Wann rollt der Ball wieder im Landkreis?
Monatslehrabend der Chamer Schiris online
Martin Speckner berichtet aus der 3. Liga
Aus dem Winterschlaf erwacht, mussten die Chamer Schiris ihre Versammlung wegen des Lockdowns online abhalten. Da fast siebzig Teilnehmer zugeschaltet waren, zeigt, dass die Freude immer noch da ist, auch wenn der Ball derzeit nicht rollen darf.
Obmann Karl-Heinz Späth gab einen kurzen Rückblick auf das fußballerisch verkorkste Jahr 2020. Trotz aller Widrigkeiten lief bei 1192 Spielen ein Chamer Schiri auf. Die Quote der anrechenbaren Unparteiischen liegt bei etwa zwei Drittel. Die jährlichen Ehrungen werden nachgeholt, wenn es die Lage wieder zulässt. Doch wenig überraschend die Wahl von Martin Speckner zum Schiri des Jahres. Die Auszeichnung zum aktivsten Schiri des letzten Jahres wird Marco Gruber (FC Bad Kötzting) erhalten.
Bezirksvorsitzender Thomas Graml (Raigering) war ebenso dabei und berichtete von den Aktivitäten im Bayerischen Fußball-Verband. Graml dankte den Unparteiischen für ihre Geduld in den vergangenen fünf Monaten.
„Die Fußballer in der Oberpfalz wünschen sich zurzeit nichts anderes, als dass sie wieder gegen den Fußball treten dürfen“. Wann dies jedoch sein wird, steht „in den Sternen“. Der BFV hofft immer noch, einen geordneten Spielbetrieb für die noch ausstehenden Spiele „hinzukriegen“, und glaubt aber trotz der besorgniserregenden Inzidenzzahlen auf einen sportlichen Abschluss der Saison aus 2019.
„Sobald die Politik die Freigabe erteilt, soll es wieder losgehen. Modelle für den Abschluss der Spielzeit gibt es. „Wir liegen immer noch im Zeitfenster, ein zweiter Re-Start wäre immer noch möglich“, so Graml. „Sollte es doch zu Saisonabbruch kommen müssen, wird bis zum letztmöglichen Zeitpunkt abgewartet, alles andere wäre verfrüht“, so der Oberpfälzer Fußballboss.
Gespannt warteten die Chamer Schiris auf die Ausführungen ihres Topmannes. Martin Speckner hat in dieser Saison in der 3. Liga bereits neun Partien geleitet, von Verl bis Unterhaching war alles dabei. In der 2. Bundesliga war er fünf Mal an der Linie bzw. als 4. Offizieller eingesetzt. Sogar internationale Erfahrung konnte der Chamer Topmann sammeln, denn bei den U 18 Länderspielen zwischen Deutschland und Dänemark in Leipzig war er einmal der Hauptschiedsrichter und beim zweiten Aufeinandertreffen beider Mannschaften als 4. Offizieller eingesetzt. Dazwischen ein Testspiel beim Jahn in Regensburg. Also Fußball, Autobahn und dann wieder Fußball.
Wegen der Pandemie wird er getestet und nochmals getestet, meist in Regensburg oder Nürnberg. Da die Teams der Unparteiischen meist alleine anreisen wurde die Verbandsneutralität ausgesetzt. Spiele im bayerischen Bereich waren dadurch möglich. Zudem hat der DFB sog. „Backup-SR“ aus der näheren Umgebung des Spielortes vorgesehen, die noch kurzfristiger einspringen können, wenn jemand ausfällt.
Schon etwa zehn Tage vor den vorgesehenen Match erhält der Rundinger eine Einteilung, allerdings ohne den Spielort zu kennen. Ein paar Tage vor dem Spiel kommt dann die genaue Zuteilung. Dann heißt es für ihn, die Reise zu organisieren. Nach dem Corona Test wird die Reise mit dem Pkw, dem Zug oder gar per Flieger über den DFB fix gemacht. Bei weiter entfernten Spielorten erfolgt die Anreise tags zuvor mit einer Übernachtung vor Ort.
Bevor er aber selbst loslegen konnte, war er Teilnehmer am DFB-Sommertrainingslager in Grassau am Chiemsee. In fünf Tagen wurden täglich mit allen deutschen Bundesliga-Schiris und Assistenten zwei Trainingseinheiten absolviert und zwei Einheiten Theorie anhand von Videoszenen standen auf dem Plan. Zur Regeneration waren Physiotherapeuten und Sportärzte ebenfalls vor Ort.
Begleitet wird der Rundinger in seinen Spielen in Liga 3 von den Oberfanken Christopher Schwarzmann (Gruppe Bamberg) und Johannes Hamper (Gruppe Kulmbach).
Nach dem Spiel wird zusammen mit einem Beobachter und dem Coach die Leitung des Spiels und auch das Team analysiert. Zur besseren Verständigung sind Fernsehbilder zur Verfügung. Erst im Anschluss an die Analyse kann die Heimfahrt angetreten werden.
Wie klein doch die Welt scheint, zeigt das von Speckner angeführte Kuriosum. Bei seinem Einsatz in Mannheim gegen Magdeburg traf er den aus Chammünster stammenden Spieler Korbinian Burger, der derzeit in Magdeburg kickt.
Hecktisch wurde es für Speckner, als er zu einem Einsatz nach Düsseldorf beordert wurde. Ein Anruf erreichte ihn im Zug bei Würzburg, dass nämlich sein Corona Test nicht mehr auffindbar war. Flugs war er abgesetzt und musste mit dem nächsten Zug wieder zurück nach Nürnberg und von dort mit dem Pkw wieder nach Hause.
Speckners Resümee fällt durchwegs positiv aus, „alles in bester Ordnung“, wie er selber sagt.
Schon allein die Anzahl der Einsätze lässt schließen, dass seine Leistung stimmt. Die Bewertungen der Beobachter und der Coaches unterstreichen dies, denn Notenpunkte im guten Durchschnitt lassen auf baldige weitere Einsätze schließen.
Genau sehen die Beobachter auf die Art wie ein Schiedsrichter sein Spiel führt. Dazu gehört eine solide Zweikampfbeurteilung und der Umgang mit den Spielern und Teamoffiziellen, dem sog. Matchmanagement und „auch etwas Glück“.
Mit dem Wünschen, dass alle gesund bleiben und dass der Ball bald wieder rollen kann, schloss Obmann Karl-Heinz Späth diesen durchaus interessanten Lehrabend mit dem Hinweis, dass am 16. April die Versammlung wahrscheinlich wiederum digital ablaufen wird.
Werdegang von Martin Speckner
2008 Neulingsprüfung als nicht einmal Dreizehnjähriger
2011 Förder-SR in der Bezirksliga
2012 Aufstieg in die Bezirksoberliga
2013 Aufstieg in die Landesliga
2016 Aufstieg in die Bayernliga; Schiedsrichter der B-Jugend Bundesliga
2018 Aufstieg in die Regionalliga Bayern, Schiedsrichter der A-Jugend Bundesliga
2020 Nominierung für die 3. Liga
Bisherige Einsätze im DFB-Bereich
4. Offizieller
FC Augsburg – Eintracht Celle
Dynamo Dresden – Hamburger SV beide im DFB Pokal
FC Nürnberg – Karlsruher SC
Greuther Fürth – Darmstadt 98
Greuther Fürth – SC Paderborn
Greuther Fürth – Würzburger Kickers
Hauptschiedsrichter 3. Liga:
FC Bayern II – Dynamo Dresden
Hallescher FC SV Meppen
Waldhof Mannheim – FC Magdeburg
FC Saarbrücken – SV Wehen Wiesbaden
SpVgg Unterhaching – FC Bayern II
Waldhof Mannheim – SC Verl
Türkgücu München – SpVgg Unterhaching
Viktoria Köln – SV Meppen
SC Verl – SpVgg Unterhaching
SRA in der 2. Bundesliga
Erzg. Aue – FC Heidenheim
SV Sandhausen – Erzg. Aue
FC Nürnberg – Würzburger Kickers
Erzg. Aue – Eintr. Braunschweig
Karlsruher SC – FC St. Pauli