Der Fußball ist Teil der Lösung und nicht des Problems – das betonen alle Fußball-Vertreter regelmäßig in der aktuellen Corona-Pandemie. Der oberfränkische SV Seybothenreuth aus dem Landkreis Bayreuth demonstriert beispielhaft, was damit gemeint ist.
Wenn der Landkreis keine Kapazitäten hat, dann machen wir das eben selbst. Das dachten sie sich in Seybothenreuth – und organisierten ein kleines Testzentrum.
Sehr zur Freude des Landrats. „Es ist wichtig, im Landkreis dezentrale Test-Stellen anzubieten“, sagte Florian Wiedemann (FW), als die neue Test-Stelle in der Mehrzweckhalle den Medien vorgestellt wurde. „Meine Leute im Landratsamt sind mit der telefonischen Corona-Nachverfolgung und dem laufenden Betrieb ausgelastet“, sagte Wiedemann. Freies Personal gebe es nicht: „Deshalb kann ich mir als Landrat nichts Besseres wünschen als hier geschehen.“
Denn in der kleinen Gemeinde mit rund 1400 Einwohnern helfen sie zusammen, um die Einwohner zu testen. „Wir hoffen, dass andere Gemeinden nachfolgen“, sagt Ulrich Bertelshofer. Er ist als Leiter des Bayreuther Hospitalstifts, wo Ende Dezember auch die ersten Impfungen der Region stattfanden, voll in der Materie. Zudem ist er in seinem Wohnort Seybothenreuth Vorsitzender des Sportvereins. Bertelshofer hatte die Idee für das Testzentrum. Oder die Test-Straße, wie sie in Seybothenreuth sagen.
Wie im Straßenverkehr soll es für die zu Testenden von einem Haltepunkt zum nächsten gehen. Erster Stop ist an einem Tisch im Eingangsbereich der Mehrzweckhalle. Dort geben die Nutzer ihre Daten an und zeigen ihren Ausweis vor. Notiert wird das Ganze ehrenamtlich von je zwei SVS-Vereinsmitgliedern.
Danach geht es weiter ins Innere der Halle. Dort kümmert sich medizinisches Fachpersonal um die einwandfreie Durchführung der PoC-Schnelltests. „Ulrich Bertelshofer hat mich angerufen und ich war sofort dabei“, sagt Wolfgang Bauer. Er ist der Chef der Bayreuther Adler-Apotheke und gleichzeitig Koordinator des Testzentrums im Rotmain-Center. Es wird von der Bayreuther Apothekengemeinschaft geführt, der sechs Apotheken aus Bayreuth, Mistelbach, Heinersreuth und Neudrossenfeld angehören. Je ein Mitarbeiter ist in Seybothenreuth vor Ort.
Dritte Station der Test-Straße ist sozusagen der Außenparkplatz. Denn auf die Testergebnisse soll vor der Halle gewartet werden, um die Ansteckungsgefahr innen zu reduzieren. Wenn es regnet, könne man sich unter dem Dach des benachbarten Rathauses unterstellen, sagt Seybothenreuths Bürgermeister Reinhard Preißinger (FW). „Die Gemeinde steht voll dahinter und hat die Halle auf dem kurzen Dienstweg zur Verfügung gestellt.“
Größere Kosten würden nicht entstehen. Die Halle stehe derzeit leer, müsse aber dennoch ohnehin ein wenig geheizt werden. Und falls ein paar Euro Zusatzkosten anfallen würden – etwa für Reinigung und Desinfektion – „dann tragen wir diese selbstverständlich gerne, um die Aktion zu unterstützen“, sagt der Bürgermeister. Bertelshofer betont, dass der gesamte Gemeinderat hinter der Aktion steht. „Quer durch alle Fraktionen tragen Räte derzeit Flyer dafür aus.“
Geöffnet ist das kleine Testzentrum donnerstags von 18 bis 20 Uhr und sonntags von 16.30 bis 18.30 Uhr.
Text: Andreas Schmitt/Nordbayerischer Kurier