Nahezu 73 Prozent aller Teilnehmer*innen hatten sich beim vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) an den sieben Bezirkstagen eingeholten Meinungsbild dafür ausgesprochen, die Delegierten des 26. Ordentlichen Verbandstages folgten diesem Auftrag und stimmten mit überwältigender Mehrheit dafür: Ab sofort gibt es im Herren- und Frauen-Fußball wieder die Zehn-Minuten-Strafe und im Junioren- und Juniorinnen-Fußball die Gelb-Rote Karte. Nach der Grundsatzentscheidung haben die Beteiligten Ausschüsse die Durchführungsbestimmungen angepasst und Handlungsempfehlungen für die bayerischen Unparteiischen erlassen. Jetzt werden diese Regeln im Freistaat angewendet.
Was 1991 mit Einführung der Gelb-Roten Karte abgeschafft worden war, wird fortan im bayerischen Amateurfußball wieder zum Tragen kommen: die Zehn-Minuten-Strafe. „Damit erhalten die Schiedsrichter*innen ein zusätzliches Mittel zur Deeskalation an die Hand und können auf ein bereits zu früheren Zeiten bewährtes Mittel zurückgreifen, was auch die Erfahrungen im Junior*innen-Bereich zeigen. Dort gab und gibt es nach wie vor die Fünf-Minuten-Strafe, die sich als probates Mittel erwiesen hat“, sagt BFV-Vizepräsident Jürgen Pfau, der im Präsidium für das Schiedsrichterwesen verantwortlich zeichnet: „Mit der jetzt beschlossenen Einführung der Gelb-Roten Karte im Junior*innen-Bereich gilt bei Erwachsenen und Jugendlichen ein einheitliches Vorgehen.“
Wir beantworten alle wichtigen Fragen zur Zeitstrafe im bayerischen Amateurfußball!
Grundsätzlich obliegt die Einordnung des Vergehens den Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern sowie deren Assistent*innen an der Linie. Die persönlichen Strafen können in folgenden Reihenfolgen angewandt werden:
Nein! Nach einer Zeitstrafe ist die nächste persönliche Strafe entweder Gelb-Rot oder Rot.
Ja, wenn das Foul im Strafraum zeitstrafenwürdig ist. Die Entscheidung trifft der Schiedsrichter.
Herren:
Frauen:
Senior*innen:
Findet das Spiel in Bayern statt, gelten grundsätzlich die bayerischen Regelungen. Also auch z.B. bei Spielen gegen ausländische Mannschaften oder Mannschaften aus DFB-Landesverbänden, in denen es keine Zeitstrafe gibt.
Herren:
Frauen:
Hier bleibt es bei der bestehenden Fünf-Minuten-Strafe, die auch weiterhin bei folgenden Partien Anwendung findet:
Weiterhin findet die Zeitstrafe bei folgenden Partien im Junior*innen-Bereich keine Anwendung:
Die 5-Minuten-Zeitstrafe gibt es nur bei Junioren und Juniorinnen, die 10-Minuten-Zeitstrafe nur bei Herren und Frauen.
Ja, seit dem 01.07.2022 ist auch im Junior*innen-Bereich eine Gelb-Rote Karte möglich. Somit gibt es sowohl bei den Herren und Frauen als auch den Junioren und Juniorinnen die Möglichkeit einer Zeitstrafe und einer Gelb-Roten Karte. Es wird nicht mehr zwischen diesen Bereichen unterschieden, es gilt ein einheitliches Vorgehen bei Frauen und Herren, Juniorinnen und Junioren.
Grundsätzlich obliegt diese Entscheidung dem Referee und seinen Assistent*innen. Der Verbands-Schiedsrichterausschuss unter seinem neuen Vorsitzenden Sven Laumer hat entsprechende Handlungsempfehlungen für die rund 10.000 Unparteiischen in Bayern erarbeitet. Schiedsrichter*innen erhalten jetzt einen größeren Ermessensspielraum. Für Vergehen, bei denen eine Gelbe Karte zu wenig, aber eine Rote Karte zu viel wäre, kann jetzt eine Zeitstrafe ausgesprochen werden.
Eine Zeitstrafe kann für alle Vergehen gegeben werden, sowohl Foulspiele als auch Unsportlichkeiten.
Das liegt im Ermessensspielraum des Schiedsrichters. Ein taktisches Foul, welches eine gute Angriffssituation verhindert (z.B. Foul auf Höhe der Mittellinie, das einen Konter für eine gute Torchance zu Nichte macht) wäre im Ermessensspielraum eher Gelb-Rot. Ein taktisches Foul am eigenen Strafraum (z.B. Trikotziehen), dass nicht deutlich eine gute Angriffssituation zu Nichte macht, wäre eher eine Zeitstrafe.
Die persönlichen Strafen werden durch Zeigen der jeweiligen Karte und die Zeitstrafe wird durch Handzeichen (Andeutung 5 bzw. 10 Minuten) ausgesprochen. Die Einführung einer "Zeitstrafen-Karte" ist nicht geplant.
Die Zeitstrafe beginnt mit Fortsetzung des Spiels und endet auf Zeichen des Schiedsrichters. Die Halbzeitpause und der Schlusspfiff nach der regulären Spielzeit und vor einer Verlängerung der Partie unterbrechen eine Zeitstrafe. Beispiel: Erhält ein*e Spieler*in in der 43. Minute eine Zehn-Minuten-Strafe, so wird die zum Zeitpunkt des Halbzeitpfiffs verbleibende Zeit mit Beginn der zweiten Spielhälfte fortgesetzt, also bis zum Ablauf der 52. Minute. Für Unterbrechungen (z.B. Gewitter oder schwere Verletzung) gilt grundsätzlich: Ist das Spiel durch den Schiedsrichter unterbrochen, wird auch die Zeitstrafe unterbrochen.
Nein. Eine Zeitstrafe endet grundsätzlich mit dem offziellen Ende des Spiels. Regelung Elfmeterschießen siehe unten.
Nein! Eine Zeitstrafe muss für die komplette Zeit verbüßt werden.
Ja! Es können auch mehrere Spieler zeitgleich oder kurz hintereinander mit einer Zeitstrafe belegt werden.
Ja, bei weniger als 7 Spielern muss der Schiedsrichter abbrechen, hier zählen auch die Zeitstrafen dazu. Im Flex-Modell (z.B. 9:9 oder 7:7) ist das Spiel abzubrechen, wenn die Spieleranzahl unter 6 fällt.
Nein, Auswechselspieler*innen, ausgewechselte Spieler*innen und Teamoffizielle können damit nicht belegt werden. Die Möglichkeiten der Sanktionen gegen „die Bank“ bleiben mit Gelber und Roter Karte – wie bisher auch – bestehen.
Muss ein Spiel durch Elfmeterschießen entschieden werden und endet die Spielzeit vor Ablauf einer Zeitstrafe, dürfen die betroffenen Spieler*innen nicht am Elfmeterschießen teilnehmen. Bisherige Ausnahmen (z.B. Junioren BFV-Regelbuch 2021/22) gibt es nicht mehr.
Ein mit Zeitstrafe belegte*r Spieler*in nimmt auf der Auswechselbank seiner Mannschaft Platz. Er darf sich auch im Bereich hinter der eigenen Bank warmhalten (nicht entlang der ganzen Seitenlinie oder Torauslinie). Nach verbüßter Zeitstrafe kann der Spieler mit Zustimmung des Schiedsrichters auch während des laufenden Spiels auf den Platz zurückkehren (Ausnahme: Torwart).
Nach einer Zeitstrafe ist nur noch eine Verwarnung mit Gelb-Rot oder Rot möglich. In diesem Fall bekommt der Spieler für sein Vergehen Gelb-Rot.
Die Position des Torwarts muss für die Dauer der Zeitstrafe durch eine*n andere*n Spieler*in eingenommen werden, der auch deutlich als Torwart gekennzeichnet ist. Nach Ablauf der Zeitstrafe kann ein Tausch auf der Torwartposition in der nächsten Spielunterbrechung wieder vorgenommen werden.
Mögliche Torwart-Szenarien:
Torwart bekommt Zeitstrafe:
Die Torwart-Position muss besetzt werden (Feldspieler, der als Torwart erkennbar sein muss oder gegen Feldspieler eingewechselter Ersatz-Torwart). Wird gewechselt reduziert sich bei Spielen ohne Rückwechsel das Wechselkontingent!
Zeitstrafe des Torwarts endet:
Torwart kann bei nächster Spielunterbrechung ins Tor zurückkehren. Wenn er durch einen Feldspieler ersetzt wurde, kann dieser fortan wieder als Feldspieler mitwirken (ursprüngliches Feldspieler-Trikot). Wenn er durch einen Ersatz-Torwart ersetzt wurde kann dieser entweder fortan als Feldspieler mitwirken (Feldspielertrikot benötigt und neue Rückennummer dem Schiedsrichter mitteilen) oder der Ersatz-Torwart wird wieder gegen einen Feldspieler ausgewechselt (mögliches Wechselkontingent und -regelungen beachten!).
Oder:
Torwart kann unmittelbar nach Ablauf der Zeitstrafe mit Zustimmung des Schiedsrichters als Feldspieler zurückkehren (Feldspielertrikot benötigt und neue Rückennummer dem Schiedsrichter mitteilen).
Oder:
Torwart wird nach abgelaufener Zeitstrafe bei der nächsten Spielunterbrechung ausgewechselt (mögliches Wechselkontingent und -regelungen beachten!).
Spiele ohne Rückwechsel: Grundsätzlich belastet jeder Spieler-/Torwartwechsel das Wechselkontingent. Ein ausgewechselter Spieler kann nicht wieder eingewechselt werden, auch wenn dies im Rahmen des Torwartwechsels wegen einer Zeitstrafe geschieht. Beispiel: Um die Zeitstrafe für den ersten Torhüter zu kompensieren, wird ein Feldspieler aus- und der Ersatz-Torhüter eingewechselt. Der ausgewechselte Feldspieler kann nicht mehr eingewechselt werden. Am Ende der Zeitstrafe kehrt der erste Torhüter ins Tor zurück und der Ersatz-Torwart wird wieder von einem Feldspieler ersetzt. Der Ersatz-Torwart kann später nicht mehr (z.B. nach Verletzung oder Platzverweis des ersten Torwarts) wieder eingewechselt werden.
Nein, erst wenn die Zeitstrafe abgelaufen und der Spieler auf den Platz zurückgekehrt ist, kann er in der nächsten Spielunterbrechung ausgewechselt werden.
Eine verkürzte Spielzeit (z.B. Turniere mit 2x30 Minuten oder 1x15 Minuten) hat in der Regel keinen Einfluss auf die Dauer der Zeitstrafe. In einer Turnierausschreibung kann allerdings eine abweichende, verkürzte Zeitstrafen-Dauer festgelegt werden. Sie darf aber grundsätzlich nie 2 Minuten unterschreiten.
Die Zeitstrafe ist bei den Herren, Senioren und Frauen immer unter „besondere Vorkommnisse“ mit Spielername, Nummer, Verein und Spielminute zu erfassen. Diese Eintragung entfällt bei den Junioren und Juniorinnen. Wird ein*e Spieler*in mit der Gelb-Roten Karte des Feldes verwiesen und hat keine Verwarnung, sondern nur eine Zeitstrafe erhalten, ist – aus technischen Gründen – im SpielPlus unter der Rubrik „Verwarnung“ die Zeitstrafe als „Verwarnung“ zu erfassen.
Es gelten die Regelungen der "Ziel-Spielklasse" - in diesem Fall also die der Herren-Bayernliga. Die Zeitstrafe kommt nicht zur Anwendung - auch wenn zwei Landesligisten gegeneinander spielen.