Amateure und Profis, Verbände und Vereine – die Fußballfamilie steht zusammen, wenn sie gebraucht wird: Das hat die Sozialstiftung des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) auch 2024 eindrucksvoll unterstrichen. Nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe im Freistaat sprang der BFV gemeinsam mit DFB, DFL, dem FC Augsburg, dem SSV Ulm, Borussia Mönchengladbach und dem Ahrweiler BC rund 40 Klubs mit 342.100 Euro zur Seite. Im BFV-Interview blickt BFV-Schatzmeister Jürgen Faltenbacher, der auch Mitglied des Stiftungsvorstandes ist, auf das besondere Jahr der BFV-Sozialstiftung zurück, die 2024 insgesamt Spenden in Höhe von 427.417,93 Euro ausgeschüttet und erneut auch 85 sozial und wirtschaftlich benachteiligten Kinder die Teilnahme an einer BFV-Ferien-Veranstaltung ermöglicht hat.
Bereits seit 2012 gibt es die BFV-Sozialstiftung, das jetzt zu Ende gehende Jahr wird als ein besonderes in Erinnerung bleiben – mit nahezu 350.000 Euro und damit der größten Spendensumme überhaupt hat die Stiftung den vom Hochwasser geschädigten bayerischen Vereinen unter die Arme gegriffen. Was bleibt bei Ihnen hängen?
Jürgen Faltenbacher: Dass wir als Gemeinschaft stark sind. Dass wir alle anpacken, wenn wir gebraucht werden. Diese gelebte Solidarität aller Fußballerinnen und Fußballer in Bayern ist imposant. Wir zeigen so alle zusammen, dass wir etwas bewegen können. Ja, es geht bei uns im Amateurfußball um Punkte und Tore, die Hilfsbereitschaft aber steht über allem. Das drückt für mich diese große Spende aus. Es ist die höchste Summe, die wir bis dato überhaupt ausgeschüttet haben. Die Zahl steht für sich. Es bleibt bei mir aber auch hängen, dass ganz viele Menschen in den betroffenen Vereinen am Boden zerstört waren, weil ihr Verein buchstäblich in Trümmern lag. Wir wollten schnell helfen, haben erste Soforthilfen nur kurz nach dem Unwetter direkt ausbezahlt – und so im Moment der Ohnmacht vielleicht auch früh für etwas Licht am Ende des Tunnels gesorgt.
Die Hilfe für unverschuldet in Not geratene Mitglieder der bayerischen Fußballfamilie ist das Ziel der BFV-Sozialstiftung, die seit ihrer Gründung mit bereits fast zwei Millionen Euro geholfen hat: In 2024 aber beschränkte sich die Hilfe nicht nur auf die Hochwasser-Schäden, oder?
Faltenbacher: Nein, darüber hinaus konnten wir mit weiteren 170.000 Euro helfen. Wir haben uns um persönliche Einzelschicksale gekümmert, sind für Sachschäden aufgekommen und haben auch unser Hilfsprojekt in Mosambik wieder unterstützen können. Das können wir nur, weil der Fußball zusammensteht. Anfangs war der Sozial-Euro, den wir von jeder Zuschauerin und jedem Zuschauer bei den Relegationsspielen verlangen, noch mit ganz viel Skepsis beäugt worden. Dieser Sozial-Euro ist mittlerweile ein fester Begriff, er steht als Synonym für Hilfe vor der Haustüre – und die Idee dahinter ist recht einfach: Alle leisten einen kleinen Beitrag und bewegen zusammen etwas Großes. Dass das Geld dort ankommt, wo es dringend gebraucht wird, zeigen wir mit ganz vielen Geschichten, die die Menschen bewegen und bei denen sie sich denken: „Dafür gebe ich gerne diesen Sozial-Euro“. Und es waren in diesem Jahr über 280.000 Besucherinnen und Besucher, die geholfen haben – so viele wie nie zuvor!
Welche dieser Geschichten ist Ihnen in 2024 hängengeblieben?
Faltenbacher: Eine sehr bewegende aus Niederbayern. Die von Dominik Müller, der seit über 30 Jahren Mitglied beim SV Schalding-Heining ist und aktuell die G2-Junioren trainiert. Ihm musste nach einem Unfall beim Fußballspielen vor 18 Jahren und nach 17 Operationen sowie unzähligen Klinikaufenthalten schließlich im vergangenen Jahr die linke Hand amputiert werden. Er wollte seinen Alltag wieder in den Griff bekommen und mit seiner Familie ein geregeltes Leben führen. Um mobiler zu werden, benötigte er eine neue Prothese mit verschiedenen Aufsätzen. Diese werden aber von der Krankenkasse gar nicht oder nur teilweise übernommen. Wir konnten es mit einer Spende von 5000 Euro dennoch möglich machen. Diese Geschichte hat mich bewegt – und wir alle können sagen, dass wir Dominik zusammen geholfen haben.
Oftmals aber bleiben diese Geschichten unentdeckt und damit ohne Happy End …
Faltenbacher: Ja, deswegen nutzen wir auch jede Gelegenheit, um auf die Möglichkeit einer Unterstützung durch die BFV-Sozialstiftung hinzuweisen. Wo, wenn nicht in unseren Fußballvereinen, erfahren wir von persönlichen Schicksalsschlägen. Dabei geht es nicht nur um Krankheiten Einzelner. Auch dann, wenn es um Vandalismus im Verein geht, Unwetter oder Brände Schäden verursachen, steht die Fußballfamilie zusammen. Dann ist die BFV-Sozialstiftung mit ihren Möglichkeiten zur Stelle. Niemand muss zögern, um Hilfe anzufordern. Wir reden oftmals über Probleme auf anderen Kontinenten, die Not aber gibt es auch bei uns vor der Haustüre. Und hier wollen wir helfen. So, wie wir das auch für Kinder aus sozial benachteiligten Familien bei uns in Bayern tun und ihnen mit dem Besuch eines Fußballferien-Camps eine Auszeit vom oftmals tristen Alltag ermöglichen. Auch das war ein Schwerpunkt in diesem Jahr.