Seit über einem Jahr besuchen schwäbische Schiris Sportvereine auf Kreis- und Bezirksebene, um mehr Verständnis für ihr Hobby zu gewinnen. Dabei kommt aber auch der Spaß nicht zu kurz. Die Vereine haben hier die Möglichkeit alles zu fragen, was sie möchten und können sogar ihr eigenes Fußballwissen unter Beweis stellen: Die Schiris spielen Videoszenen aus dem Profi- und Amateurbereich ab und die Anwesenden wechseln nun die Perspektive. Jetzt dürfen sie ihre Meinung aus Sicht des Schiris abgeben: Gelbe Karte oder Rote Karte? "Das ist immer sehr unterhaltsam, weil sich die Spieler auch oft untereinander nicht einig sind, welche Karte die richtige ist. Aber wir Schiris sollen immer alles richtig machen", so Sarah Wörle aus dem Bezirks-Schiedsrichter-Ausschuss, die die Koordination einer Imagekampagne in die Hand genommen hat, in dessen Rahmen das Konzept der Vereinsabende entstand.
Ansprechpartner für die Vereinsabende in Schwaben ist Richard Käsmayr. Er ist auch im Team der Imagekampagne und hat das Konzept zu den Vereinsabenden von Anfang an mit ausgearbeitet. Inzwischen führt er bis zu 4 Vereinsabende im Monat durch. Vor Kurzem hat er das Konzept auch auf Verbandsebende vorgestellt, sodass die Vereinsabende bald in ganz Bayern starten können.
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Über den Vereinsabend in Langerringen berichtete sogar die Schirizeitung des Deutschen Fußball-Bunds. In der aktuellen Ausgabe können Sie die Reportage lesen:
Seite 26 bis 29
Am Schnittpunkt von drei Landkreisen. Langerringen liegt in Bayerisch-Schwaben im südlichen Landkreis Augsburg in unmittelbarer Nähe zu den Landkreisen Ostallgäu und Unterallgäu. Die Gemeinde hat 3800 Einwohner. Ihre Spielvereinigung zählt 1000 Mitglieder in sieben Abteilungen. Die größte ist die Gymnastikabteilung. Auf Platz 2 folgt die Fußballsparte mit 260 Mitgliedern. Elf davon sind Fußball-Schiedsrichter. Ungewöhnlich ist, dass die SpVgg gleich fünf Herrenmannschaften im Spielbetrieb hat. Die höchste spielt seit dieser Saison Bezirksliga. Neben zwei A-Klassen-Teams gibt es auch zwei B-Klassen-Mannschaften, jeweils in einer Spielgemeinschaft mit dem TSV Ettringen (Kreis Unterallgäu). Die sogenannte 2. Mannschaft spielt in der A-Klasse Augsburg-Süd, die andere – das U23-Team – in der A-Klasse Allgäu 5. Fast alle aktiven Kicker kommen aus Langerringen.
Die Sache mit den Elfmetern. Sarah Wörle, die sich innerhalb des schwäbischen Bezirks-Schiedsrichter-Ausschusses (BSA) um die Öffentlichkeitsarbeit und um die Arbeitsgruppe zur Imagegewinnung kümmert, hatte bei ihrer Begrüßung gleich das Eis gebrochen. Die Landesliga-Schiedsrichterin und Assistentin in der 2. Frauen-Bundesliga betonte zu Beginn des Vereinsabends, dass die Schiedsrichter sich als Teil der Fußballfamilie sehen. „Wir beißen nicht, wir machen auch Fehler. Von euch hat bestimmt auch schon mal jemand einen Elfer verschossen, oder?“, schob sie als rhetorische Frage hinterher und erntete prompt viele Lacher. „Frag doch mal, wer schon einen verwandelt hat!“, rief jemand aus dem Publikum. Was Wörle in diesem Moment nicht wusste, war, dass die erste Herrenmannschaft der SpVgg Langerringen so ihre Probleme mit Strafstößen hat. Keinem Spieler ist es in der bisherigen Saison gelungen, einen Elfer im gegnerischen Tor zu versenken. Wie der dritte Abteilungsleiter Franz Strehle, selbst Fußball-Schiedsrichter, berichtete, erlangte die SpVgg sogar bayernweite Bekanntheit, weil es vor einiger Zeit eine ihrer Mannschaften schaffte, in einem Spiel gleich drei Elfmeter zu verballern. Die Partie endete 0:1, und der Aufstieg war futsch.
Der „Bad Boy“ und seine persönlichen Schlüsse. Auf die Frage, wer der „Bad Boy“ der ersten Mannschaft sei, zeigten einige seiner Mannschaftskollegen sofort auf Benedikt Schaffner. Der 38-Jährige, der rechter Außenverteidiger spielt, hat nach eigenen Angaben so manche Gelb-Rote und Rote Karte „gezogen“. Auch Gelbe Karten hat er schon einige gesehen. „Ich bin sehr emotional und lege großen Wert auf Gerechtigkeit.“ Auf die Frage, was er aus dem Vereinsabend mitnimmt, antwortete Schaffner: „Ich werde versuchen, gegenüber den Schiedsrichtern etwas ruhiger zu werden.“ Er habe nicht bedacht, wie viele Entscheidungen ein Unparteiischer während der 90 Minuten (plus Nachspielzeit) zu treffen habe. Dennoch gibt er offen zu: „Mich selber wollte ich nicht pfeifen.“
Das Geheimnis des Glücksrads. Der neue Spielertrainer Rene Hauck hat zu Saisonbeginn nicht nur die Geldstrafen bei Unsportlichkeiten angehoben, sondern auch ein Glücksrad mitgebracht. Es hat zwölf Felder: Sechs davon haben die Spieler ausfüllen dürfen, die anderen sechs der Trainer. „Jeder, der wegen einer Undiszipliniertheit oder einer Beleidigung eine Persönliche Strafe bekommen hat, muss zusätzlich zur Geldstrafe, die in die Mannschaftskasse geht, einmal drehen und die auf dem Feld beschriebene Aufgabe, auf dem er landet, erfüllen“, erläutert Hauck. Das können Putz-, Wasch-, Helfer- oder Verpflegungsdienste sein. Oder man muss den Durstlöscher spielen, sprich die Kosten für das Bier nach dem Training übernehmen. Besonders „reizvoll“ könnte das Feld „Aushilfs-Schiri“ sein: Dann muss der fehlbare Akteur ein Spiel der Damenmannschaft pfeifen. Trikots waschen, Kabine putzen: Ist das Glücksrad nicht eher ein „Pechrad“? „Ansichtssache“, sagt der Trainer, „es kommt auf die Perspektive an – die des Vereins oder die des Spielers…“
Text: Sarah Wörle & Georg Schalk
Bilder: Sarah Wörle & Jürgen Ober