„Volles Haus“ beim Lehrabend der Fußballschiedsrichter der Gruppe Bad Neustadt. Gruppen- und Kreisschiedsrichterobmann Harald Schreiber freute sich, dass viele Schiedsrichter sich von Lehrwart Daniel Karch nicht nur die für alle Fußballfreunde nachlesbaren Regeln verdeutlichen, sondern sich auch vertiefend informieren ließen, welche Maßnahmen der Schiedsrichter bei Vergehen zu treffen hat.
Schreiber betonte ausdrücklich, dass mit Blick auf den Kreis Rhön nur eine einheitliche Regelauslegung von allen Schiedsrichtern, von der B-Klasse bis in die Kreisliga, eine schnelle Akzeptanz sicherstellt. Natürlich gelten die neuen Regeln im gesamten FIFA-Bereich. Ohne Zweifel für „Heißsporne“ auf der Trainerbank sehr wichtig ist die Änderung, dass der Schiri, sollte es ihm nicht möglich sein, die Beleidigung einer Person auf der Bank zuzuordnen, dann den Trainer verwarnen wird. Bei einer „gesprächsfreudigen“ Bank kann dies wohl schnell zum Problem für den Trainer werden.
Die Sonderregelung beim Spielertrainer: Ist er gerade auf dem Spielfeld, so erhält nicht der aktive Spielertrainer die persönliche Strafe, sondern der ranghöchste verbleibende Teamoffizielle, z. B. Co-Trainer oder Mannschaftsverantwortlicher. Ist der Spielertrainer gerade kein Spieler auf dem Feld, wird er für diesen Fall mit persönlichen Strafen sanktioniert – Verweis dann nur mittels Gelb-Rot oder roter Karte.
Beim Handspiel gelten zwar klare Regeln, aber der Ermessungsspielraum jedes einzelnen Schiris wird weiterhin bei „Hand oder nicht“ beim Schiri liegen. Kein Vergehen liegt vor, wenn der Ball direkt vom Kopf oder Körper (einschließlich des Fußes) des Spielers an dessen Hand/Arm springt; wenn der Ball direkt vom Kopf oder Körper (einschließlich des Fußes) eines Spielers an die Hand/den Arm eines anderen, nahestehenden Spielers springt; die Hand/der Arm nahe am Körper ist und die Hand-/Armhaltung den Körper nicht unnatürlich vergrößert.
Weiter ist kein Vergehen, wenn ein Spieler den Ball im Fallen mit der Hand/dem Arm berührt, wobei sich seine Hand/sein Arm dabei zum Abfangen des Sturzes zwischen Körper und Boden befindet und nicht seitlich oder senkrecht vom Körper weggestreckt wird. Entscheidend ist nach wie vor die Bewertung der Situation durch den Schiri.
Eine neue Ausnahme enthält das Regelwerk auch bei einem verletzten Spieler, der als Strafstoßschütze vorgesehen ist. Musste ein verletzter Spieler bisher außerhalb des Platzes behandelt werden, kann dies nun auf dem Platz erfolgen, aber nur, wenn der Verletzte als Strafstoßschütze vorgesehen ist.
Das Wort „Seitenwahl“ zu Beginn des Spiels trifft nicht mehr zu. Der Spielführer kann sich nach gewonnener Wahl jetzt für „Anstoß oder „Seitenwahl“ entscheiden. Musste der Ball früher beim Abstoß oder Freistoß im Strafraum aus diesem hinausgespielt werden, ist dies nicht mehr nötig. Der Ball muss sich lediglich sichtbar bewegt haben. Für die Angreifer gilt: außerhalb des Strafraumes und mindestens 9,15 m Abstand.
Eine Mauer beim Freistoß muss aus mindestens drei Spielern bestehen. In diesem Fall muss der Abstand der Angreifer mindestens ein Meter in alle Richtungen betragen. Der Schiedsrichterball erfolgt nun mit dem Torhüter des verteidigenden Teams in dessen Strafraum, wenn zum Zeitpunkt der Unterbrechung der Ball im Strafraum war oder die letzte Ballberührung im Strafraum erfolgte. In allen anderen Fällen erfolgt der Schiedsrichterball mit einem Spieler des Teams, das den Ball zuletzt berührt hat, an der Stelle, an der der Ball zuletzt von einem Spieler, einer Drittperson oder von einem Spieloffiziellen berührt wurde. Alle anderen Spieler (beider Teams) müssen einen Abstand von mindestens vier Meter zum Ball einhalten, bis der Ball im Spiel ist.
Ebenfalls neu ist, dass ein Spieler oder Teamoffizieller, der vor dem Betreten des Spielfelds zwecks des Spielbeginns ein feldverweiswürdiges Vergehen begeht, vom Spiel ausgeschlossen werden kann. Gelbe und rote Karten können nur Spielern, Auswechselspielern, ausgewechselten Spielern oder Teamoffiziellen gezeigt werden.
Wohl nur einmal im Schiri-Leben wird wohl der Ball vom Schiedsrichter ins Tor prallen. Passiert das ab jetzt, wird hingegen zur früheren Auslegung „der Schiedsrichter ist Luft“ beim Überschreiten der Torlinie auf Eckball entschieden.
Harald Schreiber betont, dass die hier aufgeführten Auszüge nicht alle Änderungen beinhalten. Er möchte den Aktiven und Vereinen Hilfen für die Anfangsphase der Saison anbieten. Schreiber kritisierte deutlich, dass die Regeländerungen der FIFA deutlich zu spät beim DFB und dann den nachfolgenden Organen eingegangen ist, um explizit zu reagieren.
Klar ist aber immer noch der Grundsatz: Die Entscheidung trifft der Schiedsrichter auf dem Platz. Zum Schluss ein Hinweis auf eine der wohl gravierendsten Neuerungen: Unsportlichkeiten werden künftig strikter sanktioniert, um die Disziplin im Vergleich zu anderen Sportarten vergleichbar zu stärken. Dazu gehört u. a. heftiges Reklamieren, Spielverzögerungen (u. a. vor den Ball stellen, Ball wegtragen bzw. wegtreten nach dem Pfiff des Schiris) usw..
Der Schiedsrichter wird hier weiterhin Ermessensspielraum haben, allerdings gilt es, solche Vorkommnisse nicht mehr zu ignorieren, um die Präventivwirkung zu steigern. Ermahnungen sind noch denkbar, aber es gibt auch klare zu sanktionierende Vergehen. Eine persönliche Strafe ist zwingend auszusprechen, wenn eine schnelle Ausführung verhindert und dadurch ein aussichtsreicher Angriff unterbunden wird. Wird durch das Aufgreifen und Wegtragen des Balles die Ausführung verzögert, ist dies zwingend mit Gelb zu sanktionieren.
Text: Manfred Mellenthin
Foto: Thomas Habermann