"Mein Leben wäre wohl viel langweiliger gewesen, hätte es den Fußball nicht gegeben", meint Gerd Hartung, der am 18.12.2021 seinen 80. Geburtstag bei guter Gesundheit feiert. "Die altersbedingten Operationen in den letzten Jahre habe ich zufriedenstellend überstanden", sagt er.
Der Bad Kissinger wird im Landkreis und unterfrankenweit erkannt, was vorwiegend auf seine langjährigen Aktivitäten als Schiedsrichter und Funktionär des BFV zurückzuführen ist. Das Mitglied des FC 06, wo er lange Jahre die Funktionen des Jugendleiters, Schriftführers und Stellvertretenden Vorsitzenden ausübte, weswegen er auch Ehrenmitglied des Klubs ist, legte 1966 seine Schiedsrichterprüfung ab. Somit gehört Hartung seit 55 Jahren der Schiedsrichtergruppe Bad Kissingen an.
Im Laufe seiner Schirikarriere pfiff er sich bis zur Landesliga hinauf. "Ich trat den Spielern immer direkt, aber auch sachlich entgegen", erinnert er sich, "was mir deren Respekt eingebracht hat. Deswegen verliefen die von mir geleiteten Begegnungen überwiegend ruhig."
Fast logisch übte Hartung auch das Amt des Lehrwarts in der Gruppe aus. "Ich habe versucht, die jungen Schiedsrichter nicht nur bei Lehrabenden zu fördern, sondern sie auch bei ihren ersten Gehversuchen auf dem Platz zu unterstützen."
Dass er das gut gemacht hat, fiel auch dem Verband auf. Nach Ende seiner aktiven Schiedsrichterlaufbahn war Hartung 33 Jahre Beobachter auf den Plätzen. "Ich glaube, dass ich dabei streng, aber gerecht beurteilt habe. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich einen Unparteiischen in die Pfanne gehaut habe, weil ich wusste, dass einem Referee immer mal ein Fehler unterlaufen kann."
Die zeitintensiven Beobachtungen hinderten den Bad Kissinger nicht, auch andere Ämter "meines liebsten Hobbys" wahrzunehmen. Seit 1973 war er zunächst als Jugendspielgruppenleiter, dann als Juniorenkreisspielleiter, von 1986 bis 2002 als Kreisspielleiter und von 1990 bis 2002 auch als Landesligaspielleiter tätig. "Diese Ämter haben meinen Bekanntenkreis natürlich unheimlich erweitert; ich habe dabei immer versucht, den Vereinsverantwortlichen im Rahmen der Möglichkeiten entgegenzukommen. Ich habe gewusst, wie auch sie in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit viel Zeit und Schweiß aufbringen."
Seine Funktionärstätigkeit und seine Schiri-Beobachtungen stellte der Liebhaber klassischer Musik (er ist Fördermitglied des Kissinger Sommers und Teilnehmer im "Opernring") vor ein paar Jahren ein. "Ich glaube, dass man nicht bis zum Ableben an Ämtern kleben muss; es gilt Platz für Jüngere zu machen."
Aufgrund seiner Verdienste wurde der "Gerd", wie er von vielen Vereinsfunktionären angesprochen wurde, mit Ehrungen überhäuft. Er ist Ehrenmitglied der Schiri-Gruppe, wurde zum Ehren-Kreisspielleiter ernannt und unter anderem mit der seltenen Verbands-Verdienstnadel in Gold ausgezeichnet. "Wenn ich mir alle Orden und Nadeln ans Revers heften würde, würde ich wahrscheinlich wie ein russischer Militärveteran daherkommen", erklärte er einst schmunzelnd.
Eine weitere langjährige Freizeitbeschäftigung war früher das Kartenspiel, doch das Schafkopfen und Skat-Spielen ist eingestellt, da die meisten seiner langjährigen Mitstreiter verstorben sind. "Stell Dir vor, ich bin in Sachen Kartenspiel in meine Jugendzeit zurückgeworfen worden, ich spiele seit ein paar Monaten mit Leuten, die alle über 90 Jahre alt sind, '66', das kennt doch kaum einer mehr. Insgesamt bin ich zufrieden", so Hartung, der wegen Corona die geplante Geburtstagsfeier auf bessere Zeiten verschieben muss.
Bild und Textquelle: InFranken.de