Prominent besetzter Trainerkurs an der Sportschule Oberhaching: 22 ehemalige und aktuelle Profis bayerischer Vereine absolvieren derzeit beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) unter der Leitung der Verbandstrainer Steffen Winter (Leiter Ausbildung), Robert Heringlehner, Philipp Ropers, Lars Schulz und Daniel Bierofka ihre Ausbildung zur Trainer-B-Lizenz. Mit dabei sind unter anderem Akteure der bayerischen Drittligisten TSV 1860 München, FC Ingolstadt 04 und SpVgg Unterhaching – und auch ein Weltmeister von 2014.
"Da sich der Sonderlehrgang an ehemalige und aktuelle Lizenzspieler richtet, haben wir die Struktur angepasst. Normalerweise findet die B-Lizenz über zweimal fünf Tage statt. Da jedoch viele der Teilnehmer noch als Profis aktiv sind, kommen sie fünfmal für jeweils zwei Tage zu uns in die Sportschule. Die Inhalte und der Umfang bleiben aber natürlich gleich", erklärt Ropers, der die Leitung der zweiten Lehrgangs-Einheit inne hatte.
Für die (Ex-)Profis ist der Kurs ein Blick in die Zukunft. Auch wenn für die meisten die aktive Laufbahn noch lange nicht beendet ist, beschäftigen sie sich bereits jetzt mit ihrer Karriere nach der Karriere. "Ich habe schon länger darüber nachgedacht, eine B-Lizenz zu machen. Als dann das Angebot für den Sonderlehrgang kam, war das natürlich eine super Sache. Dafür bin ich dem Bayerischen Fußball-Verband sehr dankbar – aber auch meinem Verein, der mir die Möglichkeit gibt, hier mitzumachen", sagt Manuel Stiefler von der SpVgg Unterhaching.
Und auch Weltmeister Jérôme Boateng erklärt: "Ich bin jetzt 36 und es geht so langsam in Richtung Karriereende. Darauf will ich mich vorbereiten und deswegen habe ich jetzt mit der B-Lizenz begonnen. Die Inhalte sind sehr interessant und es ist einfach super, dass es die Möglichkeit des Sonderlehrgangs gibt."
Doch nicht nur für den 76-fachen Nationalspieler bedeutet der Lehrgang einen ungewohnten Perspektivwechsel. Denn die Sicht eines Spielers unterscheidet sich doch recht stark von der eines Trainers. "Es gibt ganz viele Bereiche, die einem während der aktiven Karriere abgenommen werden und denen man nicht so viel Beachtung schenkt. Trainingseinheiten zu planen und im besten Fall auch noch logisch aufzubauen, ist nicht so einfach, wie es im ersten Moment scheint. Jetzt an diesem Prozess direkt beteiligt zu sein, ist auch für mich noch sehr ungewohnt", sagt Christopher Schindler, der über 200 Spiele für den TSV 1860 München und den 1. FC Nürnberg absolviert hat und vier Jahre beim englischen Klub Huddersfield Town aktiv war.
Bis die 22 Teilnehmer ihre B-Lizenz in der Tasche haben, dauert es noch bis Mitte November – dann steht die Abschlussprüfung auf dem Programm. Ein Selbstläufer wird der Weg bis dahin für die erfahrenen Profikicker jedoch nicht. Ropers: "Es ist sicherlich eine gute Basis für einen Trainerschein, wenn man auf einem hohen Level Fußball gespielt hat. Dennoch haben die meisten Teilnehmer noch keine Erfahrung an der Seitenlinie gesammelt und deswegen müssen wir vor allem im methodischen und pädagogischen Bereich Dinge vermitteln und besprechen. Denn eines ist auch klar: Ein guter Spieler ist nicht automatisch ein guter Trainer. Und jemand, der kein guter Spieler war, kann ein sehr guter Trainer werden!"