Kontinuität im Fußball-Bezirk Oberbayern: Nach den Bezirkstagen in Schwaben, Unterfranken, Mittelfranken, Oberfranken, Niederbayern und der Oberpfalz haben nun auch die Delegierten in Oberbayern ihre Entscheidungen getroffen: Im Grasbrunner Bürgersaal Neukeferloh wurde der Bezirks-Ausschuss für die anstehenden vier Jahre gewählt. Das Wahljahr 2022 des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) findet dann am 24. und 25. Juni 2022 beim Ordentlichen Verbandstag in Bad Gögging seinen Höhepunkt.
Im Fokus stand für die 174 Delegierten in Grasbrunn auch die personelle Ausrichtung für die kommenden vier Jahre. Robert Schraudner wurde mit allen Stimmen als Bezirks-Vorsitzender im Amt bestätigt, zudem wurde er von der Versammlung zum Kandidaten für das Amt des BFV-Präsidenten als Nachfolger des am Verbandstag nicht mehr zur Wahl stehenden Dr. Rainer Koch nominiert. Ebenfalls einstimmig wiedergewählt wurden Wolf-Peter Schulte als Bezirks-Spielleiter, Joachim Fuchs als Bezirks-Jugendleiter und Cornelia Richter als Vorsitzende des Frauen- und Mädchenausschusses im Bezirk. Neu im Bezirks-Ausschuss ist indes Emily Ferraro: Sie tritt als neues U30-Mitglied im Ausschuss die Nachfolge von Jonas Beinhofer an, der altersbedingt nicht erneut für die Position kandidiert hatte und gemeinsam von BFV-Präsident Dr. Rainer Koch und Robert Schraudner verabschiedet worden ist. Ein neues Gesicht bestätigten die Delegierten auch im Amt des Bezirks-Schiedsrichterobmanns: Prof. Dr. Walther Michl tritt die Nachfolge von Ferdinand Friedrich an, der aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Wahl gestanden hatte. Josef Eineder als Bezirks-Sportgerichtsvorsitzender, Andreas Gegg als Bezirks-Ehrenamtsbeauftragter, Anton Jagdhuber als Bezirks-Seniorenspielleiter sowie René Siegel als Bezirks-Onlinebeauftragter sollen den Bezirks-Ausschuss komplettieren. Entsprechende Berufungsvorschläge für das bis dato bereits in diesen Funktionen tätige Trio gehen im Nachgang des Bezirkstags an das BFV-Präsidium.
Schraudner: „Rezepte von gestern lösen die Probleme von morgen nicht“
Robert Schraudner skizzierte seine drei Säulen für die kommenden Jahre mit dem Gewinn von mehr Spieler*innen in allen Altersbereichen, dazu die Gewinnung und den Erhalt von Schiedsrichter*innen sowie eine fundierte Ausbildung und Qualifizierung bei Trainer*innen, aber auch für die Ehrenamtlichen, denen im Vereinsalltag immer komplexere Fragstellungen begegnen: „Wir müssen uns den Themen des gesellschaftlichen Wandels stellen. Diese Veränderungen machen vor dem Fußball nicht Halt. Rezepte von gestern helfen uns in weiten Teilen nicht bei den großen, aber – ich sage ganz bewusst – durchaus spannenden Herausforderungen von morgen. Wir brauchen lokale und regionale Konzepte, eine Lösung für ganz Bayern gibt es nicht. Das zeigt gerade unser Bezirk Oberbayern, wo die Bedürfnisse in den einzelnen Kreisen nicht unterschiedlicher sein könnten: In München gibt es Vereine, die Kinder wieder nach Hause schicken müssen, weil die Kapazitäten für Trainingszeiten längst erschöpft sind. Im eher ländlich geprägten Raum unseres Bezirks fehlen hingegen die Kinder. Es ist aber wahrlich nicht damit getan, auf sinkende Geburtenzahlen zu verweisen: Denn entgegen den Vorjahren sind die geburtenstarken Jahrgänge jetzt in dem Alter, in dem es an den Ball geht – und das muss in unseren Vereinen passieren. Das geht aber nicht mit einer Vorgabe von uns, sondern muss im Dialog zwischen Euch in den Vereinen und dem Verband passieren. Und hier, das haben gerade die vergangenen Jahre gezeigt, sind wir deutlich weiter gekommen. Ich erinnere beispielsweise an diverse Pilotprojekte bei der Erprobung verschiedener Spielmodelle, das war nicht unsere Vorgabe, das war unser Angebot, das wir zusammen mit Euch diskutiert und dann auch umgesetzt haben“, sagte Robert Schraudner in seiner Rede: „Ein weiteres Beispiel ist unsere aktuelle Kinderfußball-Kampagne ,Auf die Plätze‘ – alleine in München ist es uns so gelungen, mehr als 200 Kindertrainerinnen und Kindertrainer kostenfrei auszubilden und haben damit die Voraussetzung dafür geschaffen, dass sich bei Euch in den Klubs wieder Menschen für die Kleinsten engagieren.“
Einstimmiges Votum für Robert Schraudners Kandidatur zum BFV-Präsidenten
Der 58 Jahre alte Vize-Präsident und Bezirks-Vorsitzende Robert Schraudner ist zur Stunde neben dem schwäbischen Bezirks-Vorsitzenden Dr. Christoph Kern und Christian Bernkopf, früherer Kreis-Vorsitzender und -Spielleiter aus Niederbayern, einer von drei Kandidaten für die Nachfolge von Dr. Rainer Koch, der nach 18 Jahren an der Spitze des größten der 21 Landesverbände nicht erneut antreten wird. Die oberbayerischen Delegierten hatten in Grasbrunn auf Antrag des Bezirks-Ausschusses über die Nominierung zu entscheiden und erteilten Robert Schraudner einstimmig das entsprechende Mandat. „Vielen Dank für das Vertrauen. Ich bin sehr gerne Bezirks-Vorsitzender, doch wenn sich jetzt die Möglichkeit bietet, sich beim Verbandstag um die Nachfolge von Rainer Koch zu bewerben, dann möchte ich dies auch tun – und ich finde es gut, wenn sich nach 18 Jahren des erfolgreichen Wirkens von Rainer Koch mehrere Kandidaten dieser Wahl stellen.“
67,88 Prozent für eine Wiedereinführung der Zehn-Minuten-Strafe bei Frauen und Männern
Die Teilnehmer*innen des oberbayerischen Bezirkstages waren wie auch schon in den Jahren 2010, 2014 und 2018 erneut dazu aufgerufen, ihre Meinung zu möglichen Reformen im Spielbetrieb zu äußern. Anders als bei den jüngsten Kreistagen wurden diese Meinungsbilder vor Ort und nicht mehr – wie zuletzt pandemiebedingt – per Online-Voting eingeholt. Thema in Grasbrunn war eine mögliche Wiedereinführung der Zehn-Minuten-Strafe in den Spielklassen des Erwachsenenbereichs von der Bayernliga abwärts nach dem Vorbild der Regelung im Junior*innen-Bereich, wo es aktuell die Fünf-Minuten-Strafe gibt. 67,88 Prozent der Delegierten befürworteten die Wiedereinführung.
Worte des Dankes von BFV-Präsident Rainer Koch
In seiner Rede bedankte sich BFV-Präsident Rainer Koch für das Engagement der oberbayerischen Vereine in den vergangenen vier Jahren. „Wenn wir heute kurz vor dem Ende der Saison 2021/22 feststellen können, dass wir trotz aller Belastungen und Schwierigkeiten wieder in großer Zahl zurück auf den Fußballplätzen sind und die Saison geordnet und mit allen Spieltagen abschließen können, dann war und ist das eine großartige Leistung – von euch, euren ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Vereinen, den Fans und vor allem allen Aktiven, den jungen und alten Spielerinnen und Spielern, die weiterhin leidenschaftlich für unsere phantastische Sportart leben“, erklärte Koch, der auch auf seinen angekündigten Verzicht auf eine erneute Kandidatur als BFV-Präsident einging: „In einer demokratischen Sportgesellschaft bewirbt man sich um Funktionen und man wirbt für seine inhaltlichen Positionen. Funktionen im Sport sind Wahlämter auf Zeit. Ich verlasse nunmehr nach Ablauf der Wahlperiode die Funktion des BFV-Präsidenten, die Entscheidungen werden zukünftig andere zu treffen haben. An meiner Vision und meiner Haltung „100 Prozent pro Amateurfußball“ wird sich aber nichts ändern. Ich sage durchaus mit einigem Stolz, dass ich meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger an der Spitze des BFV einen in allen Bereichen bestens aufgestellten, zukunftsorientiert und nachhaltig ausgerichteten Landesverband, der eine allseits wahrgenommene starke Stimme des Amateurfußballs in Deutschland war und ist, übergebe. Es darf jetzt nicht um Personen gehen, sondern wir müssen mit aller Kraft den Fokus auf das große Ganze, den Amateurfußball in Bayern, richten. Und genau deshalb bin ich überzeugt, dass ein schneller Wechsel im Präsidentenamt für den BFV jetzt besser ist als die eigentlich von mir noch geplante Wahlperiode des behutsamen Übergangs und der Vorbereitung zwingend notwendig werdender struktureller Veränderungen im BFV. Der BFV als mit Abstand größter Landesverband ist aktuell nicht mehr mit seinem Präsidenten im 16-köpfigen DFB-Präsidium berücksichtigt, das ist ein immenser Nachteil für den BFV. Das war rund um die Jahrtausendwende schon einmal längere Zeit der Fall und das darf auf keinen Fall zu einem Dauerzustand werden, zu wichtig ist eine einflussreiche Mitarbeit im DFB für den bayerischen Amateurfußball. Unter diesen Gegebenheiten ist es für den BFV besser, wenn der Generationenwechsel jetzt so schnell wie möglich und nicht erst in drei oder vier Jahren nach der Europameisterschaft bei uns in Deutschland stattfindet.“
Delegierte stimmen Vereins-Antrag zu
Zudem hatten die Delegierten auf dem Bezirkstag im Bürgersaal Neukeferloh über einen Vereins-Antrag zu entscheiden. Der Antrag war auf dem Kreistag Inn/Salzach mehrheitlich angenommen worden und wurde nun auf dem Bezirkstag behandelt: Die DJK SV Griesstätt hatte die Abschaffung von Spielerpässen in Papierform gefordert und die ausschließliche Nutzung der elektronischen Spielberechtigungen gefordert. Der Antrag fand bei den Stimmberechtigten eine 100-prozentige Zustimmung.
Alle Infos zum BFV-Wahljahr 2022 gibt es unter www.bfv.de/wahljahr