Als Dorfklub (ca. 500 Einwohner) mischt die DJK Vilzing die Regionalliga Bayern auf, liegt punktgleich hinter Ligaprimus FC Würzburger Kickers auf Rang zwei. Der 37-jährige Trainer Josef "Beppo" Eibl, der hauptberuflich als Lehrer Sport und Religion unterrichtet, führte die DJK gleich in seiner ersten Saison (2021/2022) zum Aufstieg in die Regionalliga Bayern und damit zum bislang größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. Es folgten der Klassenverbleib (Platz 13) und jetzt sogar der Sprung in die Spitzengruppe. Im Interview mit BFV.de spricht Eibl über diese sensationelle Erfolgsgeschichte.
Wie sehr genießen Sie den Blick auf die Tabelle der Regionalliga Bayern, Herr Eibl?
Josef Eibl: Jeder im Klub schaut aktuell gerne auf die Tabelle. In der vorherigen Saison standen wir am 6. Spieltag kurzzeitig ganz oben. Jetzt sind wir von Anfang an dabei. Es ist eine schöne Momentaufnahme, die unser Selbstbewusstsein von Woche zu Woche mehr steigert.
Wie erklären Sie sich den sportlichen Aufschwung?
Eibl: In der Vorsaison hatten wir als Aufsteiger mit 51 Punkten bereits eine ordentliche Runde gespielt. Die Mannschaft hat im Vergleich zum letzten Jahr noch einmal einen enormen Entwicklungsschritt gemacht. Die Jungs wissen jetzt, wie in der Regionalliga Fußball gespielt. Wir sind gut in die Saison gestartet, werden aktuell von der Euphorie getragen und wollen so lange wie möglich auf dieser Welle surfen.
Wie schwer ist es grundsätzlich für die DJK Vilzing, im Konzert der "Großen" mitzumischen?
Eibl: Wir wissen, wie eng es in der Regionalliga zugeht, müssen in jedem Spiel an unsere Grenzen gehen. Bei uns sind alle Spieler noch berufstätig und müssen mit Entbehrungen klarkommen. Die Familien müssen teilweise hintenanstehen, die Wochenenden sind kaputt und Urlaub ist selten möglich. Die Jungs werden auf der Arbeit und im Training stark gefordert. Es ist schwer mit Mannschaften mitzuhalten, die unter Profibedingungen trainieren. Aber das macht auch den Reiz gerade aus.
Mit 38 Toren hat Ihr Team mit Abstand die meisten Treffer erzielt. Was zeichnet das Team ganz besonders aus?
Eibl: Die Jungs verhalten sich auf und neben dem Platz sehr professionell. Das Thema Ernährung spielt eine große Rolle. Keiner ist sich zu schade, daheim zusätzliche Einheiten einzulegen. Außerdem haben unsere Neuzugänge allesamt eingeschlagen. Grundsätzlich haben wir ein charakterlich tolles Team. Der Zusammenhalt ist einmalig. Wir sind ein eingeschworener Haufen.
Von 14 Spielen hat Ihr Team bislang zwölf gewonnen und keine Partie unentschieden beendet. Lieben Sie Spiele mit offenem Visier oder was sagt das aus?
Eibl: Dass wir niemals aufstecken und bis zur letzten Minute an uns glauben. Durch die Erfolge zu Beginn der Serie sind wir noch enger zusammengerückt, können auch enge Spiele für uns entscheiden. Grundsätzlich haben wir nichts zu verlieren und sind froh, dass wir jetzt schon so viele Punkte auf dem Konto haben, dass wir in der der nächsten Saison wieder in der Regionalliga Bayern spielen werden.
Vorausgesetzt, der Lauf hält weiter an: Wann werden die Saisonziele bei der DJK Vilzing nach oben korrigiert?
Eibl: Wir wollen eine sorgenfreiere Saison spielen, als es noch im letzten Jahr der Fall war. Da hatten wir am Ende trotz unserer 51 Punkte nur einen Zähler Vorsprung vor einem Relegationsplatz. Wir schauen weiter von Spiel zu Spiel. In der Winterpause werden wir uns zusammensetzen und die Saison in aller Ruhe analysieren.
Wäre ein möglicher Aufstieg in die 3. Liga überhaupt realisierbar?
Eibl: Definitiv nein! Wir sind und bleiben ein Amateurverein, verfügen nicht über die Strukturen, die für höhere Ansprüche genügen. Wir wollen uns dauerhaft in der Regionalliga Bayern etablieren.
Hauptberuflich arbeiten Sie als Lehrer. Wie bekommen Sie die Doppelbelastung hin?
Eibl: Ich unterrichte an der Realschule Schweiklberg Sport und Religion. Ich wohne in Straubing und fahre jeden Tag 70 Kilometer zur Arbeit. Keine Frage: Es ist eine enorme Belastung und ein erheblicher Zeitaufwand.
Vor eineinhalb Jahren spielte die DJK Vilzing noch in der Bayernliga. Wie ist diese Erfolgsgeschichte möglich?
Eibl: Die DJK Vilzing ist schon seit Jahren ambitioniert. Wir haben in der Bayernliga immer eine gute Rollte gespielt, sind in der Corona-Pandemie nur knapp am Aufstieg gescheitert. Wir sind ein kleiner Verein, leben in einem Dorf mit 500 Einwohnern. Dennoch haben wir einige Sponsoren, die uns tatkräftig unterstützen. Außerdem leistet die Sportliche Leitung seit Jahren hervorragende Arbeit.
Am Samstag, 14 Uhr, stellt sich der SV Wacker Burghausen in Vilzing vor. Was erwarten Sie von Ihrem Team und wie schätzen Sie den Gegner ein?
Eibl: Wacker Burghausen hatte vor dem Trainerwechsel einige Probleme. Mit dem jüngsten 3:0-Erfolg gegen SV Schalding-Heining ist ein sportlicher Aufschwung erkennbar. Grundsätzlich sind uns die Gegner aber egal, weil wir nur auf uns schauen und bestmöglich performen wollen. Von meiner Mannschaft erwarte ich, dass sie so auftritt wie in den letzten Wochen und das Spiel möglichst gewinnt.
Welche Trainer-Ambitionen verfolgen Sie persönlich?
Eibl: Ich habe keinen Karriereplan in der Schublade. Momentan absolviere ich die Ausbildung zur A-Lizenz, bin in der nächsten Woche deshalb von Sonntag bis Mittwoch wieder in der Sportschule Hennef. Am 22. November werde ich in Frankfurt meine Abschlussprüfung ablegen. Da bleiben keine Gedanken für etwas anderes. Schule, Fußball und meine Familie mit zwei Kindern nehmen die größte Zeit in Anspruch.
BFV-Autor: Peter Haidinger/MSPW