Chamer Spitzenschiri zudem als Assistent künftig in der 2. Bundesliga an der Linie
Das gab es noch nie bei den Chamer Schiris – einer von ihnen ist im Profibereich angekommen.
Aufgrund der Corona-Krise ruht im Amateurbereich weiterhin der Ball im Landkreis Cham. Für das Aushängeschild der Chamer Schiedsrichter Martin Speckner war in den letzten Wochen allerdings Hochbetrieb angesagt. Nachdem die 3. Liga ihren Spielbetrieb fortsetzte, kam der 24-Jährige auf fünf Einsätze in vier Wochen. Zusätzlich dazu fand jeweils einen Tag vor Spiel ein Corona-Test für die Mannschaften und die eingeteilten Schiedsrichter statt. Dies bedeutete für den Rundinger viel Zeit auf der Straße. „Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, bekamen wir die offizielle Einteilung erst nach Auswertung des Tests. Zum Spielort ging es dann erst am Spieltag selbst, ohne Übernachtung. 500 bis 600 km Autofahrt an einem Tag zusätzlich zum Spiel waren dann angesagt. Mit der Reise zur Testung am Tag vorher, war das schon viel Zeit im Auto“, berichtet Martin Speckner über die vergangenen Wochen.
Der Aufwand hat sich allerdings gelohnt. Die sehr guten Leistungen an der Linie in der 3. Liga und überzeugende Spielleitungen in der Regionalliga Bayern vor dem Corona-Break, bescheren ihm nun den nächsten Karriereschritt. Der Verbandsschiedsrichterausschuss (VSA) des Bayerischen Fußballverbandes nominiert ihn als einen von vier bayerischen Schiedsrichtern für die 3. Liga. „Ein Chamer im Profibereich ist ein absolutes Highlight für unsere Gruppe“, konstatiert der Obmann der Chamer Schiedsrichtergruppe Karl-Heinz Späth. „Als ich Martin das erste Mal auf dem Platz sah, pfiff er ein D-Junioren Spiel in Furth im Wald. Da hatte er noch ordentlich mit den mehrheitlich älteren Spielern am Platz und Betreuern zu kämpfen“, sagt Späth mit einem Augenzwinkern. Über den Werdegang des Rundingers sagt Späth weiter: „Wenn man Martins Entwicklung von Tag 1 an mitverfolgen konnte, so freut man sich am heutigen Tag umso mehr, dass die Förderung unserer jungen Schiedsrichter solche Früchte trägt.“ Auch Speckner selbst schmunzelt ein wenig mit Blick auf die Spiele in der Anfangszeit. „Die Spiele in den ersten Jahren würde ich heute wohl ein wenig anders leiten“, so Speckner beim Blick zurück auf die ersten Herrenspiele als damals noch 13 Jahre alter Jungspund.
Im März 2008 legte der Schiedsrichter der SG Schloßberg 09, damals noch der SV Runding, seine Prüfung bei den Chamer Schiedsrichtern ab und war erst 13 Jahre alt. Ein Jahr später folgten schon die ersten Einsätze im Herrenbereich, 2010 die Nominierung für Spiele in der Kreisliga. Durch Förderprogramme von Kreis und Bezirk gelang ihm im Jahr 2011 sogar noch der Sprung in die BOL. „Mit 15 bzw. 16 Jahren war ich noch nicht reif genug für diese Spielklasse, das hat man dann auch am Saisonende gemerkt. Bei der Ligareform 2012 wurde ich als einer von zwei BOL-Schiedsrichtern nicht für die Landesliga berücksichtigt.“ Schlussendlich war diese vermeintliche Karrieredelle aber kein Beinbruch für Martin. „Ganz im Gegenteil, in der Landesliga wäre ich wohl sofort wieder abgestiegen. So konnte ich noch ein Jahr in der neuformierten Bezirksliga Erfahrung sammeln und dann ein Jahr später den Sprung in den Verband schaffen.“ Nach zwei guten Spielzeiten, in denen es jeweils knapp nicht zum Aufstieg reichte, schaffte Martin dann 2016 den Sprung in die Bayernliga. Gleichzeitig wurde er als SR für die Junioren Bundesliga nominiert. „Die Zeit in der B-Jugend bzw. A-Jugend Bundesliga war außergewöhnlich schön. Städte wie Dresden, Leipzig, Düsseldorf oder Berlin bereisen und beim Profi-Nachwuchs Spiele leiten: das waren außergewöhnliche Erlebnisse mit großartigen Begegnungen.“ Für seine guten Spielleitungen in der Bayernliga wurde er 2018 mit dem Aufstieg in die höchste bayerische Spielklasse belohnt. Mit der Nominierung für die Regionalliga Bayern folgte gleichzeitig die Berufung als Assistent in die 3. Liga. Zwei Jahre später kommt nun die nächste Stufe auf der Karriereleiter für den Studenten.
Zukünftig darf Speckner selbst als Schiedsrichter Spiele der 3. Liga leiten. Zusätzlich kommt er auch als Schiedsrichterassistent in der 2. Bundesliga zum Einsatz. „Da geht natürlich ein Traum in Erfüllung. Im Profibereich selbst zu pfeifen und zu assistieren hätte ich mir vor ein paar Jahren nicht vorstellen können.“ Aus dem Traum wird nun Realität. Dabei kam Speckner zu Gute, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. „Im Schiedsrichtergeschäft braucht man schon eine ordentliche Portion Glück und den ein oder anderen Fürsprecher auf dem Weg nach oben. Ich kann mich glücklich schätzen beides bis jetzt immer wieder gehabt zu haben.“, so Speckner. „Wir haben Martins Talent schon frühzeitig erkannt und ihn auf seinem Weg immer unterstützt“, betont Karl-Heinz Späth, „auf und neben dem Platz ist er aber weitestgehend immer noch selbst seines Glückes Schmid“, so Späth weiter. „Mit einem Schiedsrichtertraining in der Woche, war es ab einer bestimmten Klasse nicht mehr getan, um die nötige Fitness für die Spiele zu bekommen“, schildert Speckner seinen selbstbestimmten Trainingsalltag.
Doch bis hierhin hat sich der Aufwand gelohnt. Im August geht es für Speckner ins Trainingslager nach Grassau am Chiemsee, dort stehen dann mitunter Regel- und Lauftest auf dem viertägigen Programm. Wenn dies erfolgreich absolviert wurde geht das Abenteuer Profibereich für den Studenten los, samt den dazugehörenden Reisestrapazen. „Normalerweise reist man für Spiele in der 3. Liga am Vortag an. Nur bedingt durch Corona wurde diese Praxis jetzt ausgesetzt. In der 2. Bundesliga ist eine Anreise am Vortag ebenfalls Standard.“ Die nötige Zeit dafür nimmt sich der Student gerne, auch wenn dies oft mit einigen Abstrichen einhergeht. „Privatleben, Studium, Werkstudentenjob und Schiedsrichterei gleichzeitig zu gestalten ist nicht immer leicht. Mein größter Dank geht dabei an meine Familie und meine Lebensgefährtin Viktoria, die mich trotz der vielen Zeit auf und neben dem Fußballfeld immer liebevoll unterstützen.“
Bis das Abenteuer Profibereich startet und Vereine wie der Hamburger SV, Hansa Rostock oder
der 1. FC Kaiserslautern warten, will der Youngster in Liga 3 noch ein wenig ausspannen. „Nächste Woche geht es erstmal in den Urlaub, bevor Studienalltag und Lehrgangsvorbereitung dann wieder auf den Plan treten.“ Bis also die neue Saison Ende August startet, will der Aufsteiger noch eine erholsame fußballfreie Zeit genießen, bevor im September dann hoffentlich auch in den Amateurklassen des Landkreises der Ball wieder rollt, bestimmt auch mal unter der Leitung von Martin Speckner – und vielleicht gibt´s auch mal ein paar Bilder von ihm in der Sportschau.