Dr. Percy Marshall kümmert sich um die Ernährung von Bundesliga-Profis. Im Interview mit Creapure® spricht der Mediziner über das richtige Essen, Nahrungsergänzungsmittel und darüber, worauf es ankommt: die Konstitution jedes Einzelnen.
Mirko Holzmüller (Creapure®): Hallo Percy, schön, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Kannst Du Dich kurz vorstellen, damit die Leser auch wissen, wer Du bist und was genau Du tust?
Dr. Percy Marshall: Mein Name ist Percy Marshall. Ich habe in Hamburg Humanmedizin studiert, habe 2009 meine Approbation als Arzt erhalten und dort zwei Jahre im Bereich der Knochenforschung gearbeitet. 2012 folgte zusammen mit Kollegen die Gründung eines Instituts für Sport- und Bewegungsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Dabei stand die Betreuung des Hamburger SV im Vordergrund. Damals habe ich parallel auch damit begonnen, die sportärztliche Versorgung für die komplette HSV-Jugendakademie aufzubauen, weiter zu professionalisieren und Strukturen zu schaffen. Das habe ich bis 2018 gemacht. In der Zwischenzeit habe ich zwei Jahre lang die HSV-Bundesligamannschaft als stellvertretender Mannschaftsarzt mitbetreut. 2018 bin ich dann nach Leipzig gewechselt und habe hier die Möglichkeit erhalten, federführend die sportmedizinische Betreuung für die Bundesliga-Profis von RB Leipzig zu übernehmen. Nun bin ich also bereits in der dritten Saison, hier in Leipzig für die sportmedizinischen Geschicke des Teams von Julian Nagelsmann aktiv.
Mirko Holzmüller: Das liest sich absolut abwechslungsreich. In Leipzig läuft es gerade ja richtig gut. Glückwunsch! Was gab es heute Morgen bei Dir auf dem Tisch? Wie und was frühstückt ein Mannschaftsarzt eines Bundesligaclubs?
Dr. Percy Marshall: Das ist immer davon abhängig, ob ich zuhause oder auf der Arbeit esse. Da wir momentan viele Spiele am Abend haben und damit auch eher in den späteren Stunden trainieren, nehme ich das Frühstück eher zuhause ein. Dort fange ich dann meistens mit einem fermentierten Drink für den Darm bzw. für die Besiedlung des Darms an. Dann, so ein, zwei Stunden später, kommt meistens ein Proteinshake mit zusätzlich verschiedenen Pro- und Präbiotika dazu und nochmal so ein bis zwei Stunden danach esse ich dann ein Müsli mit vielen Ballaststoffen, wenig Zucker, dafür mit vielen Früchten. So sieht dann quasi die Ernährung über den Vormittag bei mir aus.
Mirko Holzmüller: Klingt sehr gesund und wohl überlegt. Ist das dann auch für die Spieler geeignet oder empfiehlst Du denen etwas Anderes?
Dr. Percy Marshall: Das lässt sich pauschal so nicht sagen. Man muss tatsächlich immer etwas differenzieren und auf die Trainingsbelastung der Spieler achten. Und wenn es zum Beispiel so ist, wie wir es Moment haben, also viele englische Wochen, wo bis zu drei Spiele in der Woche anstehen und die Belastung entsprechend ist, geht es vor allem darum, die Kohlenhydratspeicher aufzufüllen. Es geht darum, dem Körper genug Bausteine zu geben, um den Körper zu regenerieren. Eiweißreiche Ernährung steht also ebenfalls ganz weit vorne. Natürlich ist die Nährstoffdichte wichtig, Vitamine sind ebenso entscheidend. Vermeiden sollte man leere Energie. Bei mir muss man jetzt aber auch sagen, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat und nicht so aktiv ist - natürlich versuche ich auch viel Sport zu treiben, aber es ist nicht so intensiv wie es bei den Sportlern ist und ich dementsprechend auch nicht so viele Kalorien verbrenne - rückt bei mir dann die reine Energie als Energiezufuhr etwas in den Hintergrund. Bei den Spielern ist es dahingegen auch mal wichtig, nach oder vor Belastungen Nudeln zu essen, um einfach den Kohlenhydratspeicher aufzufüllen. Das brauche ich in dieser geballten Form so nicht.
Mirko Holzmüller: Welchen Stellenwert nimmt die Ernährung im Fußball ein? Wie wirkt sich das auf die Leistung eines Athleten aus?
Dr. Percy Marshall: Ich tue mir schwer damit, dass jetzt auf Prozentzahlen herunterzubrechen. Aber wir sind sicherlich einer der Klubs, der Ernährung eine ganz große Bedeutung beimisst. Ich habe jetzt zwei Jahre lang berufsbegleitend ein Masterstudium in Bereich Mikronährstofftherapie und Regulationsmedizin absolviert. Für uns sind die Themen Ernährung und Leistungssport elementar miteinander verbunden. Was man immer gerne vergisst, wenn man sich über das Thema Ernährung unterhält: Ernährung ist ja nicht bloß die reine Essensaufnahme. Sondern Ernährung ist facettenreich, spielt bei ganz vielen Dingen mit rein. Als Beispiel nur das Detail, wann ich esse. Der Zeitpunkt hat automatisch auch Einfluss darauf, wie ich schlafe und das hat wiederum automatisch Einfluss darauf, wie konzentriert ich am nächsten Tag bin, wie empfänglich ich gegenüber neuen Reizen bin, die ein Trainer im Training setzt. Ebenfalls wirkt sich die Ernährung darauf aus, wie anfällig ich für Verletzungen bin. Ernährung spielt darüber hinaus natürlich eine sehr bedeutende Rolle, wie anfällig ich für Infekte bin. Gerade jetzt, zu Corona-Zeiten, ist das Thema „Erkältung“ noch einmal viel größer. Besonders im Herbst oder Frühjahr, wo wir einfach dieses nasskalte Wetter haben und damit auch zwangsläufig die Infektanfälligkeit steigt. Wie kann ich also das Immunsystem stärken? Das sind natürlich alles Dinge, bei denen ich immer schon mit Ernährung eine Basis schaffen kann und gezielt Weichen stelle. Wir machen bei allen unseren Spielern wiederkehrend ein Mikronährstoffprofil. Dabei schauen wir uns im Blut an, wie Laborparameter aufgestellt sind, die ganz klar auch das Ernährungsverhalten widerspiegeln. Es gibt auf jeden Fall eine signifikante Korrelation aus der Verbesserung der Mikronährstoffprofile und der Qualität, die die Spieler auf den Platz bringen. Natürlich bringen alle, die bei uns spielen, schon enorme Qualität mit sich, bevor sie zu uns kommen. Aber ich glaube, dass zu den strategischen und taktischen Dingen, die von den Trainern gesetzt werden, eben auch Physis und Ernährung eine ganz wichtige Rolle spielen. Diese sind für die Entwicklung und für die stabilen Leistungen eines Spielers elementar wichtig.
Mirko Holzmüller: Und was sind Deine Tipps? Welche Nahrungsmittel empfiehlst du? Speziell solche, über die man sich im Vorfeld informieren sollte und die man zu sich nehmen sollte?
Dr. Percy Marshall: Ja, es gibt natürlich einzelne Nährstoffe, sehr interessant sind. Alles jedoc auf einzelne Nährstoffe herunterzubrechen, würde der Ernährung im Gesamten allerdings nicht gerecht werden. Aber es stimmt schon, dass man mit dem Ausgleich von gewissen Defiziten enorme Verbesserungen erreichen kann. Das ist sicherlich Vitamin D als ein Schlüsselelement für Knochen- und Skelettstoffwechsel und für das Immunsystem. Omega-3, also die gesunden Öle oder Fette, die ganz wichtig sind für kognitive Leistungen. Die auch wichtig sind für Regeneration und als Entzündungsmediatoren. Sie hemmen die Entzündungsvorgänge im Körper. Es gibt aber auch andere Mikronährstoffe, wie beispielsweise Arginin, Galaktose, Akazienfasern und Kreatin. Alles Dinge, die unglaublich mächtig in der Gesamtheit sein und ganz viel Positives im Körper anstoßen können. Entscheidend bleibt aber das Individuum. Ich glaube, dass ist das Wichtige am Thema Ernährung: Man muss sich immer angucken, wer einem gegenübersitzt. Das ist z.B. auch immer das Problem im Internet, wenn man sich dort mit etwas beschäftigt und liest. Es gibt viele allgemeine Empfehlungen, allerdings weiß man nicht, wer das gerade liest. Ist es ein junger Mensch oder ein älterer Mensch? Frau oder Mann? Ist es ein Mensch, der sich vegan oder vegetarisch ernährt? Man kann über das Thema laktosefreie Ernährung sprechen, man kann über das Thema zuckerfreie Ernährung sprechen, man kann über das Thema „Kohlenhydrate reduzieren“ reden. Also sollten es 70 Prozent Kohlenhydrate sein oder lieber 50 Prozent oder doch lieber nur 30 Prozent? Man kann sich darüber unterhalten, wie man zu Weizen steht. Industrieweizen oder ob man stattdessen mehr Urkörner zu sich nehmen sollte, damit der Darm weniger belastet wird. Hier sind individuelle Lösungen immer Pauschalantworten vorzuziehen. Schon an den wenigen Beispielen ist klar ersichtlich, wie unglaublich groß das Feld der Mikronährstoffe und Nahrungsaufnahme ist. Ich bin mir sicher, dass das Thema Ernährung auch in Zukunft immer mehr an Bedeutung im Leistungssport gewinnen wird.
Mirko Holzmüller: Es lässt sich also sehr viel durch Ernährung abdecken. Du hast auch schon von verschiedenen Nahrungsergänzungen gesprochen. Kann ich eigentlich alles über die ursprüngliche Ernährung abdecken oder macht es auch Sinn, den Bedarf über Nahrungsergänzungsmittel zu decken?
Dr. Percy Marshall: Es ist so, dass wir wissen, dass die Nährstoffe oder die Nährstoffdichte in unseren Lebensmitteln aufgrund des Klimawandels deutlich reduziert sind. Es gibt hier eine sehr spannende Studie, in der geschaut worden ist, wie sich der Mikronährstoffgehalt in Reisfeldern verhält, wenn man dabei den CO2-Austoß erhöht. Das ist ja einer der elementaren Faktoren für den Klimawandel. Und man hat eben gesehen, dass nahezu alle Mikronährstoffe in ihrer Fülle reduziert sind. Es gibt einige wenige Studien, die angeschaut haben, wie sich in 20 Jahren der Mikronährstoffgehalt von heimischem Gemüse (Äpfel, Brokkoli usw.) verändert hat. Und auch die sind teils dramatisch zwischen zehn und 20 Prozent reduziert. Das heißt: Grundsätzlich sehen wir uns schon mit einer Ernährung konfrontiert, die nicht mehr so nährstoffreich ist, wie sie früher war. Daran können wir nur bedingt etwas ändern. Man kann natürlich auf lokale Produkte zurückgreifen, man kann versuchen, qualitativ hochwertige Bio-Produkte zu sich zu nehmen. Aber auch da können wir natürlich am Klimawandel nichts ändern, weil das betrifft nun einmal die ganze Welt. Ich verwende da gerne einen praktischen Vergleich: Du fährst mit dem Auto an die Zapfsäule und möchtest ihn voll tanken. Es würde Dir nie einfallen, ohne Kenntnis über die Größe und Füllung des Tanks zu sagen: Ich will 50 Liter Treibstoff haben. Du würdest es immer abhängig davon machen, was Du auf der Tankanzeige vorgefunden hast. Schlussendlich tankst Du also so viel wie nötig. Und das ist das Gleiche, was man sich immer überlegen muss bei der Frage nach Nahrungsergänzungsmitteln. Wenn wir also wissen wollen, wie sehr wir von dem Nährstoffrückgang in unseren Lebensmitteln betroffen sind und wie gut wir denn mit unseren eigenen Mitteln darauf reagieren, indem wir vielleicht bewusst essen, geht das im Grunde nur, indem wir kontrollieren, wie unsere Tanks gefüllt sind. Das geht mit einem entsprechenden Blutbild. Und erst danach kann ich Dir sagen, ob das mit der Ernährung reicht oder nicht. Die Erfahrung zeigt, dass die Nährstoffzufuhr ab einer bestimmten Belastungsgrenze eben nicht über die normale Ernährung mit den Mahlzeiten reicht und wir durchaus auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen sollten. Ein (synthetisches) Nahrungsergänzungs-mittel kann jedoch nie ein gesundes Nahrungsmittel ersetzen. Nehmen wir beispielsweise das Thema „Kreatin“: Das ist ja zum Beispiel ein Stoff, den der Körper selbst synthetisiert und den wir durch den Verzehr von Fleisch aufnehmen. Ein gesundes Stück Fleisch in der natürlichen Form, ist der Einnahme von synthetischem Kreatin fast immer vorzuziehen. Eine gesunde Proteinquelle würde ich immer eher als einen Proteinshake empfehlen. Aber es kann unter manchen Umständen eben schwer sein, die benötigte Menge an Kreatin, Proteinen oder anderen Nährstoffen in Form von Lebensmitteln zu sich zu nehmen. Eventuell ist es auch nicht möglich, gewisse Nährstoffe in entsprechenden Mengen einzunehmen aufgrund von bestimmten Lebensgrundsätzen. Dadurch können Mangelzustände entstehen, die Batterien oder die Speicher sind nicht entsprechend gut gefüllt und es macht es dann Sinn, auf ein Nahrungsergänzungsmittel zurückzugreifen.
Mirko Holzmüller: Du hast das Thema Kreatin eben angesprochen. Da haben wir ja den Vergleich, dass man ca. 600 bis 700 Gramm rohes Fleisch zu sich nehmen müsste, um daraus auf natürliche Art und Weise im Körper drei bis fünf Gramm Kreatin für seinen eigenen Kreatinhaushalt zu synthetisieren. Wenn man das halt jeden Tag macht, 700 Gramm rohes Fleisch plus natürlich auch noch Nebenprodukte, die in der heutigen Zeit im Fleisch enthalten sind, ist das, glaube ich, auf Dauer auch nicht wirklich gesund. Und nur damit es da jetzt bei den Lesern zu keinen Missverständnissen kommt: Das Kreatin, was wir produzieren, ist natürlich synthetisch hergestellt. Also nicht aus Fleisch, sondern auf rein synthetischer Basis. Da muss auch kein Tier dafür sterben. Man kann sich auch sehr einfach diese drei Gramm Kreatin in seinen Smoothie, in seinen Shake oder sein Müsli einmischen und dieses dann zu sich nehmen, um den Kreatinhaushalt aufzufüllen.
Dr. Percy Marshall: Ja, das ist es, was ich meine. Wer sitzt vor mir, mit wem habe ich es zu tun? Ist es jemand, der generell kein Fleisch zu sich nimmt? Der wird andere Mangelsymptome oder Mangelzustände aufweisen als jemand, der Flexitarier ist. Er wird anders aufgestellt sein, als weibliche Athleten, die womöglich eine starke Monatsblutung haben. Es ist natürlich immer die Frage, wie viel ich verbrauche? Und dieser Verbrauch kann einfach an unterschiedlichen Dingen gekoppelt sein. Also wie belaste ich meinen Körper? Und wie verbraucht der Körper die Mikronährstoffe, die sein Treibstoff sind? Wie sehr werden diese gebraucht? Wenn ich es wirklich sauber analysieren möchte, kann ich das nur über eine entsprechende Blutanalyse machen. Aber es gibt natürlich schon gewisse Erfahrungswerte, mit denen man arbeiten kann. Es gibt nahezu niemanden, der über komplett gefüllte Kreatinspeicher oder ausreichend hohe Vitamin-D oder Omega3 Serumspiegel verfügt. Es gibt einfach niemanden, der ausreichende Mengen an fetten Bio-Fisch aus der Nordsee isst, um unsere Omega 3 Spiegel ausreichend zu füllen. Wir leben nicht in einem sonnigen Staat, liegen nicht täglich so viel in der Sonne, dass wir unsere Vitamin D3 Speicher ausreichend füllen. Das sind also schon Nährstoffe, wo man sagen kann: „Okay, die könnt Ihr in entsprechender Dosierung zu Euch nehmen und Ihr werdet auf gar keinen Fall etwas falsch machen. Ihr werdet Eurem Körper auf jeden Fall etwas Gutes tun.“
Mirko Holzmüller: In der Tat: Man muss sich da wirklich einlesen und sich auch Gedanken darüber machen. Brauche ich das Kreatin jetzt wirklich? Die Grundversorgung ist ja gegeben, allein durch die natürliche Synthese der Bauchspeicheldrüse, der Leber und der Niere. Aber eben nur diese Grundversorgung. Selbst ich, der seit seinem 16. Lebensjahr Vegetarier ist –habe enorme Veränderungen im Energiehaushalt bemerkt. Alleine mit einem kleinen Teelöffel Kreatin in meinem Müsli jeden Morgen. Ich habe das wirklich gemerkt, ich habe mehr Energie, mehr Power und bin auch einfach geistig auf einem ganz anderen Niveau. Zudem merklich ausgeglichener und viel relaxter. Das führe ich schon auch die Kreatin-Supplementierung zurück, die aber immer in einem vernünftigen Maß stattfinden muss.
Dr. Percy Marshall: Ja. Du wirst bei jedem Mangelzustand, den du aufweist, immer eine positive Veränderung in Deinem Körper feststellen. Und selbst die Top-Athleten, die zu uns kommen, haben ihre Defizite. Jeder hat seine individuellen Baustellen. Das mag der Darm und das Mikrobiom sein. Es können die Vitamine sein. Es können die Fette sein. Es ist völlig unterschiedlich. Aber wenn Du diese Defizite ausgleichst, wirst Du eine positive Veränderung spüren, weil Dein Körper einfach anders arbeiten kann. Und das ist, so glaube ich, auch das Wichtige. Das ist die richtige Form des Arbeitens. Dass Du nur dort versuchst, zu ergänzen, wo Du auch Mangelzustände hast. Und nicht dieses „Schrot-Schuss-Verfahren“, bei dem ich alles supplementiere und hoffe einen Mangelzustand auszugleichen. Natürlich erreiche ich auch dabei Bereiche, die defizitär sind. Aber das ist natürlich völlig übertrieben. Ich kann mit Übersupplementierung auch etwas verursachen, was man so nicht möchte.
Mirko Holzmüller: Ja. Deswegen immer mit Hirn und Verstand. Worüber freuen sich Deine Spieler am meisten? Also gibt es da irgendwas auf der Speisekarte, wo sie sagen „Yeah“ oder wo sie sagen „Percy, warum jetzt das schon wieder?“
Dr. Percy Marshall: Ich glaube, es ist gut, dass ich nicht der Koch bin. Sondern, dass wir einfach einen fantastischen Koch haben, der uns versorgt und der sich Gedanken darüber macht, wie man das Ganze auch verpackt. Da muss man sich auch Gedanken machen darüber, wie manche gesunde aber einzeln vielleicht nicht so gut schmeckende Nährstoffe wie Bitterstoffe, die ganz wichtig für die Verdauung sind und die Bauchspeicheldrüse anregen, in unsere Mahlzeiten integriert werden können. Wenn Du Bitterstoffe mit Nahrungsergänzungsmitteln hinzufügst, dann verzieht sich Dein ganzes Gesicht. Wenn Du das über die Ernährung mit entsprechenden Dingen hinzufügst, schmeckt es und Du erreichst auch Positives. Und das ist vielleicht das Wichtigste dabei: Bei all dem Wissen über Ernährung darf man nicht vergessen, dass Ernährung schmecken muss. Ernährung ist gut für die Seele und ein Spieler, der Ernährung nicht genießt, sondern isst, weil ich es ihm sage, wird nie den Effekt haben, wie bei einem Spieler, der tatsächlich gesundes Essen isst und das auch noch genießt. Geschmack ist vielleicht auch jetzt gerade ein besonderes Thema. Corona, wissen wir ja, nimmt den Geschmacks- und Geruchssinn, also nimmt vor allem den Geruchssinn und daher beeinträchtigt es den Geschmackssinn. Und wenn ich plötzlich mein Essen nicht mehr schmecken kann und dieses Element des Genießens verloren geht, dann verliere ich etwas Elementares in der Ernährung. Es ist wichtig, dass man versucht, mit der Ernährung unterschiedliche Charaktere anzusprechen. Die Spieler auch mal zu überraschen. Und es darf da natürlich auch mal nicht so gesund sein, aber dafür umso mehr schmecken. Das ist wieder das, was ich meinte mit dem Thema: Man muss jeden Einzelnen individuell betrachten. Was habe ich für eine Person, die vor mir sitzt? Ist es eine Person, die sich vielleicht vorher schon mit Ernährung beschäftigt hat? Ich kann da als besonderes Beispiel dienen: Wenn ich weiß, dass ein Shake gesund ist, schmeckt er mir. Er schmeckt mir, obwohl andere sagen, das würden sie nicht herunterbekommen. Aber einfach das Wissen darüber, dass es mir gut tut, lässt ihn schon besser schmecken. Wir haben eine sehr große Fraktion an französischen Spielern bei uns. In Frankreich isst man anders als in Deutschland . Dort ist beispielsweise der Spaghetti- oder Weißbrot-Konsum ein anderer. Hier erreichen wir und dann kann ich nicht nur darauf einwirken und sagen „dann müssen wir das verbannen“, sondern wir müssen Lösungen finden. Also beispielsweise produzieren wir unsere eigenen Nudeln, wir backen unser eigenes Brot, wir nutzen besondere Mehlformen. Weil wir auf gar keinen Fall wollen, dass Essen den Spaß- und den Genussfaktor verliert. Aber wie gesagt dafür bin ich zum Glück nicht zuständig.
Mirko Holzmüller: Du kannst nur mit erhobenen Zeigefinger danebenstehen und sagen, das ist jetzt zu viel. Zum Thema Flüssigkeitshaushalt: Was und wie viel sollte ein Spieler trinken? Ist natürlich auch sicherlich abhängig von der Belastung und von dem Bewegungsapparat her. Was empfiehlst Du da?
Dr. Percy Marshall: Da ist es so, genau wie Du sagst, natürlich auch wieder abhängig von viele Faktoren: Wie warm ist es? Wie viel schwitzt der Athlet? Was für ein Training findet statt? Deswegen ist es tatsächlich sehr unterschiedlich. Es gibt einige, die schwitzen weniger; andere schwitzen mehr. Das hat nicht nur was mit dem Trainingsstatus zu tun, sondern da gibt es auch nochmal genetische Unterschiede. Man muss es tatsächlich auch darauf abstimmen. Man kann es beispielsweise gut erkennen, wenn man seinen eigenen Urin anschaut. Er sollte nicht braun, tiefbraun, gelb oder tief gelb sein. Dies darf mal vor dem schlafen gehen sein, aber im Laufe des Tages muss der in der Farbe schon heller werden. Und das ist eigentlich der beste Maßstab. Aber mehr als zwei Liter Flüssigkeit sollte ein Spieler bzw. ein Athlet im Rahmen eines Trainings oder eines Trainingstages schon zu sich genommen haben.
Mirko Holzmüller: Vielen lieben Dank Dir für die Zeit, die Du Dir für unser Interview genommen hast und die Vielzahl an Informationen und Erkenntnissen. Euch weiterhin viel Erfolg in der Bundesliga!
Dr. Percy Marshall: Das habe ich sehr gerne gemacht. Macht es gut und passt auf Euch auf!