Seit fast zwei Jahren stecken wir nun in der schlimmsten Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Corona-Pandemie drückt vielen aufs Gemüt. Wenn in einigen Wochen die Frühjahrsrunde startet, hoffen auch die Fußballer auf wieder mehr Normalität. Doch die Hürden und Anforderungen an die Vereine werden durch die Regeln der Politik nicht gerade einfacher. Der Kreisbote sprach mit dem schwäbischen Bezirksvorsitzenden Dr. Christoph Kern.
Geimpft, nicht geimpft: Spaltet die Corona-Pandemie den Sport? Sind wir auf dem besten Wege dahin?
Kern: Es ist eine schwere Frage. Man kann sie am besten damit beantworten, wenn man sagt, wir brauchen dringend eine Öffnungsperspektive. Denn 2G spaltet den Sport schon. Unser großes Plus ist es, dass wir gemeinsam Sport treiben. Wir wollen Menschen daher nicht ausgrenzen. Die Politik signalisiert Perspektiven, wenn es die Pandemie zulässt. Das kann aber nur 3G sein. Denn Sport ist nicht das Problem, sondern Teil der Lösung zur Bewältigung.
3G ist für viele aber deutlich besser als 2G.
Kern: Wenn es die Situation nicht zulässt und es nicht vertretbar ist, dann akzeptieren wir auch 2G. Denn ein weitgehend gefahrenloser Spielbetrieb hat oberste Priorität. Zwar sind die Infektionszahlen sehr hoch, doch rechnen wir im März mit sinkenden Zahlen. Wir sind vorbereitet. Ziel ist es, dass nach der Winterpause mit 3G jeder auflaufen kann und darf, der ein Spielrecht hat.
Erhalten Sie Rückmeldungen von den Vereinen?
Kern: Ja, es gibt einige Rückmeldungen bei den Kreisvorsitzenden und auch bei mir. Die Meinungen sind allerdings gespalten. Die einen haben Angst, weil Omikron auch im Freien sehr ansteckend ist. Es gibt auch die andere Seite, die sagt „In Gottes Namen schaut, dass wir einen geregelten Spielbetrieb im März wieder hinbekommen“. Ich habe für beide Seiten Verständnis. Was von allen unisono aber kommt: Die bürokratischen Hürden, die Anforderungen, die 2G mit sich bringt und auch die Rechtsunsicherheiten, Dokumentationspflichten der Vereine, selbst bei Schiedsrichtern, das ist einfach immens.
Was können Sie als Verband unternehmen, um die Vereine zu unterstützen?
Kern: Wir brauchen eine Entlastung und besonders eine Unterstützung für die Vereine. Es gibt andere Bundesländer, die bereits Musterformulare zur Verfügung stellen, wonach die Beteiligten rechtssicher selbst bestätigen können, dass sie die aktuellen Regeln einhalten. Über den BLSV haben wir an das Innenministerium den Antrag gestellt, dass dies auch in Bayern umgesetzt werden soll.
Ungeachtet dessen, sind die Hürden für Vereine aber weiterhin da.
Kern: Das stimmt. Wir können das nicht wegreden. Wir stehen aber zur Verfügung, wenn bei den Vereinen Fragen aufkommen. Verbindliche Rechtsauskünfte sind durch den Verband zwar nicht möglich, aber wir können Multiplikatoren sein, wenn Probleme, die irgendwo entstanden sind, dann gelöst wurden. Diese Tipps geben wir gerne weiter.
Können Sie dadurch trotzdem Optimismus verbreiten?
Kern: Ja, das kann ich. Ich habe bereits einige Vereinsgespräche geführt. Es steht und fällt mit dem Engagement in den Vereinen. Den Optimismus, den ich verbreite, nehme ich aus mach Rückmeldungen der Vereine, dass es schon aufwärts gehen kann. Es wird ein Kraftakt. Trotz Optimismus müssen wir uns die nächsten Jahre weiterhin anstrengen, dass das Problem Corona uns nicht weiter nachhängt und wir mit einem blauen Auge davonkommen.
Die Kinder und Jugendlichen sind im Sport von der 2G-Regelung ausgenommen. Kann der Nachwuchs entspannter in die Frühjahrsrunde starten?
Kern: Durch die Pandemie ist aktuell besonders das soziale Miteinander extrem eingeschränkt, was gerade für die Kinder und Jugendlichen eine erhebliche Belastung darstellt. Es ist daher freilich gut, dass die Situation hier etwas anders ist, wobei es kein Freifahrtschein für eine völlig problemlose Runde ist. Denn die 2G-Schüler können sich auch infizieren und die Gesundheit hat oberste Priorität.
Derzeit läuft online der Neulingskurs für Schiedsrichteranwärter. Sind Sie froh, dass in Zeiten wie diese überhaupt Interessierte das Angebot wahrnehmen?
Kern: Ich bin heilfroh, dass die Schiedsrichter die digitalen Medien dafür nutzen und es auch angenommen wird. Es zeigt auch, dass jeder Lust darauf hat. Dass so ein Format anschlägt, ist natürlich hervorragend und ich bin dankbar dafür.
Das Interview führte Stefan Günter für den Kreisboten