Die Ausgangslage ist glasklar: Will die Auswahl des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) das Ticket für die Teilnahme an der Endrunde um den UEFA Regions‘ Cup 2023 lösen, braucht es im abschließenden Match der Zwischenrunden-Grupp F gegen Gastgeber Italien (Mittwoch, 15 Uhr, Stadio Domenico Francioni, Latina) einen Sieg – und noch dazu darf England bei der „Europameisterschaft der Amateure“ im Parallel-Spiel gegen Nordmazedonien nicht gewinnen.
„Wir haben weiterhin die Chance“, richtete BFV-Präsident Christoph Kern nur wenige Stunden nach der Last-Minute-Niederlage gegen die Briten (1:2) eine klare Botschaft mit einer großen Portion Optimismus im Mannschaftshotel ans bayerische Team: Es geht jetzt darum, an diese Chance zu glauben und keinerlei Gedanken ans Scheitern zu verschwenden.
Die Lockerheit war eine Nacht später zurück, das Match gegen England abgehakt, von Katerstimmung keine Spur – beim Vormittagstraining von Cheftrainer Engin Yanova gab es eine gesunde Mischung aus Spaß und Konzentration zu beobachten. Der Nachmittag stand den Jungs zur freien Verfügung: Ruhe am Pool, Beachsoccer am Strand, Baden im Meer, Spaziergänge, Einkaufen im idyllischen Hafen von Anzio.
Vielleicht genau die richtige Mixtur, um am letzten Spieltag das zu schaffen, was einer BFV-Auswahl zuvor 2018 und 2019 gelungen war: Damals lösten die Bajuwaren in der Zwischenrunde ebenfalls im letzten Gruppenspiel mit einem Sieg gegen Serbien (2:0) das Endrunden-Ticket. Dort, beim Finaturnier im Jahr darauf, gelang schließlich erneut im Gruppenfinale mit einem Dreier durch den Siegtreffer in der Schlussminute gegen die Türkei der Einzug ins Endspiel um Europas Amateurfußball-Krone.
Sebastian Brey vom TSV 1865 ist der einzige Akteur, der zumindest beim „Krimi“ gegen die Türkei schon mit dabei war, heute trägt er die Kapitänsbinde des Teams, das die Farben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bei dieser Europameisterschaft der Amateure vertritt. Und der Spielführer geht auch jetzt voran: „Ich habe es selbst erlebt, natürlich macht mir das Mut und stimmt mich positiv. Wichtig wird sein, dass wir uns voll auf unser Spiel konzentrieren, und ich bin mir sicher, dass Mazedonien gegen die Engländer auch alles reinhauen wird.“
Die Vertreter der Delegationen aus Nordmazedonien, England (Jersey) und Italien (Latina) trafen sich indes am sechsten Tag des Turniers auf Einladung der Gastgeber mit der Europäischen Fußball-Union UEFA zum offiziellen Lunch und tauschten sich dabei aus. Von bayerischer Seite nahmen BFV-Präsident Christoph Kern sowie Delegationsleiter Jürgen Faltenbacher teil, mit dabei war auch Gabriele Gravina, der Präsident des italienischen Fußball-Verbandes – im Mittelpunkt aber: der Amateurfußball.
„Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie das in anderen Verbänden gehandhabt wird und wie hoch der Stellenwert für die Fußballerinnen und Fußballer dort an der Basis ist“, sagte Kern, „da sind wir in Deutschland und bei uns in Bayern mit den vielen tausenden Ehrenamtlichen in den Vereinen allein infrastrukturell ganz anders aufgestellt. Wir haben das ja auch hier selbst in Italien gesehen, wo andere Standards vorherrschen, wenn wir alleine an die schwierigen Zustände der Plätze vor Ort in der Region Latina für alle Mannschaften denken.“
Der Blick über den Tellerrand hinaus sollte es beim Treffen der Vertreter aus Jersey, Latina und Nordmazedonien sein – und der war es letztlich auch: „Es geht darum, gewisse Ansätze mitzunehmen, aber auch gemeinsam zu diskutieren, wer welche Herausforderungen im Amateurfußball wie angeht“, sagte Delegationsleiter Jürgen Faltenbacher, der auch bereits des Öfteren zum Tross der DFB-U-Nationalmannschaften zählte: „Bei all‘ den unterschiedlichen Gegebenheiten sitzen wir alle letztlich in einem Boot – und es gibt viele Wege, um Ziele zu erreichen und den Fußball voranzutreiben. So entstehen Netzwerke, die wir alle im Bestfall auch für die Sache gewinnbringend nutzen können.“