Vor der Sitzung des Bayerischen Kabinetts an diesem Dienstag wendet sich der Bayerische Fußball-Verband (BFV) nochmals mit einem dringenden Appell an die Staatsregierung, dass bei den in Aussicht gestellten Lockerungen für die Bereiche Schule, Theater, Kino und Gastronomie der Sport nicht wieder außen vor bleiben darf.
„Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass sich das Kabinett über weitere Lockerungen Gedanken macht und diese Änderungen zum 10. Mai 2021 auch in Kraft treten sollen“, sagt BFV-Schatzmeister Jürgen Faltenbacher: „Es darf aber nicht sein, dass der Breitensport hierbei gar keine Rolle spielt. Wenn eines in den vergangenen Wochen deutlich geworden ist, dann die Tatsache, dass Sport unter freiem Himmel kein erhöhtes Infektionsrisiko darstellt. Viel gefährlicher sind der nachhaltige Bewegungsmangel und die soziale Verarmung, wenn gemeinsames Sporttreiben in unseren Vereinen weiterhin so stark reglementiert bleibt – gerade und vor allem bei unseren Kindern. Von daher haben wir die eindringliche Bitte an das Kabinett, dass es auch Lockerungen für das Fußballtraining unter freiem Himmel anhand der etablierten Hygienekonzepte geben muss – und zwar ungeachtet etwaiger Altersbeschränkungen wie sie aktuell gelten.“
BFV-Geschäftsführer Jürgen Igelspacher betont: „Sport ist wichtig für unsere Gesellschaft, er ist wichtig für die Gesundheit. Der Sport gibt Menschen Bewegung und Lebensfreude zurück, ganz besonders Kindern und Jugendlichen. Das bleibt ihnen mit der aktuellen Regelung faktisch verwehrt und hat drastische Folgen – für Körper und Psyche, aber auch für den Unterbau in unseren Vereinen. Von daher darf der Sport bei den Entscheidungen am morgigen Dienstag nicht außen vor bleiben.“
Zuletzt hatten das Positionspapier und der offene Brief der Gesellschaft für Aerosolforschung an die Politik große Beachtung gefunden. Die Kernbotschaften lauteten: Die Gefahren der Corona-Pandemie lauern nahezu ausschließlich in geschlossenen Räumen. Aktivitäten an der frischen Luft, darunter auch das Sporttreiben, sind unbedenklich. „Spielformen, Zweikämpfe, also ein ganz normales Mannschaftstraining sind problemlos möglich. Kleingruppen und Training streng auf Abstand ergeben keinen Sinn. Für das grundsätzliche Verständnis ist wichtig: Ansteckungen entstehen durch Aerosole, nicht durch Kontakte. An der frischen Luft verflüchtigen sich Aerosole sehr schnell, die nötige Konzentration für eine Ansteckung wird dadurch nicht erreicht. Darüber hinaus sind die Kontaktzeiten im Fußball ohnehin sehr kurz. Darum: Lasst die Leute, speziell die Kids, wieder kicken. Es ist ja Wahnsinn, was wir aktuell machen“, hatte Biophysiker Dr. Gerhard Scheuch, einer der Verfasser des Papiers, zuletzt unmissverständlich klargemacht.
Der renommierte Sport- und Präventionsexperte Prof. Dr. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln hatte auf die jetzt schon spürbaren Folgen hingewiesen, dass Fußballtraining in den Vereinen, wenn überhaupt, dann aktuell nur extrem reglementiert stattfinden kann: „Definitiv die soziale Verarmung. Kontakte, die Kinder sonst im Sportverein geknüpft haben, werden derzeit in eine digitale Welt verlagert, während die rein körperliche Welt verloren geht. Damit einher geht die geistige Entwicklung. Wenn beispielsweise nur in Familien gelernt, gearbeitet und gelebt wird, gehen kindliche Prozesse, die üblicherweise mit Gleichaltrigen erlebt werden, verloren. Des Weiteren entstehen Aggressivitätspotentiale, die sich aus dem ständigen Aufeinandersitzen zu Hause ergeben und normalerweise ideal durch Sport abgebaut werden können. Natürlich leidet auch die gesamte Emotionalität: Freude, spielen, lachen, gewinnen. Das fehlt den Kindern ungemein und genau diese Erfahrungen müssen sie im Kindesalter machen.“