Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) steht finanziell trotz der Corona-Pandemie mit ihren massiven Einnahmeverlusten absolut solide da. So solide, dass die Krise nicht nur ohne weitere Belastung der Vereine gemeistert wurde, sondern auch so solide, dass sogar das für die künftige finanzielle Stabilität und finanzielle Unabhängigkeit so wichtige Projekt „Neubau Brienner Straße München“ planmäßig angegangen werden konnte.
Unterm Strich bedeutet das nichts anderes, als dass der Verband nicht nur gesund ist, sondern gut für die Zukunft aufgestellt und somit auch seine Vereine weiterhin finanziell maximal entlasten kann und deren Finanzierungsanteil an den umfangreichen Services des Verbands auch künftig auf niedrigem Niveau halten kann. Das ist die wohl wichtigste Botschaft, die von BFV-Schatzmeister Jürgen Faltenbacher vom 26. Ordentlichen Verbandstag des BFV aus Bad Gögging an die rund 4500 bayerischen Vereine ausgesendet wurde. Die Delegierten stimmten der Rahmenfinanzplanung 2022 bis 2025 einstimmig zu.
„Bis heute haben die Klubs für jeden Euro Aufwand, den sie bei uns verursachen, nur in etwa ein Drittel selbst zu tragen. Leute, das kommt nicht von ungefähr, sondern das ist das Resultat einer stringenten, offenen und transparenten Finanzpolitik. Diesen Kurs werden wir auch nicht verlassen. Das verspreche ich Ihnen“, wandte sich Faltenbacher direkt an die Delegierten.
Und bevor er in die konkreten Zahlen und Planungen einstieg, hatte der Oberpfälzer noch zwei weitere klare Botschaften parat. Die erste richtete sich sehr klar an die Politik und gegen die ausufernde Komplexität im Finanzwesen und die Bürokratie in den Verfahren.
„Statt Vereinsvorstände durch komplizierte Gesetze und Vorschriften in persönliche Haftungsgefahren zu manövrieren, muss die Politik das Gemeinnützigkeitsrecht verbessern, sonst werden es bald immer weniger Frauen und Männer sein, die bereit sind, sich ehrenamtlich zu engagieren. Und ganz ehrlich: Ich kann das sehr gut verstehen und nachvollziehen. Wir brauchen Regeln, die uns Ehrenamtliche entlasten, anstatt Ängste hervorzurufen und uns am Ende auch persönlich belasten. Lieber heute als morgen!“, erklärte Faltenbacher. Auch der Verband sei mittlerweile durch die sich immer wieder ändernden fiskalischen Regelungen trotz seiner fachkundigen und akribisch arbeitenden Mitarbeiter*innen im Finanzbereich zunehmend darauf angewiesen, externe Beratung in Anspruch zu nehmen. Das koste viel Zeit und Ressourcen und damit auch unnötig Geld, das der Verband lieber in die Services für seine Vereine stecken würde.
Und er räumte auch mit einem sich seit Jahren hartnäckig haltenden Gerücht der Itransparenz auf – der Verband würde weitreichenden Entscheidungen hinter verschlossenen Türen treffen. „Diese Aussage, meine Damen und Herren, sie wird nicht richtiger, wenn sie wider besseres Wissen ständig wiederholt wird. Und ja, das sage ich mit aller Offenheit: Sie ärgert mich!“, so Faltenbacher in seiner Rede. Es gebe schlichtweg keinen zweiten Sportverband hierzulande, der einen so offenen und transparenten Weg gehe wie der Bayerische Fußball-Verband. Dafür stehe schon alleine die 2017 eingeführte „AG Finanzen“. In diesem mehrheitlich mit Vereinsvertreter*innen aus ganz Bayern besetzten Gremium werden nicht nur alle Zahlen offengelegt, sondern grundsätzlich auch alle Entscheidungen zur künftigen finanziellen Ausrichtung und die Finanzierung von Projekten getroffen. Und in diesem Gremium können bis heute jede*r Interessierte einsteigen und freiwillig mitarbeiten. „Genau für diese Transparenz bis ins letzte Detail stehe ich“, so Faltenbacher.
Eine auch finanziell extreme Herausforderung war für den BFV die Corona-Pandemie mit ihren staatlich verordneten Maßnahmen. Die brachten den Spielbetrieb über Nacht für viele Monate zum Erliegen und sorgte so für extreme Umwälzungen in allen Bereichen des Amateurfußballs – auch bei den Verbandsfinanzen. Beispielhaft nannte Faltenbacher vier Positionen, in denen die Einnahmen massiv einbrachen oder sogar ganz wegbrachen: Passgebühren (Minus 600.000 Euro), Meldegebühren (Minus ca. 900.000 Euro), Spielabgaben der Profivereine (Minus ca. 1.000.000 Euro) und Sportgerichtsgebühren (Minus ca. 850.000 Euro). Die BFV-Führung reagierte mit den extremsten Sparmaßnahmen in der Verbandsgeschichte und stellte jeden Euro auf der Ausgabenseite auf den Prüfstand. Die Belegschaft des Bayerischen Fußball-Verbandes ging trotz der extremen Herausforderungen im administrativen Bereich in der Pandemie im Schnitt zu 60 Prozent in Kurzarbeit, selbst die Reinigung der verwaisten Büros wurde komplett eingestellt, um Geld zu sparen. Zudem wurde massiv darauf hingearbeitet, finanzielle Unterstützung zu generieren – mit Erfolg! Schon 2019 sei es gelungen, eine bessere Ausstattung mit Zuschüssen von DFB und vom Freistaat Bayern über den Bayerischen Landes-Sportverband zu erreichen. „Wenn uns dies nicht gelungen wäre, dann wäre es noch einmal eine ganz andere Situation für uns gewesen und wir hätten sicherlich über ganz andere Maßnahmenpakete sprechen müssen“, erklärte Faltenbacher. Insbesondere im Jahr 2021 konnte durch all diese Maßnahmen sogar mit 5,1 Millionen Euro die Zielvorgabe der „ AG Finanzen“ bei der Rücklagenbildung in Höhe von 1,5 Millionen Euro übertroffen und das Minus des Vorjahres kompensiert werden.
Zum Bilanzstichtag 31.12.2021 verfügte der Verband über einen Gesamtrücklagenbestand von 17,676 Millionen Euro. Abzüglich der Projekt-Rücklage für zum Beispiel Verbandstag, Kreis- und Bezirkstage oder Fußballiade und Immobilienerwerb in Höhe von 1,205 Millionen Euro sowie den 2021 vom Außerordentlichen Verbandstag genehmigten Anteil für Um- und Neubau auf dem Areal der BFV-Zentrale in der Brienner Straße in München in Höhe von 7,5 Millionen Euro, bewegt sich der Rücklagenbestand in einer Höhe von 8,9 Millionen Euro und damit trotz aller Krisen und Projekte auf dem Niveau beim Verbandstag 2018. „Hätte der Verband zu Pandemieausbruch in 2020 nicht so eine gute Liquidität und Finanzausstattung besessen, dann wäre dies auch für so einen wirtschaftlich gesunden Verband wie dem BFV sicher ein nicht einfacher Umstand, ja gewiss kein kleines Problem gewesen“, erklärte Faltenbacher.
Ausgerechnet während so einschneidender Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder ganz aktuell des russischen Angriffskriegs in der Ukraine startet der Bayerische Fußball-Verband ein 40 Millionen Euro schweres Neubauprojekt mit Büro-, Gewerbe- und Wohnflächen im Herzen der Landeshauptstadt. Es ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte des BFV. Was im ersten Moment vielleicht für Kopfschütteln sorgt, wandelt sich in ein Kopfnicken, wenn man sich intensiv mit den nackten Zahlen und Perspektiven beschäftigt. „Uns ist es gelungen mit der AG Bau und der AG Finanzen eine Finanzierung aufzustellen, die ohne finanzielle Mehrbelastung der Vereine auskommt. Experten und Gutachter hatten uns in der Niedrigzinsphase einen sehr günstigen Zeitpunkt für ein Bauvorhaben in dieser Größenordnung attestiert“, so Faltenbacher. Der Moment hätte besser nicht sein können, in Zeiten aktuell ansteigender Zinsen. Nach der für rund 20 Jahre vorgesehenen Finanzierungsphase werden die im Vergleich zu heute um ein Vielfaches gesteigerten Mieteinnahmen nicht nur für noch mehr Stabilität im BFV-Haushalt sorgen, sondern auch die Einnahmeseite des Verbandes unabhängiger von nicht beeinflussbaren Fördermitteln und staatlichen Zuschüssen machen. Dies alles führe dazu, dass auch künftig die Gebühren für Vereine stabil gehalten werden können. „Damit ist auch eine weitere Grundsatzforderung der BFV-Mitglieder erfüllt: dass alle Zukunftsinvestitionen des Verbandes auch seinen Mitgliedern zugutekommen“, so der BFV-Schatzmeister.
Zum Abschluss dankte Jürgen Faltenbacher seinen langjährigen Mitstreiter*innen für die nicht immer einfache aber stets konstruktive und sachliche Zusammenarbeit und stellte noch einmal klar, auf welcher Position er sich auch künftig im Verband sieht. Denn auch sein Name fiel unmittelbar nach der Entscheidung von BFV-Präsident Rainer Koch, auf dem Verbandstag 2022 nicht erneut zu kandidieren: „Ich habe die Zahlen eben alle genannt. Sie sind mir Auftrag, in den kommenden Jahren weiterhin verantwortungsvoll mit jedem einzelnen Euro umzugehen. Und genau deshalb habe ich mich sehr frühzeitig dafür entschieden, mich heute hier auf dem Verbandstag nicht für die Nachfolge von Rainer Koch zu bewerben. Ich sehe meine Zukunft ganz klar auf der Position des Schatzmeisters! Wir haben große Herausforderungen vor uns. Wir haben die Basis dafür gelegt und es gilt weiterhin, diese zu festigen und konsequent auszubauen. Dafür stehe ich“, so Faltenbacher.