Fabio Sabbagh ist nicht nur Fußballer beim SV Heimstetten in der Regionalliga Bayern, sondern im eSport auch FIFA-Profi bei der SpVgg Greuther Fürth. Außerdem studiert der 21-jährige Münchner Mathematik und Sport auf Lehramt. Im BFV-Interview spricht Sabbagh alias „fifabio97“ über seine Ziele auf dem realen und virtuellen Rasen sowie den WM-Titel von DFB-eSportler „MoAuba“ in London.
BFV: Sie sind in der Regionalliga für den SV Heimstetten am Ball, sind FIFA-Profi für die SpVgg Greuther Fürth und studieren auch noch Lehramt für Mathematik und Sport. Wie lässt sich das zeitlich vereinbaren, Herr Sabbagh?
Fabio Sabbagh: Ich bin viel beschäftigt, das stimmt. Es ist aber nicht so, dass ich mir zu viel vornehme. Wenn man diszipliniert ist, kann man viel erreichen und Fußball, FIFA und Studium sehr gut kombinieren. Dass ich kaum Freizeit habe, stört mich nicht, weil ich beruflich das tue, was mir Spaß macht. Außerdem bin ich diesen Stress gewohnt, seit ich klein bin. Als Nachwuchsfußballer war ich auf der Ganztagsschule und nach dem Training immer erst spät abends zuhause.
BFV: Welcher Tätigkeit widmen Sie am meisten Aufmerksamkeit?
Sabbagh: Mir ist alles wichtig. Wenn ich merken würde, dass ich über einen längeren Zeitraum etwas vernachlässige, wäre das ein Grund, damit komplett aufzuhören. Allerdings gibt es sicherlich Phasen, in denen ich beispielweise dem Studium eine erhöhte Aufmerksamkeit schenke. In der Prüfungsphase ist das unter anderem so. Wenn das neue FIFA-Spiel Ende September erscheint, setze ich mich dagegen mehr mit Gaming auseinander, um optimal in die FIFA 20-Saison starten zu können. Das ist auch hervorragend umzusetzen, weil ich beim FIFA 20-Release noch Semesterferien habe. Insgesamt versuche ich, überall das Beste herauszuholen.
BFV: Am Wochenende fand der FIFA eWorld Cup - die offizielle FIFA-Weltmeisterschaft - in London statt. Wie intensiv haben Sie das Turnier verfolgt?
Sabbagh: Ich habe den Stream zur Weltmeisterschaft auf dem Smartphone geschaut. Es war ein spektakuläres Event mit einem perfekten Ausgang für den deutschen eSport.
BFV: Mit dem DFB-Spieler Mohammed „MoAuba“ Harkous gewann erstmals ein deutscher FIFA-Profi den FIFA eWorld Cup. Haben Sie mit ihm mitgefiebert?
Sabbagh: Absolut. Es war extrem spannend und ich war teilweise sogar nervös. (lacht) Ich habe mich riesig darüber gefreut, dass Mo gewonnen hat und der WM-Titel endlich einmal nach Deutschland gegangen ist. Dieser Erfolg war seit längerer Zeit fällig. Deutschland konnte sich für viele starke eSport-Jahre belohnen.
BFV: Weshalb konnte sich „MoAuba“ gegen die starke Konkurrenz durchsetzen und im Endspiel den Vorjahressieger Mossad „MSdossary“ Aldossary in die Knie zwingen?
Sabbagh: Mo ist mit vier Siegen in das Turnier gestartet und hat sich in einen Flow gespielt. Das richtige Mindset war von Beginn an da. Wenn man mit einem so großen Selbstvertrauen spielt und außerdem so viel Talent hat, ist es schwer, bezwungen zu werden. Im Endspiel gegen „MSdossary“ war er dann dennoch Außenseiter. Der Druck lag beim Gegner. Das könnte ein Vorteil gewesen sein.
BFV: Ist es auch für Sie ein Traum, irgendwann bei der FIFA-Weltmeisterschaft mitzuspielen? Oder möchten Sie lieber Fußballprofi werden?
Sabbagh: Wenn es geht, möchte ich beides schaffen. In beiden Bereichen setze ich mir hohe Ziele und will der Beste werden. Ich würde auch nicht sagen, dass es Träume sind - sondern vielmehr konkrete Ziele. Mal schauen, wo mich meine Reise hinführt.
BFV: Welche kurzfristigen Ziele verfolgen Sie denn als Fußballer mit dem SV Heimstetten und als FIFA-Profi mit der SpVgg Greuther Fürth?
Sabbagh: Mit dem SV Heimstetten möchte ich unbedingt den direkten Klassenverbleib in der Regionalliga Bayern erreichen, nachdem wir in der zurückliegenden Saison so lange zittern mussten und erst in der Relegation den Abstieg verhindert haben. Mit der SpVgg Greuther Fürth will ich bei der Club Championship der Virtuellen Bundesliga, der offiziellen Deutschen Vereinsmeisterschaft in FIFA, ein besseres Ergebnis erzielen. Nach dem vierten Platz in FIFA 19 setzen wir uns ambitionierte Ziele. Deutscher Meister zu werden, ist schwierig, aber nicht unmöglich. Ein weiterer Anspruch von mir ist, mein Streaming-Angebot zu erweitern und einen YouTube-Kanal aufzubauen. Ich möchte die Community noch mehr an meinen Erfahrungen als FIFA-Profi teilhaben lassen.
BFV: Sie sprechen von der Deutschen Meisterschaft in FIFA. Glauben Sie denn, dass Sie bereits mit Spielern wie dem frischgebackenen Weltmeister „MoAuba“ oder dem aktuellen Deutschen Meister und DFB-Spieler Michael „MegaBit“ Bittner mithalten können?
Sabbagh: Das wird sich zeigen. Ich weiß aber, was ich kann. Bei der Weekend League, bei der man am Wochenende online bis zu 30 Partien spielt, bin ich in der weltweiten Rangliste regelmäßig in den Top 100. Mein bestes Ergebnis war bisher Platz drei. Ich denke daher schon, dass ich in FIFA 20 angreifen kann.
BFV: Wie sehr hilft Ihnen Ihr fußballerisches Können beim FIFA-Spielen und andersherum Ihre Qualitäten am Gamepad beim Fußball?
Sabbagh: Man kann definitiv in beide Richtungen von der jeweils anderen Sportart profitieren. Fußballer können ihr Spielverständnis und ihre Antizipation auf FIFA übertragen und sich dadurch einen Vorteil verschaffen. Beim FIFA-Spielen habe ich gelernt, dass die Psyche ein extrem wichtiger Faktor ist. Regt man sich während des Spiels zu sehr auf, verliert man die Konzentration und schlussendlich auch das Spiel. Bleibt man aber ruhig und fokussiert, sind auch sicher geglaubte Niederlagen noch abzuwenden. Das gilt beim Fußball genauso.
Autor: Christian Knoth/mspw