Acht Tore in zehn Spielen: Der frühere Junioren-Nationalspieler Joshua Endres (25) sorgt beim TSV Aubstadt in der Regionalliga Bayern für Furore, mischt in der bundesweiten Wertung zur Torjägerkanone für alle weit vorne mit. Im BFV.de-Interview spricht Endres über seinen Torriecher, den Wechsel zu einem Dorfklub und gemeinsame Zeiten mit seinem Namensvetter Joshua Kimmich bei RB Leipzig.
In der neuen Spielzeit blühen Sie beim TSV Aubstadt offenbar so richtig auf. Wie lautet Ihr Erfolgsrezept, Herr Endres?
Joshua Endres: Für die aktuelle Situation gibt es kein wirkliches Rezept. Ich war bereits in der vergangenen Saison auf einem guten Weg. Nachdem ich zwischenzeitlich bei Rot-Weiss Essen kaum Spielpraxis gesammelt hatte, durfte ich in Aubstadt wieder regelmäßig auf dem Platz stehen. Diese Spielpraxis und das damit verbundene neu gewonnene Selbstvertrauen sorgen jetzt dafür, dass ich die Bälle häufiger im gegnerischen Kasten unterbringen kann. Wenn man einen solchen Lauf hat, geht der eine oder andere Ball auch schon mal eher rein.
Mit acht Treffern in zehn Begegnungen führen Sie aktuell gemeinsam mit Adam Jabiri vom 1. FC Schweinfurt 05 die Torjägerliste in der Regionalliga Bayern an und liegen auch bundesweit in der 4. Liga weit vorne. Wie fühlt es sich für Sie an?
Endres: Auch wenn es sich wie eine Floskel anhört: Es ist eine schöne Momentaufnahme, mehr aber auch nicht. Wir befinden uns noch zu Beginn der Saison. Ich freue mich, dass ich bislang eine so gute Trefferquote vorweisen kann. Es bringt jetzt aber nichts, jetzt nach den Sternen greifen zu wollen. Von einem ersten Platz in der Torjägerliste zum Ende der Saison - geschweige denn von der Torjägerkanone für alle - bin ich noch sehr weit entfernt. Mein Ziel ist es, diese Form so lange wie möglich aufrecht zu halten.
Nicht nur für Sie persönlich, sondern auch für Ihren Klub, den TSV Aubstadt, läuft es derzeit rund. Zuletzt gab es drei Siege in Folge. Was macht die Mannschaft aus?
Endres: Zu Beginn der neuen Saison haben wir uns tatsächlich ein wenig schwergetan. Danach konnten wir uns aber ein wenig in einen Flow spielen, der uns auf den vierten Platz gehievt hat. Die Mannschaften in der Liga sind aber sehr eng beieinander. Ein kurzer Blick in die Tabelle genügt, um zu erkennen, dass wir sowohl von Platz eins als auch von den Abstiegsplätzen nur wenige Zähler entfernt sind.
Dennoch: Was ist mit Aubstadt in dieser Saison möglich?
Endres: Unser Ziel ist und bleibt vorerst auch der Klassenverbleib. Mit einem Sieg bei der U 23 des FC Augsburg am Freitag wollen wir den nächsten Schritt in diese Richtung machen. Wichtig ist, dass wir bis zum Winter den Schwung mitnehmen und so viele Punkte sammeln wie nur möglich. Auch wenn wir derzeit gut in Form sind, bleiben wir realistisch und ändern nicht unsere Zielsetzung.
Nachdem sich der TSV in der zurückliegenden Saison das Endspiel um den Verbandspokal erreicht hatte, war diesmal bereits früh durch eine Niederlage im Elfmeterschießen gegen den Nord-Bayernligisten ATSV Erlangen Schluss. Trübt das Ausscheiden ein wenig die Stimmung?
Endres: Nachdem wir noch im Mai im Endspiel standen, wollten wir es uns auch in dieser Spielzeit erneut beweisen. Letztlich sieht es immer ein wenig blöd aus, wenn man gegen einen unterklassigen Gegner ausscheidet. Man muss aber einfach sagen, dass wir an diesem Tag nicht die bessere Mannschaft waren und Erlangen verdient in die nächste Runde eingezogen ist. Wichtig war, dass wir wenige Tage später mit dem 4:1 gegen den FV Illertissen eine direkte Reaktion gezeigt haben.
Während Ihrer Laufbahn standen Sie unter anderem Sie mit den aktuellen Profis des FC Bayern München, Joshua Kimmich und Marcel Sabitzer, gemeinsam auf dem Platz. Welche Erfahrungen haben Sie aus Ihrer Zeit bei RB Leipzig mitgenommen?
Endres: Als Jugendspieler war es eine besondere Situation, mit den Profis auf dem Platz zu stehen. Noch heute sind in Leipzig Spieler am Ball, die damals schon in der 2. Bundesliga dabei waren. Von daher hat man immer gerne zu diesen Jungs aufgeschaut. Bei Joshua Kimmich zum Beispiel war schon damals seine unglaubliche Mentalität erkennbar. Den Drang, kein einziges Spiel verlieren zu wollen und alles für den Erfolg zu geben, habe ich wohl auch ein wenig ihm zu verdanken. Genau wie ich hat Joshua das Herz am rechten Fleck.
Bis 2021 waren Sie für den jetzigen Drittligisten Rot-Weiss Essen in der Regionalliga West am Ball. Den Durchbruch haben Sie nie richtig geschafft. Warum nicht?
Endres: Im ersten Jahr bei RWE bin ich eigentlich noch ganz gut gestartet. Die Schwierigkeiten kamen dann allerdings in der zweiten Spielzeit. Vielleicht hat bei mir auch ein wenig das Selbstvertrauen gefehlt. So richtig kann ich es mir aber nicht erklären, dass es nicht so rund lief.
Von einem Großstadtklub sind Sie dann zum Dorfverein TSV Aubstadt gewechselt. Wie haben Sie die Änderungen wahrgenommen?
Endres: Man könnte meinen, dass ich einen Schritt zurück gemacht habe. So ist aber auf keinen Fall. Letztlich war es ein Wechsel innerhalb der Regionalliga in eine andere Staffel. Allerdings unterscheiden sich die beiden Klubs deutlich voneinander. Hier beim TSV geht alles familiärer zu. Ich habe hier nicht nur die Möglichkeit erhalten, wieder Spielpraxis zu sammeln, sondern lebe wieder in der Nähe meiner Familie und meiner Freunde. Auch meine Freundin ist mit mir nach Würzburg gezogen. Da wir unter der Woche dreimal in den Abendstunden trainieren, bleibt genug Zeit, um auch das private Leben besser zu gestalten.
Wie nutzen Sie Ihre freie Zeit neben dem Platz?
Endres: Ich befinde mich derzeit im Bewerbungsprozess bei der Polizei. Auch wenn ich erst 25 Jahre alt bin, möchte ich mir neben dem Fußball ein zweites Standbein aufbauen. Die Polizei hat mich schon immer begeistert. Deshalb würde ich mir dort gerne eine berufliche Perspektive eröffnen. Im Oktober wird dann ein Einstellungstest darüber entscheiden, ob ich aufgenommen werde oder nicht.
Auch im Fußball haben Sie noch einige Jahre vor sich. Gibt es einen Traum, den Sie sich gerne erfüllen würden?
Endres: Als Fußballer möchte man immer so weit oben spielen wie nur möglich. Aktuell habe ich einen bis 2024 laufenden Vertrag beim TSV. Manchmal geht es aber schneller, als man denkt. Aktuell lebe ich aber den Moment in Aubstadt. Was die Zukunft bringt, wird sich zeigen.
Autor: Filippos Kounelis/MSPW