Personell ist die Fußball-Schiedsrichtergruppe Bad Neustadt im Großen und Ganzen noch ganz gut durch die Pandemie gekommen, leidet aber bis heute unter den nötigen und auch richtigen Einschränkungen, die gerade Mannschaftssportarten getroffen haben. Die Schwerpunkte im Freizeitverhalten und auch persönliche Interessen haben sich teils deutlich hin zu Familie und eigenen Aktivitäten verlagert“, stellte Gruppenschiedsrichterobmann Harald Schreiber bei dem Kameradschafts- und Ehrenabend in Wargolshausen fest.
„Gemeinschaft kommt in unserem Hobby oft zu kurz, denn wir sind meist als Einzelkämpfer oder im Gespann unterwegs“, wies Schreiber eingangs darauf hin, dass ein Schiedsrichter meist keine Fans bei seinem Hobby dabei habe, sondern sich im Gegenteil Kritik und auch Beschimpfungen anhören müsse. Den Kameradschaftsabend nahm Schreiber zum Anlass, über den Tellerrand des Schiris auf das Fußballgeschehen im Kreis Rhön-Grabfeld hinauszublicken. „Jedes Jahr nehmen weniger Mannschaften am Spielbetrieb teil, die Anzahl der Spielgemeinschaften (SG) steigt kontinuierlich an“, sah er Spielgemeinschaften zwar als nötig an, um überhaupt antreten zu können. Für etliche kleine Vereine bedeute dies aber auch oft den „Anfang vom Ende“.
Sehr deutlich werde dies vor allem in der Kreisstadt, wo der VfL Sportfreunde Bad Neustadt im Männerbereich keine Mannschaft stellt. Einzig der SV Herschfeld ist als eigenständige Mannschaft von einst sieben Teams übrig geblieben, die anderen spielen in SGs bzw. sind ganz von der Fußball-Landkarte verschwunden. Hatten vor 30 Jahren Orte wie Rappershausen, Neustädtles oder Reyersbach eigene Teams, sind heute selbst die ehemaligen Bezirksligisten wie der TSV Hollstadt, TSV Mellrichstadt und RSV Wollbach in SGs aktiv. Ein ähnliches Bild zeichnete Schreiber mit Blick auf die Schiedsrichter-Zunft. Mit 20 Neulingen in den letzten beiden Jahren könne man eine „sehr ordentliche Zahl“ an Nachwuchskräften verzeichnen, das „Stammpersonal“ von knapp 250 Schiris konnte man in den letzten Jahren auch relativ stabil halten. Und doch hatte Corona gravierende Auswirkungen auf den Fußballsport, und so auch auf die Schiedsrichter. „Der Fußball hat bei vielen seine Bedeutung verloren. Reisen, Urlaub, mit Freunden etwas unternehmen, das Familienleben genießen und frei sein von Verpflichtungen wie regelmäßiges Training, Auswärtsspielen und anderen Terminen hat bei den meisten derzeit oberste Priorität.“
Schreiber schilderte aus persönlicher Sicht die Probleme der Spieleinteiler, die einen die ganze Woche begleiten. Er hob bei dem Bestreben, möglichst, alle Spiele zu besetzen, die sehr gute Zusammenarbeit mit den Referees aus der Coburger Gruppe, aus den Haßbergen, aus Hessen und vor allem aus Bad Kissingen hervor. Trotzdem häufen sich die Fälle, dass mehrere Spiele nicht mit amtlichen Referees besetzt werden können. Noch schwieriger gestalte sich die Einteilung der Juniorenspiele durch seinen Stellvertreter Norbert Hemmerich.
Schreiber erinnerte in seinem Rückblick an den bewegenden Gedenkgottesdienst auf dem Sportplatz in Burgwallbach für Günther Schäfer, Bernhard Popp und Georg Rott und dankte besonders Dekan Andreas Krefft, allen Mitwirkenden und Helfern sowie dem SV Burgwallbach. Überwältigt zeigte er sich von der Spendenbereitschaft für die Hochwasserhilfe im Ahrtal. „Der Kindergarten in Dernau, der komplett abgerissen werden musste, hat sich über 1800 Euro aus der Kollekte und den gespendeten Schiedsrichterspesen sehr gefreut“ blickte er zufrieden zurück. Rainer Lochmüller, Vorsitzender des Kreises Rhön, stellte heraus, dass es gerade die Basis, also die Schiedsrichter, die Woche für Woche die Spiele in den Kreisen leiten, ist, die den geregelten Fußballsport garantiert. Er bescheinigte Schreiber und seinem Vorstandsteam ebenso wie den aktiven Schiedsrichtern eine konstant vorzügliche Leistung.
Erstmals fand der Kameradschafts- und Ehrenabend an zwei Tagen statt. Grund war die enorm hohe Zahl an Ehrungen, da heuer die Auszeichnungen für zwei Jahre vorgenommen wurden. Der Kreis- (KSO) und Gruppenschiedsrichterobmann (GSO) hofft, dass die der Pandemie geschuldete Zweiteilung ein einmaliger Vorgang bleibt. „Verdiente Schiedsrichter für ihre langjährige Tätigkeit zum Wohle des Fußballsports im würdigen Rahmen zu ehren“ leitete Harald Schreiber zu den Ehrungen über. Höhepunkt war die Auszeichnung für 50-jährige Zugehörigkeit zu der Schiedsrichtergruppe von Egon Müller (Spfr. Herbstadt), Elmar Müller (SV Herschfeld) und Johann Scharl (VfR Stadt Bischofsheim) sowie die Ernennung von Herbert Rösch (DJK Wargolshausen), Erwin Hofmann (FC Strahlungen) und Edwin Härder (TSV Brendlorenzen) zu Ehrenschiedsrichtern.
Schreiber wünschte sich, dass dem Schiedsrichter in seinem nicht immer leichten Amt von Spielern, Vereinen und Zuschauern Respekt und auch ein gewisses Maß an Wertschätzung für den ehrenamtlich geleisteten Dienst entgegengebracht wird.
Bei seinem letzten amtlichen Einsatz bei der Neustädter Gruppe als Laudator für alle Geehrten blieb Bezirksschiedsrichterobmann Norbert Kröckel seinem jahrelang zelebrierten Redeschema treu. Kurz, prägnant und humorvoll absolvierte er seinen letzten offiziellen Auftritt und wird nicht nur wegen seiner kurzweiligen Ansprachen, sondern vor allem als Funktionär mit Einfühlungsvermögen und Verständnis in guter Erinnerung bleiben.
Foto: Manfred Mellenthin
Text: Manfred Mellenthin