Was sich so alles im Schiedsrichterwesen geändert hat
Gastreferent Dr. Sven Laumer online in Cham
„Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung“, begann Sven Laumer seinen hochinteressanten Vortrag. Laumer selbst, Professor für Wirtschaftsinformatik in Erlangen, war Schiedsrichter bis hin zur Bayernliga und kennt die Stadien im Landkreis Cham gut, denn öfters führte ihn die Einteilung in den ostbayerischen Raum nach Cham, Vilzing oder Bad Kötzting.
Bevor er 2018 in den Verbands-Schiedsrichterausschuss (VSA) berufen wurde, war er lange Jahre Obmann und Lehrwart der Gruppe Juro-Nord (Schwabach). Im VSA teilt er nunmehr Spiele der Bayern- und Landesligen ein, aber wickelt sämtliche Angelegenheiten im IT-Bereich ab.
„Gerade jetzt in der Pandemie merkt man die Veränderung, denn ein Bundesligaspiel ohne Zuschauer wäre vor Jahresfrist undenkbar gewesen“, stellt Laumer fest. Der Einfluss von den Rängen auf Spieler und Schiedsrichter fehlt, die Spiele werden fairer.
Im Amateurbereich stellt er sich Fragen, „wie sind die Fußballer der Region bereit für den Neustart, sind sie fit, haben sie das Ballgefühl noch?“
Die Schiri-Verantwortlichen müssen die Qualifikation für die kommende Saison aufstellen. Auch in diesem Bereich wird es Ausfälle geben, denn nicht mehr alle Schiris treten wieder an. Achtzehn Monate Pause zehren an der Motivation und vermindern die Lust am Hobby.
Im taktischen Bereich mussten sich die Unparteiischen ebenfalls umstellen. „Gerade beim Abstoß können bereits innerhalb des Strafraumes Zweikämpfe, auch mit Elfmetergefahr, entstehen. Kommt dann ein langer Ball, muss er Referee Sprinterqualitäten an den Tag legen“, so der Referent.
Seit Spiele, selbst von unterklassigen Mannschaften, per Handyvideo oder mit SportTV übertragen werden, kann und wird jede strittige Entscheidung überprüft. Der Druck auf den Unparteiischen wird somit immer größer. Im administrativen Bereich gibt es neuerdings den Liveticker, Online-Lernangebote für die Schiris, aber auch für Trainer, um sich weiterzuentwickeln.
Sven Laumer sprach aber auch den gesellschaftlichen Wandel an. Jeder SR bekommt nach der Prüfung einen Paten. Zwecks Kinderschutz müssen die Funktionäre ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Die Vereine müssen zudem damit leben, dass ein Schiedsrichter in der B-Klasse schon mal über 75 Jahre „jung“ ist, da die älteren Schiris nur noch für diese Paarungen zur Verfügung stehen.
In Großräumen ist das Thema Gewalt immer öfter spürbar. Ob Polizisten, Sanitäter, auch der Mann oder die Frau auf dem grünen Rasen wird Opfer von Angriffen. „Jeder dieser Personen macht doch nur seinen Job für die Allgemeinheit“, bedauerte Sven Laumer diese gesellschaftliche Entwicklung.
Zum Ende seiner spannenden und hoch interessanten Ausführungen wies der Referent auf den Internetauftritt des Bayerischen Schiedsrichterwesens hin: „Wir regeln das!“ Dieser Slogan zeigt u. a. die Vielfältigkeit des Amtes des Unparteiischen auf, das mit viel Verantwortung und Umsicht ausgeübt werden muss – Schiedsrichter eben!
Obmann Karl-Heinz Späth dankte Sven Laumer für seine Ausführungen und die Rückmeldungen einzelner Schiri-Kameraden belegen, dass der mittelfränkische Funktionär sehr gut angekommen ist.
Eingangs der Onlineversammlung berichtete Bezirksboss Thomas Graml vom Ergebnis der Abstimmung zum Saisonabbruch. „Es wird wohl der eine oder andere Verein in Bayern den Rechtsweg beschreiten“.
Sorgen macht sich Graml aber mit seinen Spielleitern, denn wie die unteren Ligen sich zusammensetzen werden, wird ein schwieriges Terrain werden. Wer zieht zurück, welche Vereine bilden Spielgemeinschaften? Die Spielleiter arbeiten an Modellen für den Start, aber auch zweigleisig, denn Corona könnte den Spielbetrieb wieder unterbrechen. Er und alle anderen in der Oberpfälzer Fußballfamilie freuen sich wieder auf Fußball, und das könnte bereits Mitte Juli sein.