Für Marco Wildersinn (43), Trainer beim Spitzenreiter FC Würzburger Kickers in der Regionalliga Bayern, ist der Aufstieg in die 3. Liga das große Ziel. Bereits in der zurückliegenden Saison waren die Kickers nah dran, mussten aber der SpVgg Unterhaching im Rennen um die Meisterschaft den Vortritt lassen. Als ungeschlagener Tabellenführer haben sich die Kickers jetzt in die Winterpause verabschiedet, wollen im neuen Jahr durchstarten. Im BFV.de-Interview spricht Wildersinn über den guten Saisonverlauf, Stabilität und Weiterentwicklung.
Sie überwintern mit den Würzburger Kickers als Spitzenreiter. Wie hört sich das für Sie an, Herr Wildersinn?
Marco Wildersinn: Den Blick auf die Tabelle können wir genießen. Wir sind mit dem klaren Ziel in die Saison gestartet, um Platz eins zu spielen. Wir sind auf einem guten Weg.
Vor einem Jahr befand sich Ihr Team noch in der Verfolgerrolle, landete auch am Saisonende auf Platz zwei. Was sind die wesentlichen Unterschiede?
Wildersinn: Wir sind als Team gereift und stabiler geworden. Die ganz hohen Siege sind im Vergleich zur letzten Saison ausgeblieben. Dafür gewinnen wir aber mehr Spiele. Besonders zum Ende einer Partie lassen wir nichts mehr zu und erzielen oft die entscheidenden Tore.
In der Endabrechnung hatten in der Vorsaison die beiden direkten Duelle mit der SpVgg Unterhaching den Unterschied gemacht. Wie schwer war es, das abzuhaken?
Wildersinn: Das war ärgerlich, weil wir uns bis zur Winterpause eine gute Ausgangsposition erarbeitet hatten. Die SpVgg Unterhaching hat jedoch beide Spiele gegen uns gewonnen und ist am Ende auch verdient in die 3. Liga aufgestiegen. Wichtig war, daraus die richtigen Lehren zu ziehen.
Wo hatten Sie für die neue Saison den Hebel angesetzt?
Wildersinn: Wir wollten als Team noch besser verteidigen und nicht mehr so viele Chancen zulassen. Mit erst 14 Gegentoren nach 21 Partien ist der Plan bislang ganz gut aufgegangen. (lacht) In dieser Spielzeit hatte sich die Ausgangsposition aber klar verändert. Diesmal waren wir als Meisterschaftsfavorit in die neue Saison gestartet, standen deshalb von Beginn an noch mehr im Fokus.
Ihr Team ist nach 21 Spieltagen noch immer unbesiegt. Warum kommen die Gegner nur schwer gegen die Kickers an?
Wildersinn: In erster Linie, weil wir gut verteidigen. Grundsätzlich haben wir an unserer Spielweise wenig geändert, treten dominant auf und wollen den Gegner zu Ballverlusten zwingen. Wir spielen uns viele Torchancen heraus. Vielleicht fehlt dabei manchmal ein wenig die Effizienz.
Vier der fünf Unentschieden gab es in Heimspielen. Ist das ein kleiner Makel?
Wildersinn: Das kann man so stehen lassen. Das torlose Remis am ersten Spieltag gegen FC Memmingen, wo wir zahlreiche Großchancen liegengelassen haben, fällt mir beispielsweise auf Anhieb ein. Beim 2:2 gegen den SV Schalding-Heining haben wir nach einer 2:0-Führung noch zwei Treffer kassiert. Zu Hause strebt man grundsätzlich immer die optimale Punktausbeute an. Unter dem Strich zählt aber nur, wo wir nach dem 34. Spieltag in der Tabelle stehen.
Ist unter Umständen sogar eine gesamte Saison ohne Niederlage möglich?
Wildersinn: Wenn wir das schaffen sollten, wäre es etwas ganz Außergewöhnliches. Eine ganze Saison ohne Niederlage zu bleiben, ist sicherlich noch nicht vielen Mannschaften gelungen. Wir werden alles dafür tun, aber es spielen natürlich sehr viele Faktoren eine Rolle.
Aus der zurückliegenden Winterpause war das Team mit zwei Punkten aus den ersten vier Spielen nur schleppend gekommen. Warum wird das diesmal anders sein?
Wildersinn: Weil wir zu Beginn hoffentlich weniger Verletzungssorgen als vor einem Jahr haben werden. Damals standen uns etwa Abwehrchef Daniel Hägele und die beiden Torhüter Marc Richter und Vincent Friedsam verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. Wenn im Abwehrzentrum Leistungsträger ausfallen, macht das etwas mit der Mannschaft. In dieser Spielzeit sind wir generell qualitativ breiter aufgestellt, können mit Ausfällen viel besser umgehen.
Werden im Winter dennoch personelle Veränderungen am Kader vorgenommen?
Wildersinn: Wir werden keine zusätzlichen Spieler holen, sondern nur dann reagieren, wenn uns ein Spieler von sich aus verlassen will.
Wird die Mannschaft ihre Zelte in einem Wintertrainingslager aufstellen?
Wildersinn: Ich gehe davon aus, dass wir uns in Würzburg auf die Restrunde vorbereiten. Die erste Einheit habe ich für den 8. Januar angesetzt. Die Generalprobe wird ein Testspiel gegen die Stuttgarter Kickers aus der Regionalliga Südwest sein.
Am 1. März steht nach aktuellem Stand das erste Spiel der Restrunde gegen die SpVgg Ansbach an. Welche Erinnerungen haben Sie noch an den 1:0-Auswärtserfolg?
Wildersinn: Die Mannschaft hat ihre Qualität. Aber ich gehe davon aus, dass wir mit einem positiven Ergebnis in die Restrunde starten werden.
Wie werden Sie persönlich neue Kraft tanken?
Wildersinn: Ich werde mit meiner Familie für eine Woche in den Süden fliegen und Weihnachten in der Heimat in Karlsruhe verbringen.
BFV-Interview: Peter Haidinger/MSPW