Experten-Tipps, eine ausführliche Analyse der ersten Spielleitungen – und das direkt am Platz: Das ist die Idee hinter dem Schiedsrichter-Patensystem, das in Bayern bereits seit vielen Jahren erfolgreich umgesetzt wird. Im „Jahr des Schiedsrichters“ haben sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB), der Bayerische Fußball-Verband (BFV) und die weiteren 20 DFB-Landesverbände jetzt etwas Besonderes einfallen lassen: In der laufenden Saison 2023/2024 werden alle Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter der Bundesliga, 2. Bundesliga, 3. Liga, Google Pixel Frauen-Bundesliga und 2. Frauen-Bundesliga mindestens einmal als Pat*in von Schiri-Neulingen im Amateurfußball eingesetzt. Im Freistaat sind bereits direkt nach dem Startschuss der Aktion zahlreiche Spitzenschiedsrichter*innen aus dem Profibereich ihrer Verantwortung nachgekommen und haben Patenrollen für Neulinge bei ihren ersten Einsätzen als Unparteiische übernommen.
Zuletzte coachte Regionalliga-Referee Kenny Abieba (SV 1873 Nürnberg-Süd) beim Junioren-Spiel des 1. FC Nürnberg (U13) gegen die SpVgg Mögeldorf (U14) den erst 13-jährigen Tobias Maultzsch vom TB Johannis 88. "Er hat seine Sache echt toll gemacht, war sehr wissbegierig und konnte die angesprochenen Tipps im Halbzeit-Gespräch gut umsetzen", fand Abieba im Anschluss an die Partie lobende Worte für den Schiedsrichter-Neuling. Zum Auftakt der Aktion hatte Drittliga-Referee Assad Nouhoum (SC Oberweikertshofen) die U13-Kreisklassen-Partie im Kreis Zugspitze zwischen der (SG) SC Oberweikertshofen und dem FC Puchheim II (0:1) besucht, die Spielleitung von Janik Fabian beobachtet und dem Schiedsrichterneuling in der Halbzeit sowie nach Schlusspfiff Tipps gegeben, wie sich kniffelige Situationen am besten lösen lassen. Auch bereits im Einsatz waren FIFA-Schiedsrichterin Angelika Söder (für Leonie Echtermeyer vom 1. FC Altdorf), die beiden bayerischen Zweitliga-Schiedsrichter Michael Bacher (für Raphael Brettschneider vom TV Feldkirchen), Wolfgang Haslberger (für Carl Schönfelder von der SpVgg Altenerding). Auch Verbands-Schiedsrichterobmann Sven Laumer (SV Eintracht Penzendorf) ging bereits mit gutem Beispiel voran und übernahm die Patenrolle für Nils Knitter (TSV 1913 Georgensgmünd) bei der Partie zwischen der (SG) SC Großschwarzenlohe und der JFG Wendelstein III in der C-Juniorengruppe im Kreis Neumarkt/Jura. Außerdem bereits als Paten im Einsatz: Bundesliga-Referee Benjamin Brand (für Lorenz Koch vom TSV Abtswind) und Regionalliga-Schiri Marcel Krauß (für Lars Schubert vom ASV Sulzfeld).
Und der Einsatz der Profi an der Basis kommt an: „Ich finde diese Aktion einfach klasse. Ich kann dadurch meine Erfahrungen unmittelbar an den jungen Schiedsrichter-Kollegen weitergeben. Dies ist mir sehr wichtig, schließlich habe ich das auch selbst erlebt und davon profitiert“, erklärt Assad Nouhoum. „Wir werden auch weiterhin in Kontakt bleiben und ich werde auch noch das eine oder andere Spiel als Pate begleiten, um Janik weiterhin zu unterstützen und zu fördern. Wenn er Zeit und Lust hat, würde ich ihn auch gern zu einem meiner Spiele in der Regionalliga oder 3. Liga mitnehmen. Denn es ist für einen Neulingsschiedsrichter sicher etwas Besonderes, den Paten auch mal live zu erleben. Das wird Janik für seine weiteren Spielleitungen motivieren.“
„Mir macht es unglaublich Spaß, als Schiedsrichter auf dem Platz zu stehen und für Gerechtigkeit zu sorgen“, erklärt der 14-jährige Janik Fabian, der im Februar 2023 seine Schiedsrichterprüfung bei der Schiedsrichtergruppe Ammersee-Fürstenfeldbruck abgelegt hatte und seitdem bereits bei 25 Jugendspielen als Unparteiischer im Einsatz war.
„Die enge Begleitung unserer Nachwuchs-Unparteiischen über das Paten-System spielt bei uns im Freistaat bereits seit vielen Jahren eine tragende Rolle und ist ebenso fester wie etablierter Bestandteil. Das Paten-System gibt den Neulingen zusätzliche Sicherheit und ist nach der Ausbildung ein wichtiger Mosaikstein auf dem Weg hin zu souveränen Spielleitungen. Dass jetzt auch Referees aus den Spitzenligen ihren Erfahrungsschatz mit dem Nachwuchs teilen, ist ein großartiges Zeichen des Respekts und des Zusammenhalts“, erklärt Verbands-Schiedsrichterobmann Sven Laumer den Hintergrund der gemeinsamen Aktion des Bayerischen Fußball-Verbandes, des Deutschen Fußball-Bundes, der Regional- und Landesverbände.
Das Patensystem wurde zur Saison 2017/2018 als Pilotprojekt eingeführt. Inzwischen kommen Pat*innen in allen Landesverbänden zum Einsatz und sollen die teils große Zahl an Abgängen insbesondere bei jungen Schiri-Neulingen reduzieren, um sie langfristig an den Fußball zu binden. Die Pat*innen begleiten die neuen Schiris mindestens bei drei Spielen innerhalb der ersten Einsätze. Sie unterstützen bei administrativen Abläufen wie der Platzkontrolle, dem Spielbericht oder der Passkontrolle und geben Hilfestellungen, was die Neulinge verbessern können. Auch zwischen den Spielen stehen die Pat*innen als Ansprechpersonen zur Verfügung.
Marcel Krauß (Regionalliga Bayern, FC Bayern Fladungen) für Neuling Lars Schubert (ASV Sulzfeld) bei der Partie (SG) TSV Oberelsbach gegen TSV Aubstadt in der U17-Kreisliga im Fußballkreis Rhön
Benjamin Brand (Bundesliga, FC Schallfeld 1946) für Neuling Lorenz Koch (TSV Abtswind) beim U13-Punktspiel zwischen SG Volkach2 und TSV Grafenrheinfeld
Kenny Abieba (Regionalliga Bayern, SV1873 Nürnberg-Süd) für Neuling Tobias Maultzsch (TB Johannis 88) beim Junioren-Spiel des 1. FC Nürnberg (U13) gegen die SpVgg Mögeldorf (U14)
Christian Leicher (Schiedsrichter-Assistent Bundesliga, SV Neuhausen) für Neuling Maximilian Putz (SC Bruckberg) beim Spiel des SV Essenbach gegen den SV Mengkofen II in der B-Junioren-Gruppe Mallersdorf.