Mein abendliches Interview ist dieses Mal eine besondere Erfahrung, ungewohnt, aber sehr interessant! Ich spreche per „Teams-Sitzung“, also online mit einem Mann, den ich nicht persönlich kenne. Eigentlich hätte ich erwartet, dass die Unterhaltung dann rein sachlich ist, zielgerichtet, kurz und bündig, zu vergleichen mit einem Steckbrief. Aber mitnichten! Je länger der Gedankenaustausch dauert, desto mehr habe ich das Gefühl, mit einem alten Bekannten zu sprechen. Das liegt sicher daran, dass Timo Haffelt ehrenamtlich im Verein tätig ist und jetzt als Vereinsberater des BFV. Unsere Wege gleichen sich also; auch ich habe lange Jahre im Verein gearbeitet und dann im Verband. Wir sprechen also dieselbe Sprache, was soll da schon schief gehen?
„Was ist eigentlich ein Vereinsberater?“ so lautet mein einführendes Anliegen. Timo lacht und nennt das die erste schwierige Frage, weil die Antwort darauf so vielschichtig ist. Vereinsberater begleiten die Vereine, helfen bei kurzfristig auftretenden Thematiken genauso wie bei Prozessen, die manchmal über Wochen und Monate gehen. Der 30-Jährige ist oft mit Vereinsmitarbeitern im Kontakt, die sich nur momentan dringend erkundigen wollen über den Einsatz von Spielern oder über Ansprechpartner der verschiedenen Bereiche des Fußballs. Aber es gibt auch umfassendere Probleme wie die Suche nach einem Trainer oder das „Riesenthema“ fehlender Ehrenamtlicher. Schwerpunkt der Beratung ist auch der Rückgang an Spielern und die dazugehörigen Überlegungen der Vereine, wie man möglichst lange eigene Mannschaften stellen kann.
Auf jeden Fall darf man behaupten, dass Timo, der als Abteilungsleiter und Vorstandsmitglied beim TSV Hainsfarth fungiert, vorher schon fünf Jahre als Jugendleiter gearbeitet hat und selbst spielt (wenn er nicht wie jetzt gerade verletzt ist), sich mit sämtlichen Schattierungen des Vereinslebens auskennt. „Und wo ich etwas nicht weiß, da lese ich mich ein oder ich verweise - vorzugsweise, wenn es um Angelegenheiten der Sportgerichte geht – auf die zuständigen Funktionäre des Kreises oder des Bezirks,“ so der Experte in Sachen „Rundes Leder“. Da kommt dem Fußballbegeisterten auch seine Einstellung zugute: „Ich habe Interesse dazu zu lernen und möchte den Leuten helfen, ein offenes Ohr haben für Menschen, die sich ehrenamtlich betätigen und dafür jemanden brauchen, den sie fragen können.“
Ich selbst finde das sehr sympathisch und passgenau geeignet für eine niedrige Hemmschwelle, wenn es für unsere Clubs darum geht, zum Telefonhörer zu greifen und nachzufragen. Überhaupt trifft dieses vom BFV gemeinsam mit dem DFB bis 30. Juni 2024 durchgeführte Pilotprojekt, für das bayernweit neben unserem Timo Haffelt noch neun weitere Vereinsberater ausgebildet wurden, den Nerv und vermittelt sehr schnell „Hilfe zur Selbsthilfe“. Um den Versuch evaluieren zu können, muss Timo über seine Aktivitäten auch Buch führen. Außerdem tauschen sich die bayerischen Vereinsberater regelmäßig bei einem „Jour fixe“ aus.
Das schwäbische Nordlicht Timo ist bestens für seinen Job geeignet, das ist nach wenigen Minuten klar. Ich will dazu noch wissen, wie der junge Mann, der eine Ausbildung als Bankkaufmann hat, dann ein BWL-Studium draufsetzte und jetzt beruflich Banken prüft, zu dieser Aufgabe kam. Die Antwort ist wie ein Steinchen, das sich nahtlos in ein Mosaik einfügt. Timo hat sich als Abteilungsleiter in der Zeit der Pandemie oft etwas alleine gelassen gefühlt mit den vielen sich selbst überholenden und schwierigen Regelungen der Staatsregierung für den Amateurfußball. Damals wünschte er sich einen Ansprechpartner, mit dem er sich hätte austauschen können, einen, der auf einer Ebene zwischen Vereinen und Verband Antworten aus erster Hand hätte geben können. Als er dann das Stellenangebot für den Vereinsberater las, dachte er: „Das ist ja genau das, was ich eigentlich wollte!“ Und so war es für ihn nur folgerichtig, sich zu bewerben.
Wie er alle diese Aufgaben, Beruf, Ehrenamt und BFV-Job mit dem Privatleben unter einen Hut bringt, frage ich und bekomme postwendend zur Antwort: „Das geht nur mit einer fußball-affinen Frau!“ Timo erzählt, dass seine Freundin selbst auch Fußball spielt und ebenfalls vorstandsmäßig unterwegs ist. Ideale Voraussetzungen für die beiden und – wenn man ehrlich ist – auch für unsere Vereine und den BFV!
Gegen Ende unserer einstündigen digitalen Besprechung bitte ich Timo, mir noch mit auf den Weg zu geben, was ihm besonders wichtig ist. Und das ist folgendes: Da er aus der Vereinsarbeit kommt und sich das Helfen zur Aufgabe gemacht hat, brauchen die schwäbischen Vereine überhaupt keine Hemmungen haben, ihn zu kontaktieren. Er ist unter der Mailadresse
zu erreichen.
Da die Infos des BFV und des Bezirks Schwaben über unseren Vereinsberater sich ideal ergänzen mit der momentan stattfindenden Mund-zu-Mund-Propaganda der Vereine, in denen Timo bereits gearbeitet hat, bin ich sicher, dass sein Anliegen in ganz Schwaben auf offene Ohren stößt.
Und dann kommt ganz zum Schluss ein Statement von Timo, das mich, abgesehen vom Thema des Interviews, trotz aller digitalen Möglichkeiten und wirklich super-nützlicher Technik, in Bezug auf unsere junge Fußball-Generation sehr positiv stimmt: „… und dann würde es mich freuen, wenn wir uns bei nächster Gelegenheit einmal persönlich unterhalten könnten.“