Festakt am Theodolinden Gymnasium München: Das Konzept der "Leistungsportklasse", bei der erstmals eine hochqualifizierte Schulausbildung und professionelles Fußballtraining ganz eng miteinander verzahnt wurden und aus dem mittlerweile etliche prominente Ex-Schülerinnen und -Schüler hervorgegangen sind, feierte 25-jähriges Jubiläum. BFV-Vizepräsident Reinhold Baier und die Referentin für die Eliteschulen des Sports im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus Eva-Maria-Rothkopf feierten zusammen mit der Schule und rund 40 Ehemaligen das Erfolgskonzept, blickten mit den Vertreterinnen und Vertretern der Schule auf die Anfänge 1999 zurück und wagten einen Ausblick auf kommende Herausforderugen und Entwicklungen.
Millionen Jungs und Mädchen haben in ihrem jungen Leben den Traum vom Profifußball. Wirklich auf der größten Sport-Show-Bühne der Welt landen am Ende aber nur die Wenigsten. Zur Einordnung: Von den Junioren, die es in die U19-Mannschaft eines Lizenzvereins geschafft haben, gelingt nur circa 3,5 Prozent später auch der Sprung ins Profigeschäft. Und in die U19 eines Profiklubs muss man erstmal kommen ...
Umso beeindruckender ist daher die Liste der ehemaligen Schülerinnen und Schüler des Münchner Theodolinden Gymnasiums, die ihren Traum verwirklichen konnten: Da sind zum Beispiel Mats Hummels (aktuell AS Rom, langjähriger Nationalspieler und Stammspieler der deutschen Weltmeister-Elf von 2014), die aktuelle Nationalmannschaftshoffnung Angelo Stiller (VfB Stuttgart), Josip Stanisic vom FC Bayern München, Borussia Dortmunds Rakete Karim Adeyemi oder Julian Baumgartlinger, ehemaliger Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft. Die Liste der Frauen ist nicht weniger prominent besetzt mit Namen wie der ehemaligen Nationalspielerin und heutigen Trainerin und Sky-Fußballexpertin Julia Simic, der aktuellen Nationalspielerin Sidney Lohmann, Ex-Profi und jetzige Co-Trainerin der FCB-Frauen Clara Schöne oder die ehemalige österreichische Nationalspielerin Carina Wenninger. Und auch Fabian Hürzeler steht auf der Liste. Er ist aktuell eines der Top-Trainertalente Europas und über den FC Pipinsried und den FC St. Pauli bei den „Seagulls“ von Brighton Hove & Albion gelandet, mit denen er seit dieser Saison die englische Premier League aufmischt. Über 50 Namen stehen auf der Liste – und wir reden von einem einzigen Gymnasium an einem bayerischen Standort.
Das Erfolgsgeheimnis heißt Leistungssportklasse. Vor 25 Jahren startete am Theodolinden Gymnasium das Konzept, bei dem mit den ansässigen Profiklubs, dem Bayerischen Kultusministerium und nicht zuletzt dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV) eine Kooperation eingegangen wurde, damit sich eine hochqualifizierte Schulausbildung und das nötige intensive Fußballtraining nicht ausschließen, sondern ergänzen. Mittlerweile firmiert das Konzept unter „Eliteschule des Fußballs“ mit Standorten in ganz Deutschland – in Bayern sind das neben München auch Nürnberg und Würzburg. Und auch dort gibt es zum Beispiel mit dem ehemaligen Nationalmannschaftskapitän und Champions League-Sieger Ilkay Gündogan (Nürnberg) prominente Absolventen. Längst ist das Konzept auch auf unterschiedliche Schulformen wie Real- und Mittelschule ausgerollt.
Jetzt wurde das 25-jährige Bestehen des Konzepts und seine kontinuierliche erfolgreiche Weiterentwicklung am Theodolinden Gymnasium gefeiert.
„Bundestrainer Julian Nagelsmann war zuletzt bei unserer Ehrenamtsgala zu Gast und gab ein deutliches Statement zur Entwicklung von Fußballprofis ab. Er sagte: ‚Nur ganz wenige werden Profisportler, jeder aber soll ein guter Mensch werden! Wichtig ist, dass sehr viele gute Menschen herauskommen.‘ Ähnliches habe ich auf der Website des Theodolinden Gymnasiums gelesen. Dort werden die enormen Vorteile der Leistungssportklassen verdeutlicht. Es wird aber auch klargestellt, dass die Belastung hoch ist, die Freizeit knapp und der Erfolgsdruck hoch. Als Quintessenz dieser Überlegungen entsteht am Theodolinden Gymnasium ein Leitbild, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt, der nach seinen Anlagen gefördert, gefordert und in der Entwicklung seiner Persönlichkeit unterstützt werden soll, damit am ende bei ausreichender Begabung sportlicher und schulischer Erfolg stehen“, erklärte BFV-Vizepräsident Reinhold Baier beim Festakt.
Am Ende geht es für alle Beteiligten darum, Verantwortung für die Entwicklung der Talente zu übernehmen. Angesichts des langen Weges in die Sportspitze, der nur wenigen vergönnt ist und dessen Belastungen nicht dazu führen dürfen, dass die Mehrheit, die den Weg aus unterschiedlichsten Gründen eben nicht bis zum Ende gehen kann, alles auf eine Karte gesetzt hat und im schlimmsten Fall beim Schulabschluss und der anstehenden klassischen Berufsausbildung mit leeren Händen dasteht.
„Ein Vierteljahrhundert Partnerschulen des Fußballs im Verbundsystem München zeigen, was möglich ist, wenn man gemeinsam Verantwortung für die Förderung von Nachwuchstalenten in Schule und Sport übernimmt. Junge Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu fördern und sie bestmöglich auf dem Weg in den Profisport zu begleiten, ist eine großartige Aufgabe, die nur verantwortet werden kann, wenn sich die Talente gerade nicht gegen die Schule entscheiden müssen. Mein herzlicher Dank gilt allen Projektbeteiligten - dem Bayerischen Fußball-Verband, den Münchener Profivereinen einschließlich der Trainerinnen und Trainer, den kommunalen Sachaufwandsträgern und natürlich den Lehrkräften der Partnerschulen. Sie alle arbeiten mit Leidenschaft und Expertise täglich daran, die nächste Generation im Fußball voranzubringen und sportliche Spitzenleistungen sowie schulischen Erfolg gleichermaßen zu ermöglichen“, so die Referentin für die Eliteschulen des Sports im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus Eva-Maria-Rothkpof.
Natürlich fehlte auch nicht die Sicht der erfolgreichen Absolvent*innen auf ihre Zeit in der Leistungssportklasse. In einer Podiumsdiskussion – moderiert vom ehemaligen LSK-Schüler und heutigen DAZN-Fußball-Moderator Maximilian Siebald - ließen unter anderem Julian Baumgartlinger und Ex-Nationalspielerin Sarah Romert ihre Schulzeit Revue passieren.
"Für mich war das nicht ganz so einfach. Ich bin damals erst in der elften Klasse dazugestoßen und bin nur für die Oberstufe an die Schule gekommen. Die Jungs, die ich hier kennenlernen durfte, haben es mir aber zum Glück leicht gemacht, Anschluss zu finden und ich konnte hier in einem sehr schönen Umfeld meine Ziele verfolgen", erinnert sich Sarah Romert.
Es waren Worte, die den Erfolg des Konzepts und dessen stetiger Weiterentwicklung dokumentieren und auch zeigen, dass sich alle Beteiligten ihrer Verantwortung für die Sporttalente bewusst waren und auch heute noch sind.