Oliver Langner vom FC Fraunberg will in seinem Verein etwas bewegen – und er hat sich darauf vorbereitet. Wie ihm der Bayerische Fußball-Verband (BFV) mit Blick auf die "Eltern-Kommunikation" dabei geholfen hat und welche Erfahrungen Oliver Langner gemacht hat, darüber berichtet der 55-Jährige.
Wer sind wir? Wo wollen wir hin? Was müssen wir dafür tun? Was ist unsere DNA? Das sind die Fragen, die sich Oliver Langner 2023 stellt. Seit über 20 Jahren ist er Mitglied beim FC Fraunberg, Trainer der Bambini-Mannschaft, kickt selbst in der AH-Mannschaft, auch seine beiden Buben Manuel und Michael schnüren die Fußballschuhe für den Klub im Landkreis Erding. Als er im Juli 2023 zum Jugendleiter gewählt wird, ist für ihn schnell klar: Er ist bereit, in die Bresche zu springen und Verantwortung zu übernehmen. Aber eben nur nach seinen Bedingungen. Also mit einem fundierten sportlichen Konzept, einer klaren Haltung auch zu gesellschaftlich relevanten Themen und einer Spielphilosophie, die sich von der Jugend bis in den Herrenbereich stringent durchzieht: Schließlich gilt es, 200 Kinder in Spielgemeinschaften mit der benachbarten SG Reichenkirchen zu orchestrieren und auf lange Sicht ausreichend Spieler für den Erwachsenenbereich nachzuführen.
Er motiviert seine Trainerinnen und Trainer, beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) das Kinder- oder Jugendtrainerzertifikat zu absolvieren, holt das DFB-Mobil in den Verein, setzt sich intensiv mit BFV-Angeboten wie der TeamApp auseinander, bildet sich selbst zu den neuen Spielformen im Kinderfußball fort und sucht dabei auch den persönlichen Austausch mit Verbands-Jugendleiter Florian Weißmann. Und er stöbert im breit gefächerten BFV-Schulungsangebot, wobei ihm unter anderem die Fortbildung zur Elternkommunikation ins Auge springt und ihm Referentin Susanne Amar, Expertin für Kommunikation im Kinderfußball, ebendiese öffnet.
„Mich hat vor allem beeindruckt, mit welchen Kleinigkeiten sich immense Verbesserungen erzielen lassen“, erklärt Oliver Langner. „Die entscheidenden Fragen sind doch: Wie gehe ich mit den Eltern um? Was muss ich ihnen erklären, was sie noch nicht wissen? Wie kann ich ihnen die nötige Wertschätzung entgegenbringen und ihnen über kleine Aufgaben zeigen, dass sie ein elementarer Bestandteil für ein funktionierendes Vereinsleben sind? Oftmals gehen beide Seiten schlicht von falschen Voraussetzungen aus. Die Klub-Verantwortlichen glauben, dass jedem klar ist, wie ein ehrenamtlich geführter Verein funktioniert, bei vielen Eltern herrscht hingegen die Denke vor: Wir bezahlen Mitgliedsbeitrag, ihr liefert. Da entsteht dann schnell eine Art Drive-In-Mentalität. Fakt ist aber, dass viele Eltern überhaupt nicht wissen, wie ein ehrenamtlich geführter Verein strukturiert ist, wie der Vereinsalltag aussieht oder dass die Trainer und Betreuerinnen ihre Aufgaben ehrenamtlich in ihrer Freizeit erledigen und bis auf die minimale Ehrenamtspauschale kein Geld dafür bekommen“, sagt der 55-jährige, der als PKW-Verkäufer in einer großen Münchner Mercedes Benz-Niederlassung tätig ist.
Entscheidend ist, alle mit auf die gemeinsame Reise zu nehmen – und genau das macht Oliver Langner nach dem BFV-Webinar. Er organisiert einen Elternabend und schafft im persönlichen Gespräch so eine gemeinsame Wissens- und Wertebasis. Dabei geht er auf die Geschichte der beiden hinter den Spielgemeinschaften stehenden Vereine ein, stellt die Trainer und Trainerinnen in den einzelnen Altersklassen vor und erklärt auch, wofür die beiden Vereine mit den gemeinsamen Spielgemeinschaften stehen – sportlich wie gesellschaftspolitisch. Aber er setzt auch Leitplanken für den gegenseitigen respektvollen Umgang, die im kommenden Jahr auch in ein offizielles Leitbild gegossen werden sollen, und schafft mit kleinen Anpassungen Rahmenbedingungen, die den gemeinsamen Umgang erleichtern: „Wir haben eine eigene Zone für die Trinkflaschen der Kinder eingerichtet, weil sie vorher in den Pausen oftmals zu ihren Eltern gelaufen sind und es dann schwer war, danach alle wieder einzufangen und die Konzentration hochzuhalten. Und wir haben klargestellt: Training ist immer – und es reicht, abzusagen, wenn ein Kind einmal nicht kommen kann. Statt 40 Zusagen sind es jetzt vielleicht zwei Absagen – das macht die Kommunikation in unserem WhatsApp-Kanal wesentlich übersichtlicher.“
„Unser Anspruch an uns selbst ist im Grunde sehr einfach: Wir wollen unseren Kindern und Jugendlichen den modernsten und effektivsten Fußball lehren. Und unser Grundsatz ist dabei: Wir verbessern, was in den Trikots steckt. Hautfarbe, Herkunft, Religion – das alles spielt dabei überhaupt keine Rolle“, erklärt Oliver Langner, der auch klarstellt: „Es ist ein Geben und Nehmen. Wir hören gerne zu, sind für alle Anregungen und Fragen offen, aber es gibt für Gespräche eben auch den richtigen Moment und den richtigen Ort – und der ist einfach nicht aus der Emotion heraus unmittelbar nach einer Entscheidung auf dem Platz, sondern in einem ruhigen Moment unter vier Augen.“ Anweisungen beim Training oder Spiel kommen ausschließlich vom zuständigen Trainer – auch das macht Oliver Langner den Eltern deutlich, aber auch, dass sich der Verein glücklich schätzt, wenn sie sich einbringen und an Spieltagen beispielsweise Aufgaben wie die Betreuung des Schiedsrichters übernehmen.
„Wir wollen Eltern haben, die sich mit unserem Verein identifizieren. Das aber tun sie nur, wenn sie wissen, dass wir wissen, was wir tun – und wofür der Verein steht. Wenn es uns gelingt, ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass ihre Kinder in unserem Verein sportlich und menschlich gut aufgehoben sind und ihnen die Grundlage von Entscheidungen erklären, werden sie in der Regel auch bereitwillig mitgehen. Das hat unsere Erfahrung gezeigt. Deshalb kann ich jedem Jugendleiter auch die Teilnahme an der Elternkommunikation-Schulung nicht nur ans Herz legen, sondern aus Überzeugung sagen: Es ist eigentlich ein Muss, sich das anzuhören – und dann das umzusetzen, was er oder sie persönlich für sinnvoll hält.“
Das nächste Online-Seminar „Elternkommunikation im Verein: Wie du Gespräche stressfrei führst, ohne Experte*in zu sein!“ findet am 25. Februar von 18.30 bis 20 Uhr statt. Die Anmeldung ist ab sofort möglich.