Thomas Heinze bei der Schulung der Schiedsrichter-Lehrwarte
Im SportCentrum Kaiserau tagten mehr als 100 Schiedsrichter-Lehrwarte aus ganz Deutschland. Ihr Ziel: Das DFB-Ausbilderzertifikat, für das sie das noch fehlende Modul zur Medienkompetenz absolvieren. Die Schulung ist ein Gemeinschaftsprodukt, bei dem die DFB-Abteilungen "Schiedsrichter" und Qualifizierung eng zusammenarbeiten.
Worauf muss bei der Videoaufnahme von Spielszenen geachtet werden? Mit welchen Geräten macht man das überhaupt? Welche Szenen eigenen sich für die Gestaltung von Lehrabenden? Das sind nur ein paar der Fragen, die die Schiedsrichter-Lehrwarte gleich zu Beginn ihres dreitägigen Seminars miteinander diskutierten.
Die Veranstaltung im SportCentrum Kaiserau steht unter der Überschrift "Medienkompetenz" und ist Teil der sogenannten Lehrwarte-Zertifizierung. Die anderen Module, zum Beispiel zur Methoden- und Sozialkompetenz, haben die meisten Teilnehmer bereits hinter sich. Die Schulung zur Medienkompetenz ist in dieser Form die erste ihrer Art – in einer Gruppengröße, die mit rund 100 Teilnehmern außergewöhnlich hoch ist. "Nachdem wir in der Vergangenheit in Kleingruppen gearbeitet haben, wollen wir mit dieser Großveranstaltung möglichst schnell eine möglichst hohe Anzahl an Lehrwarten qualifizieren", erklärt Wolfgang Möbius von der DFB-Abteilung Qualifizierung.
Die Tage in Kaiserau bieten trotz der Gruppengröße genügend Raum, eigene Erfahrungen mit der modernen Technik zu machen, diese Erfahrungen auszutauschen und in der gemeinsamen Diskussion Ideen zu entwickeln, wie man moderne Medien für die Lehrarbeit nutzen kann.
Geschult werden die Schiedsrichter-Lehrwarte dabei von einem 16-köpfigen Referententeam. Andreas Koch und Jörg Toschek zum Beispiel beantworten Fragen zu digitalen Endgeräten wie Fotokameras und Handys. Heinz Willems zeigt, wie der Schnitt von Videos funktioniert. Bernhard Gutowski und Günther Thielking erklären anschließend, wie man die fertigen Clips in eine Powerpoint-Präsentation einbaut.
Auch die digitale Kommunikation spielt bei dem Lehrgang eine Rolle - von Doodle über Mail bis hin zu Whatsapp. Auch der Austausch digitaler Medien auf der offiziellen DFB-Plattform ist Thema. Medienanwalt Golo Busch spricht derweil über Persönlichkeitsrechte (Was ist bei der Veröffentlichung von Bildern mit Personen zu beachten?), Datenrechte und Datenschutz.
Spannend finden die Lehrwarte auch die Einsatzmöglichkeiten von Apps, die die Spielanalyse bereichern. So lassen sich mit "Easytag" vorher festgelegte Ereignisse im Spiel zeitlich markieren und mit "Coach’s Eye" die dazugehörigen Videobilder aufs Tablet bringen.
Davon profitieren künftig die Schiedsrichter in den Kreisen. "Wichtig ist, dass unsere Lehrwarte ihre Schiedsrichter dort praxisorientiert schulen", sagt Lutz Wagner. Dazu gehört für den DFB-Lehrwart auch, dass die Unparteiischen die Möglichkeit bekommen, ihr Eigenbild mit dem Fremdbild zu vergleichen.
Wagner erklärt: "Der Schiedsrichter weiß oft gar nicht, wie er durch sein Auftreten und seine Körpersprache auf dem Platz wirkt. Deshalb ist es wichtig, ihn zu filmen und bestimmte Szenen – zum Beispiel im Rahmen eines Lehrabends - zu besprechen." Auch Laufwege und die Positionierung zum Spielgeschehen ließen sich anhand von selbst gedrehten Videos ideal analysieren.
Bei den Lehrwarten kommen die neuen Möglichkeiten zumindest schon mal gut an. "Die Beispiele und Tipps zum Einsatz von Smartphones und Actioncams helfen mir, sicherer im Umgang mit diesen Medien zu werden", bilanziert Jörg Wolf, der im Badischen Fußballverband als Lehrwart tätig ist. Genauso wie sein Kollege Dr. Ronald Möhlenbrock, der bei dem Lehrgang "einiges über die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen technischer Geräte erfahren" hat.
Und was erhofft sich der DFB am Ende von der Zertifizierung seiner Schiedsrichter-Lehrwarte? "Eine Qualitätssteigerung des Fußballspiels", erklärt Möbius. "Denn eine bessere Ausbildung für die Lehrwarte bedeutet am Ende auch eine bessere Ausbildung für die Schiedsrichter." (Quelle: dfb.de)