Historischer Fußballtag – und das gleich in vielerlei Hinsicht: Mit der Bundesliga-Partie zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart (1:2) geht mit Felix Brych der nächste bayerische Spitzen-Schiedsrichter in die Geschichtsbücher ein! Für den 48-Jahre alten promovierten Juristen war es der 344. Einsatz im deutschen Fußball-Oberhaus. Damit zieht der Münchner mit dem bisherigen Rekordhalter Wolfgang Stark aus dem niederbayerischen Ergolding gleich und bildet die außergewöhnliche bayerische Rekordhalter-Doppelspitze. Für Brych endete das Rekordspiel tragischer Weise mit einem Kreuzbandriss.
Das Match für die Geschichtsbücher hatte ein bitteres Kuriosum zu bieten und wird so auf jeden Fall mehrfach in Erinnerung bleiben: Brych verletzte sich nämlich nach einem Ausrutscher am Knie, er kämpfte sich zwar noch in die Habzeitpause, doch dann war sein Einsatz vorzeitig beendet. Es ging nicht weiter. Der vierte Offizielle Patrick Schwengers ersetzte den Rekordhalter und kam so zu seiner Bundesliga-Premiere an der Pfeife.
Für Felix Brych gab es am Tag nach der Partie die bittere Diagnose: Er hat sich einen Kreuzbandriss zugezogen. „Wir wünschen Felix eine baldige Genesung, das ist natürlich sehr bitter. Aber wer ihn kennt, der weiß, dass er alles dafür tun wird, um schnell wieder auf den Rasen zurückzukehren", sagt Christoph Kern, Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV).
„Die 344 Bundesliga-Einsätze von Wolfgang Stark sind für sich alleine schon herausragend und es war fraglich, ob es überhaupt nochmal einen Unparteiischen gibt, der in der Bundesliga auf so viele Einsätze kommt. Dass jetzt Felix Brych, ein weiterer bayerischer Referee, mit ihm gleichzieht und – da braucht es keine Hellseherfähigkeiten – in Kürze und nach überstandener Verletzung hoffentlich dann auch alleiniger Rekordhalter sein wird, lässt sich gar nicht hoch genug einordnen. Das dürfte einmalig in der Bundesliga-Geschichte bleiben. Aber Felix ist nicht nur ein herausragend guter Schiedsrichter und Vorbild für alle Nachwuchs-Referees, sondern auch ein ganz besonderer Mensch. Das erleben wir hier beim Bayerischen Fußball-Verband im täglichen Umgang und bei seinem Engagement für die bayerischen Fußballtalente und Schiedsrichter“, sagt BFV-Präsident Christoph Kern: „Dieser Tag sollte allen auch nochmals deutlich vor Augen führen, was es für den Menschen bedeutet, diese Bestmarke zu erreichen. Dafür schuftet Felix Brych abseits der Glitzerwelt der Profis tagein und tagaus. Diese Weltklasseleistung kommt nicht von ungefähr!“
Am 28. August 2004 feierte Felix Brych beim 1:1 zwischen Hertha BSC Berlin und dem FSV Mainz 05 seine Erstliga-Premiere. Bis heute folgten noch 343 weitere. Auch auf internationalem Parkett wusste Brych im Laufe seiner bisherigen Schiedsrichter-Karriere zu überzeugen und wurde von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) und dem Weltfußballverband FIFA in absoluten Top-Spielen eingesetzt: Er leitete unter anderem 2017 das Champions League-Finale zwischen Juventus Turin und Real Madrid in Cardiff (1:4), war bei den Fußball-Weltmeisterschaften 2014 und 2018 im Einsatz, bei der Europameisterschaft 2016 und 2021 sowie den Olympischen Spielen 2012 in London und wurde für seine Leistungen gleich zweimal (2017, 2021) zum „Weltschiedsrichter des Jahres“ gekürt. Am 7. Dezember 2021 beendet der sechsmalige und sechsmalige „DFB-Schiedsrichter des Jahres“ mit dem Champions League-Spiel Real Madrid gegen Inter Mailand (2:0) seine internationale Karriere und konzentrierte sich fortan voll auf die Bundesliga und seine hauptberufliche Tätigkeit beim BFV als Abteilungsleiter für Talentförderung und Schiedsrichter.
Brychs Karriere ist reich an herausragenden Fußball-Momenten, sein heutiger Einsatz überstrahlt für ihn allerdings alles. „Der Rekord hat für mich eine große Bedeutung. Wenn ich auf meine Karriere zurückblicke, bin ich am allermeisten stolz über diese Langlebigkeit. Der Rekord drückt eben diese Langlebigkeit aus. Und Rekorde an sich sind für mich etwas Besonderes, denn die bleiben erstmal", erklärte Brych vor seinem 344. Einsatz in der Bundesliga. Schon bald dürfte er Wolfgang Stark überflügeln und alleiniger Rekordhalter werden.