Das Schiedsrichterwesen ist einer jener Bereiche, in denen aktuell der Schuh drückt. Zwar verzeichnen Angebote wie die theoretische Online-Ausbildung Rekordteilnehmerzahlen.
Aber insgesamt bleibt die Situation alarmierend. Seit dem WM-Sommermärchen 2006 hat sich die Zahl aktiver Schiedsrichter*innen in Deutschland von knapp 80.000 auf 44.000 verringert. Da macht auch der Freistaat keine Ausnahme. Auch in Bayern ging die Zahl der aktiven Unparteiischen seit der Jahrtausendwende um nahezu 30 Prozent zurück. Während es im Jahr 2000 noch 13.379 aktive Schiedsrichter*innen gab, stehen heute nur noch 9700 Unparteiische regelmäßig auf dem Platz und übernehmen Verantwortung. BFV-Präsident Christoph Kern, der seit 1997 für den SSV Wildpoldsried als Unparteiischer im Einsatz ist und seine Funktionärslaufbahn 2015 als Beisitzer im Bezirks-Schiedsrichter-Ausschuss Schwaben als Bezirks-Schiedsrichter-Obmann begonnen hatte, hat deshalb den Pflichtabend der Schiedsrichtergruppe München-Ost/Ebersberg zum Anlass genommen, um sich selbst ein Bild von der Arbeit an der Basis zu machen. Aber auch, um die rund 100 anwesenden Schiedsrichter*innen um Gruppenobmann Thomas Heinze aus erster Hand über aktuelle Entwicklungen im Schiedsrichterbereich sowie geplante Projekte von BFV-Präsidium und Vorstand zu informieren.
INITIATIVANTRAG „OHNE SCHIRI GEHT ES NICHT“ IM FOKUS
Den Schwerpunkt bildete dabei der Initiativantrag „Ohne Schiri geht es nicht“, der auf dem 26. Ordentlichen Verbandstag 2022 einstimmig die Zustimmung der Delegierten gefunden hatte und der neben der Online-Ausbildung auch eine Anpassung der Spesenordnung für Schiedsrichter*innen sowie der FiAuswählen nanzordnung vorsieht, um Referees zeitgemäße Aufwandsentschädigungen bezahlen zu können. Auch der zeitliche Aufwand für die Vorbereitung und Durchführung einer Spielleitung soll überdacht und modifiziert werden. Darüber hinaus sieht der Antrag auch eine Neuregelung der Ausfallgebühren für Vereine vor, die keine Schiedsrichter*innen stellen, bzw. die "Soll-Zahlen" nicht erreichen. Zu diesem Themenkomplex hatte der BFV erst im Februar eine Online-Umfrage des unabhängigen Sportmarktforschungsunternehmens SLC Management in Auftrag gegeben, bei der die Teilnehmer*innen angeben konnten, welche Aufwandsentschädigungen sie für Unparteiische als angemessen ansehen, wie ihr Eindruck vom Umgang der Vereine mit ihren Schiedsrichtern ist und welche Ausfallgebühren sie für gerechtfertigt halten, wenn ein Verein zum Teil über mehrere Jahre hinweg sein Engagement bei der Bereitstellung von Schiedsrichter*innen aus dem Kreis seiner Mitglieder vernachlässigt. Aktuell werden die Ergebnisse ausgewertet und im Anschluss in den zuständigen Gremien diskutiert.
Gruppenobmann Thomas Heinze zeigte sich begeistert, dass Christoph Kern seiner Einladung gefolgt war und ein offenes Ohr für die Probleme an der Basis hat: „Dass der Präsident sich nicht nur persönlich Zeit für den Besuch bei uns nimmt, sondern mit den Kameradinnen und Kameraden in einen konstruktiven Austausch auf Augenhöhe tritt, zeigt, wie groß die Wertschätzung für uns Schiedsrichter ist. Unsere Pflichtabende sind wahnsinnig wichtig für den Gruppenzusammenhalt, für die Stärkung der Kameradschaft, aber auch für die Weitergabe von Informationen. Ohne diese gemeinsamen Abende wäre das Schiedsrichterwesen in dieser Form nicht umsetzbar.“