Ex-FIFA-Referee Urs Meier referierte im Traunreuter „K1“-Kultur- und Veranstaltungszentrum
Traunreut. „Entscheidungen unter Druck zu treffen“, so lautet das Motto von Gastredner, dem Ex-FIFA-Schiedsrichter Urs Meier aus der Schweiz im Saal des „K1“-Kultur- und Veranstaltungszentrum in Traunreut, im Fußballkreis Inn/Salzach. Beim 3. Sparkassenwirtschaftsforum war der Schweizer-Spitzenschiedsrichter zu Gast das. Ein Fußballspiel dauert in der Regel 90 Minuten plus der Nachspielzeit. So lange dauerte auch das Referat des Unparteiischen. Seine Ausführungen waren in der normalen Spielzeit, in der Nachspielzeit beantwortete er noch die Fragen aus dem Publikum. Danach folgte der Abpfiff und die gut 250 Zuhörer durften sich wie beim Fußballspiel ans Buffet gegeben.
Die Vita des WM-Schiedsrichters von 1998 mit dem politisch brisanten Spiel USA gegen den Iran, sowie 2002 und den Europameisterschaften 2000 und 2004 ist lang. 883 Spiele in 27 Jahren, sieben Mal „Schweizer Schiedsrichter des Jahres“ („Das wird man nicht einfach so!“), Urs Meier hatte in seiner Karriere vieles erlebt und bei all den Spielen waren auch knifflige Entscheidungen dabei, die er zu lösen hatte. Ein paar deren lies er noch einmal Revue passieren, bei einigen ging es mit einem Rachefeldzug weiter. Beim EM-Viertelfinale 2004 verwehrt er einen Treffer der englischen Mannschaft in der letzten Minute und Portugal kam in Halbfinale. „90. Minute, 32 Grad, zwölf Kilometer gelaufen und dann musst du noch so eine Entscheidung treffen“. Er hatte Glück und die Entscheidung war richtig, aber die englische Presse machte ihn als Schuldigen fest. Schiedsrichter müssen 250 bis 300 Entscheidungen treffen, er münzte dies auch immer wieder in den normalen Geschäftsalltag um. „Ein guter Schiedsrichter leitet das Spiel und pfeift nicht nur!“. Dabei gilt es Regeln und Wissen zu befolgen und den Fairplay-Gedanken spielen zu lassen. „Bei wichtigen Entscheidungen müssen die Alarmglocken läuten“, betonte Meier. „Risiken sind immer da und das ohne doppelten Boden“.
Der 60-jährige hatte bei der Weltmeisterschaft 2002 in Südkorea und Japan das Halbfinale zwischen Südkorea und Deutschland zu leiten. Dabei gab er Michael Ballack eine berechtigte gelbe Karte, so dass er im Finale gegen Brasilien gesperrt war. Nach Beendigung seiner Karriere wechselte er zum Fernsehen und war auch mit Jürgen Klopp bei der WM 2006 TV-Experte. „Es war die beste WM, die es je gegeben hat und das sage auch heute noch so“. Verantwortlich waren die Deutschen mit ihrer Begeisterungsfähigkeit. „Ihr wart das, die Menschen!“ Meier blickte auf den Fußball im allgemeinen der letzten 50 Jahre zurück, wie er sich verändert hat, nach dabei auch noch einen Vergleich der Nachbarländer Österreich, Deutschland und der Schweiz vor, dabei bekam jeder eine „Spitze“ vom Ex-Spitzenschiedsrichter zum jeweiligen WM-Abschneiden verpasst.
Er erläuterte noch die Teamarbeit: „Wenn es hier stimmt, kommt auch der hinterste mit“, sowie was Spieler von den Pfeifenmännern wollen: „Sie schauen dir ganz tief in die Augen, wollen dich nur verunsichern“. Das Gleiche würden auch die eigenen Kinder versuchen.
Meier erklärte in der „Nachspielzeit“, dass Bestechungsversuche bis 1997 „gang und gäbe“ waren, er immer stark war und immer beim „Nein“ bleib. Da bleib er genauso standhaft wie bei seinen Entscheidungen. „Konzessionsentscheidungen sind fast immer negativ, da kannst du am nächsten Tag nicht in den Spiegel schauen“
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Ex-FIFA-Referee Urs Meier „zelebrierte“ seinen 90-Minuten Auftritt mit zahlreichen Gesten