BFV-Präsident Dr. Kern diskutiert mit Ruperti-Schiedsrichtern – Mehr weibliche Unparteiische gewünscht
Zum ersten Mal in diesem Jahr haben sich die Schiedsrichter der Gruppe Ruperti zu ihrem Lehrabend im Gasthaus Sailer-Keller getroffen – und der Abend hatte gleich ein Highlight parat: Zu Gast im proppenvollen Saal war nämlich der Präsident des Bayerischen Fußballverbands (BFV), Dr. Christoph Kern. Der 41 Jahre alte Jurist zeigte sich im Gespräch mit den Ruperti-Unparteiischen um ihren Obmann Hans Wichtlhuber sehr nahbar und authentisch. »Ich bin einer von euch«, verriet er gleich zu Beginn seiner Ansprache. »Ich bin mit 14 Jahren Schiedsrichter geworden und habe bei dieser Tätigkeit sehr viel gelernt. Die Schiedsrichter sind mir eine Herzensangelegenheit.« Kern hob weiter hervor: »Ihr seid nicht das fünfte Rad am Wagen, ihr seid Teil des Teams.«
Kern hörte sich an diesem Abend vor allem auch die Sorgen und Nöte der Schiedsrichter an, nahm sich jede Menge Zeit und würdigte die Arbeit der Unparteiischen. Er zeigte sich auch begeistert von der Gruppe. »Ich gratuliere euch dazu, was ihr in der Gruppe alles macht. Das ist eine tolle Gemeinschaft.« Im Gepäck hatte er zudem Trikots der deutschen Nationalmannschaft.
Stellvertretend überreichte er jeweils ein Dress an den jüngsten Schiedsrichter der Gruppe, Florian Ortner aus Surberg, der für den SV Kirchanschöring pfeift, und an einen der ältesten Referees, Helmut Reinbacher vom TuS Traunreut. Reinbacher ist seit Jahrzehnten an der Pfeife und leitet pro Saison an die 70 Partien. Damit kommt er aktuell auf über 3000 Spiele. »Das ist eine super Sache«, lobte Kern das Engagement.
Ein weiteres Trikot bekam Maximilian Baumgartner vom SC Vachendorf von Kern überreicht – und zwar mit einem Augenzwinkern. Baumgartner stand nämlich bei den Schiedsrichter-Hallenturnieren im Tor der Ruperti-Mannschaft und ließ in Salzburg in letzter Sekunde einen Ball ins Netz. »Dafür musste er sich den einen oder anderen Spruch vom Obmann anhören«, sagte Kern und schenkte dem Unglücksraben dafür, wie noch vier weiteren Schiedsrichtern aus der Gruppe, ein Trikot.
Kern, der im Juni dieses Jahres zwei Jahre ehrenamtlich an der Spitze des Bayerischen Fußballverbands stehen wird, informierte die Schiedsrichter auch noch darüber, dass sich der BFV ein Leitbild gegeben hat. »Mit über 1,6 Millionen Mitgliedern in über 4500 Vereinen haben wir eine wahnsinnige Verantwortung«, unterstrich er. »Wir müssen einfach wissen: In welche Richtung laufen wir?« Er stellte das Leitbild auch kurz vor. Der BFV will mehr neue Spieler und Spielerinnen gewinnen und hat deshalb auch bereits erfolgreich Kampagnen gestartet. Zudem will man mehr Aufmerksamkeit, mehr Unterstützung und mehr Schiedsrichter.
Besonders ging Kern an diesem Abend natürlich auf die Unparteiischen ein. Man habe Neulingskurse angeboten, die Schiedsrichter-Spesen erhöht, die Kampagne »#Wirregelndas« gestartet und die Gewaltprävention vorangetrieben. Der Lohn der Mühen: »Wir haben erstmals wieder die 10 000er-Marke geknackt«, freute sich der BFV-Präsident, der sich aber vor allem auch noch mehr weibliche Schiedsrichter wünschen würde. In diesem Punkt hinkt auch die Gruppe Ruperti hinterher: Bei den 273 Unparteiischen seien nur zehn Schiedsrichterinnen dabei, informierte Obmann Hans Wichtlhuber.
Explizit ging Kern auch noch auf die zunehmende Gewalt auf Fußballplätzen ein. Er verwies darauf, dass der Verband vor kurzem eine Kooperation mit der Generalstaatsanwaltschaft München geschlossen habe. Dabei werden Straftaten rund um den Spielbetrieb künftig rigoros verfolgt. »Wir werden da ganz klare Kante zeigen«, betonte Kern.
Thema war freilich auch noch die Europameisterschaft in Deutschland. Und spaßeshalber ließ Kern die Versammlung darüber abstimmen, wie weit die deutsche Nationalmannschaft beim Heimturnier im Sommer kommen wird. Letztlich schloss sich der BFV-Präsident »der Mehrheitsmeinung« an: »Das Viertelfinale oder das Halbfinale sind schon drin«, sagte er.
Zuvor hatte Obmann Hans Wichtlhuber die Schiedsrichter noch über wichtige Themen unter anderem für die Fortsetzung der aktuellen Saison informiert. Die Referees müssen zwingend darauf achten, dass ein gekennzeichneter Ordnungsdienst vor dem Spiel benannt ist. »Das ist in der Not euer Helfer«, unterstrich Wichtlhuber. Zudem verwies er auch noch darauf, dass die Vereine vor der Partie alle Passfotos ihrer Spieler ins System eingepflegt haben müssen und die Schiedsrichter das kontrollieren müssen. Genau auf diese Punkte gingen auch Michael Baumann, der Kreisvorsitzende Inn/Salzach, Christos Sofis, der Kreisspielleiter Inn/Salzach, und Jean Stodden, der Gruppenspielleiter Ruperti, in ihren kurzen Ansprachen ein.
Die Versammlung legte auch eine Gedenkminute für den ehemaligen Spitzen-Schiedsrichter Anton Langhans und für Xaver Utzinger vom SV Ruhpolding ein. Letzterer war dem Fußball überaus verbunden und wäre vor kurzem noch für seine 30-jährige Tätigkeit als Schiedsrichter geehrt worden, doch dazu kam es nicht mehr. »Für mich war Xaver eine Persönlichkeit im Kreis Inn/Salzach«, hob Wichtlhuber in seiner kurzen Trauerrede hervor.
Der Funktionär ging bei einem weiteren Punkt hart mit seinen Referees ins Gericht. Sein Appell richtete sich dabei vor allem an »die jungen Wilden der Gruppe«, wie er sie nannte. »Der komplette Kreis Inn/Salzach kann aktuell keinen einzigen weiteren Schiedsrichter unter 21 Jahren für die Kreisliga melden. Wir haben aber noch Plätze dafür frei.« An die jungen Schiedsrichter im Saal gerichtet, hob Wichtlhuber hervor: »Ihr könnt etwas erreichen, ihr müsst nur wollen. Ihr werdet auch von uns dementsprechend gefördert.«
Text + Bilder:
Stephanie Brenninger (Traunsteiner Tagblatt)