1. Name
Jonas Herrmann
2. Alter / Spielklasse
'23 / Kreisklasse
3. SR seit
2018
4. Was sind deine Hobbys?
Schiedsrichter, Feuerwehr, Ski fahren
5. Welche Ziele als SR verfolgst du noch?
Ich möchte mich als Schiedsrichter natürlich noch weiterentwickeln. Natürlich sportlich, aber vor allem persönlich. Das heißt meine Kommunikation auf dem Platz weiter verbessern, meinen Umgang mit unterschiedlichen Charakteren anpassen. Die Spieler nach einem Spiel sollen sagen: „Heute hatten wir einen echt korrekten Schiri!“ Dann habe ich alles erreicht.
6. Wie bist du zur Schiedsrichterei gekommen? Was hat dich daran fasziniert?
Ich bin 2018 nach Hannover zum Studium gezogen, weit von zuhause weg. Ich kannte niemanden. Fußball fand ich schon immer toll, am meisten hat mich immer der Schiedsrichter fasziniert. Er steht im Mittelpunkt des Geschehens, er steht im Zentrum des Sports. Der Schiedsrichter muss das Spiel kontrollieren, die Spieler im Griff haben und alles Emotionen händeln. Eine tolle Herausforderung, wie ich fand. Also war für mich klar, dass ich Schiedsrichter werden möchte. Ein Freund von mir – auch Schiedsrichter – hat mich dann inspiriert, mich zur Prüfung anzumelden. Und seitdem bin ich leidenschaftlicher Schiri – und habe meine Entscheidung keinen Tag bereut. Ich habe Anschluss und Freunde gefunden – denn kaum etwas schweißt so zusammen wie gemeinsame Fahrten im Gespann.
7. Wie lautet dein Lebensmotto?
Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
8. Welches Vorbild als SR hast du?'
Ich finde Deniz Aytekin und Robert Schröder sehr gut. Deniz, weil er eine unglaublich Ausstrahlung auf dem Platz hat. Er wird akzeptiert und hat einen unglaublich tollen Umgang mit den Spielern. Bei ihm kommt fast nie Hektik auf.
Robert, weil ich ihn beim ein oder anderen Lehrabend in Hannover kennenlernen durfte. Und er ein echt korrekter Typ ist. Er ist komplett am Boden geblieben und hat einen respektvollen Umgang mit jedem. Dem altgedienten wie dem jungen Schiri.
9. Welche drei Wörter beschreiben dich am besten?
Empathisch, offen, entspannt
10. Welche Anekdote/kuriose Erfahrung hast du beim Pfeifen erlebt?
Das war noch in Hannover. Ich bin zum ersten Mal mit einem Schiedsrichter im Gespann gefahren. Am Spielort angekommen fragte mich der Trainer der Heimmannschaft, ob ich schon wüsste, was gleich auf mich zukommt. Wusste ich nicht.
Unser Hauptschiedsrichter hatte für das Gespann auch Trikots dabei. Als ich die gesehen habe, wusste ich, was der Trainer gemeint hat. Gelbe Trikots von Erima aus den 90ern. Dazu muss man sagen, das Spiel war im September, 30 Grad, die Trikots aus 100% Baumwolle und langarm. Stolz meinte der Schirikollege, das mein Trikot schon von Robert Schröder getragen wurde.
Half auch nicht viel. Wir waren das Gespött von Zuschauern und Ersatzspielern, ich hatte einen halben Hitzeschlag und das Spiel lief auch nicht besonders.
11. Was war bisher dein größtes Highlight?
Das war ein Spiel in Hannover Linden. Es waren ca. 1000 Fans da (an einem Kreisligaplatz), die Fans haben die ganze Zeit durchgesungen. Super Stimmung und ein tolles Spiel. Absolutes Highlight meiner Karriere bisher.
12. Hattest du schon mal Angst auf dem Platz? Bist du schon mal konkret bedroht worden? Wie bist du damit umgegangen?
Tatsächlich ja. Nach einem Testspiel kam einmal ein Spieler einer Mannschaft zu mir und warf mir vor, Rassist zu sein. Seine Mannschaft (ein Geflüchteten-Team) hatte sich durch mich ungerecht behandelt gefühlt. Ich habe mit ihm gesprochen und wollte ihn beruhigen und versichern, dass ich natürlich kein Rassist bin. Das Gespräch wurde allerdings leider immer hitziger, als er mir drohte, dass er viele Leute kennt und ich besser aufpassen soll. Auf dem Nachhauseweg soll ich mich lieber zweimal umdrehen.
Das war eine sehr beklemmende Situation, in der ich natürlich auch Angst hatte. Zum Glück waren auch Freunde von mir vor Ort, so dass ich mich halbwegs sicher gefühlt habe. Eine Situation, die ich in fünf Jahren erst einmal erlebt habe – aber garantiert nicht mehr brauche.
13. Bereuest du Entscheidungen, die du gepfiffen hast?
Bereuen finde ich das falsche Wort. Natürlich denkt man sich nach dem ein oder anderen Spiel, dass man nicht so gut gepfiffen hat. Oder das ich manche Entscheidungen auf dem Platz lieber anders getroffen hätte. Ich gehe aber mit Fehlern offen um und spreche ganz oft auch nach Spielen mit Zuschauern.
Ich habe aber noch nie jemand bewusst benachteiligt oder eine Entscheidung getroffen, die so schlimm war, dass ich sie noch lange nach Spielschluss bereut hätte.
14. Wie kommst du mit dem ganzen Druck klar?
Ich trenne das Spiel ganz klar von allem drum herum. Auf dem Platz versuche ich Trainern, Zuschauern und vor allem Spielern Sicherheit und eine gewisse Lockerheit zu vermitteln. Ich treffe die Entscheidungen, man kann drüber reden, aber ich bin der Chef. Nach dem Spiel lege ich mein Trikot ab, gehe duschen und dann ist das Spiel für mich vorbei. Dann rede ich auch nicht mehr darüber, denn dann bin ich wieder Jonas und nicht mehr der Schiedsrichter. So lasse ich alles, was eventuell schief gelaufen ist, am Sportplatz und nehme auch nichts mit nach Hause. Das klappt bisher ganz gut.
15. Wie bereitest du dich auf ein Spiel vor?
So komplex ist meine Vorbereitung gar nicht. Einen Tag vorher schaue ich mir die Teams an. Wo stehen sie in der Tabelle, wie liefen die letzten zwei drei Spiele, sind Spieler gesperrt oder wer ist ein Kartensammler. Eine Stunde vor dem Spiel schaue ich, wer ist Kapitän, hat jemand Geburtstag. Dann die klassische Platz- und Ausrüstungskontrolle und ein bisschen Aufwärmen – das wars.
16. Was würdest du einem Freund sagen, der überlegt, die SR-Prüfung abzulegen?
Mach es. Es lohnt sich in so vielerlei Hinsicht. Als sportlicher und körperlicher Ausgleich. Persönlich, weil man glaube ich Skills wie Konfliktbewältigung oder das schnelle Treffen von Entscheidungen nirgends so gut trainieren kann wie als Schiedsrichter auf einem Fußballplatz. Hat sich bei mir im ein oder anderen Vorstellungsgespräch auch als Vorteil erwiesen. Man kann nur gewinnen.