Nach der Anreise ging es am ersten Oktoberwochenende um 14:30 Uhr los. Der Lehrgang des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) des Verbands-Schiedsrichterausschusses (VSA) in der Sportschule Oberhaching, an dem die beiden unterfränkischen Bezirksliga-Schiedsrichter Christian Keßler und Maximilian Graf teilnehmen konnten, stand auf der Agenda.
Nach der Begrüßung durch den NLZ-Leiter und ehemaligen Bundesligaassistenten Josef Maier und den Verbands-Schiedsrichterobmann (VSO) Prof. Dr. Sven Laumer ging es gleich in die Vollen. VSA-Mitglied Tobias Baumann referierte über die Faszination Schiedsrichter und erläuterte, warum es „geil“ sei, ein Mitglied der Schiedsrichter*innen-Familie zu sein. Er kam zu dem Resümee: „Wer einmal mit dem Virus infiziert ist, kommt nicht mehr davon los!“ Im Anschluss daran folgte eine von zahlreichen Lehrgangs-Challenges, bei denen die Teilnehmer beispielsweise bekannte Schiedsrichter-Persönlichkeiten und Profistadien erkennen mussten.
Nach einer kurzen Kaffeepause, hielt VSO Sven Laumer ein Vortrag über die Persönlichkeit eines Referees. Er bezog sich hierbei auch auf das private Umfeld und den Beruf eines Schiedsrichters. „Nur wer Privates, Berufliches und das Schiedsrichteramt unter einen Hut bekommt, kann auf dem Platz die beste Leistung abrufen.“ Nachdem die Zimmer bezogen worden waren, berichtete das unterfränkische VSA-Mitglied Simon Marx über Misserfolge im Schiedsrichterwesen. Hierbei bezog er sich auch auf persönliche Erfahrungen und Rückschläge seiner langen Schiedsrichter-Laufbahn und wie man nach einem Rückschlag wieder gestärkt zurückkommt.
Im Anschluss an das gemeinsame Abendessen wurde es Ernst. Der Regeltest sowie der Konformitätstest standen an.
Nach diesen Hürden stand das gemütliche Beisammensein im Vordergrund, wobei die Lehrgangsteilnehmer auch immer einen Blick auf das Bundesligaspiel zwischen dem FC Bayern München und Bayer 04 Leverkusen mit Schiedsrichter Tobias Stieler warfen.
Nach dem Frühstück startete der Samstagmorgen mit einem Vortrag von Regionalliga-Schiedsrichter Christopher Schwarzmann über den Weg zur Entscheidung durch Headsetkommunikation im Schiedsrichterteam. Dabei thematisierte er, wie man das Headset bestmöglich einsetzen sowie kurz und knackig kommunizieren kann, um in Team die richtige Entscheidung zu treffen.
Auf diesen Vortrag folgte der sportliche Teil des Lehrgangs - die Leistungsprüfung stand an. Zuerst wurden die Sprints absolviert, sechs Sprints à 40 Meter in maximal 6,2 Sekunden. Auf die von allen Teilnehmern erfolgreich absolvierten Sprints folgte der Intervalllauf, den ebenfalls alle Teilnehmer bestanden und 16 der 19 Teilnehmer aus den bayerischen Bezirken sogar beeindruckende 13 Runden liefen.
Nach dem Mittagessen ging es dann mit einem Referat von NLZ-Leiter Josef Maier weiter, der über den Schiedsrichter im Spiel referierte und was für diesen bei Spielleitungen besonders wichtig ist: Spiel- und Spielerkontrolle, Zugriff auf Spiel, Matchmanagement, Eigensicherung, ein Wechselspiel zwischen einem ruhigen, gelassenen und einem bestimmenden, lauten Auftreten gegenüber Spielern und Trainer sowie Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Und dies alles unter dem Grundsatz P=P (Präsenz ist gleich Persönlichkeit). Anhand diverser Videoszenen zeigte er, wie man seine Persönlichkeit als Schiedsrichter stärken kann und somit ein akzeptierter Spielleiter auf dem Spielfeld ist. Nach einer kurzen Pause ergänzte er seinen Vortrag mit weiteren Videoszenen - vor allem zum Thema Eigensicherung eines Schiedsrichters. Mit diesen veranschaulichte er unter dem Motto "Besser machen - Besser werden", wie man Situationen so lösen kann, dass man als Schiedsrichter möglichst wenige Probleme im weiteren Spielverlauf haben wird.
Danach wurde das obligatorische Gruppenfoto gemacht, ehe es am frühen Abend mit VSA-Mitglied Tobi Baumann und NLZ-Mitglied Christoph Stühler zum gemeinsamen Auslaufen rund um die Sportschule in Oberhaching ging. Nachdem dem Abendessen wurde der Restabend gemeinsam gemütlich verbracht.
Am Sonntag, nachdem alle gefrühstückt und die Zimmer geräumt hatten, referierte erneut Tobi Baumann - dieses Mal über verschiedene Schiedsrichtertypen und wie man sich als SR nicht nur auf dem Platz, sondern auch bei allen anderen Beteiligten gut verkaufen kann, denn "es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck." Für eine gelungene Spielleitung sei neben der richtigen Facette der einzelnen Schiedsrichtertypen auch der Einsatz der passenden "Hilfsmittel" nötig.
Im Anschluss an eine kurze Pause thematisierte dann Christoph Stühler die Rolle des Schiedsrichterassistenten, der mehr als nur ein Linienrichter sei. Neben dem Rollenverhältnis zwischen SR und SRA gab der erfahrene Regionalligaassistent viele Tipps bezüglich Abseitsphilosophie, den Umgang mit verschiedenen Trainertypen und der Zusammenarbeit im Schiedsrichterteam.
Nach diesem Vortag war der Lehrgang auch schon fast zu Ende. Nur NLZ-Leiter Josef Maier informierte noch über das weitere Vorgehen. Hier durfte sich neben Luca Schultze (Bezirk Oberbayern) auch der unterfränkische Bezirksliga-Schiedsrichter Maximilian Graf (SRG Bad-Neustadt) über ein "Sofort-Spiel" in der Landesliga freuen. Weitere zehn Schiedsrichter dürfen sich zudem auch Hoffnung auf einen Landesliga-Einsatz in der laufenden Saison machen, da sie mit ihrer Lehrgangsleistung ebenfalls überzeugen konnten. Nachdem die Teilnehmer daraufhin noch gemeinsam den Veranstaltungssaal aufgeräumt hatten, traten sie nach einem spannenden und intensiven Lehrgang die Heimreise an.
Text: Gemeinsamer Bericht von Maximilian Graf & Christian Keßler
Bild: Maximilian Graf