spiele ausgetragen, für die auch ein Spielbericht des*der Schiedsrichter*in vorliegt. Inkludiert man die Begegnungen ohne Schiedsrichterbericht, sind es 1.492.696 Spiele. Der Spielbericht des Schiris ist entscheidend, weil der Bericht sowie das Ausfüllen der Reiter "Gewalt” und "Diskriminierung” die Grundlage für die Erfassung von Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen bildet. Abgeschlossene Spielberichte liegen für 1.288.631 Spiele vor (2022/2023: 1.234.154). Es gab 3719 Spiele (3910) mit einem Gewaltvorfall und 2520 Spiele (2681) mit einem Diskriminierungsvorfall.