Stephan Schwaiger ist seit neun Jahren Schiedsrichter. Der Altenpfleger hat seine Karriere als aktiver Fußballer mit 29 Jahren beendet – das Training und die Spiele am Wochenende waren schlicht nicht mehr mit seinem Beruf, in dem er auch am Wochenende im Schichtdienst arbeitet, vereinbar. Trotzdem wollte Stephan weiter am Ball bleiben und hat sich deshalb entschieden, als Schiedsrichter seiner Leidenschaft weiter nachzugehen. Und das ist offenbar ansteckend: In der vergangenen Woche hat auch sein 13 Jahre alter Sohn Tobias die Schiedsrichter-Ausbildung des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) erfolgreich absolviert.
„Als Schiedsrichter kann man genau festlegen, wann man eingeteilt werden will. Das kommt mir sehr entgegen. Neben meinem Beruf habe ich auch noch drei Kinder zu Hause. Das muss man erst einmal alles unter einen Hut bekommen“, beschreibt Stephan seine Alltagssituation. Dass das Hobby als Unparteiischer genau das Richtige für ihn ist, daran hatte der 38-jährige Familienvater von Beginn an keinen Zweifel: „Ich habe schon immer gerne Entscheidungen getroffen. Außerdem bin ich sehr gesellig. Als dann klar war, dass ich nicht mehr Fußballspielen werde, wollte ich trotzdem nicht auf die Gemeinschaft verzichten. Der Zusammenhalt in der Schiedsrichtergruppe Ostallgäu ist einfach einmalig. Wir unternehmen gemeinsam unheimlich viel, machen viele Ausflüge – das ist einfach meins!“, sagt er.
Sein 13-jähriger Sohn Tobias ist ebenfalls Feuer und Flamme für das Hobby seines Vaters – und eifert seinem persönlichen Vorbild schon von Klein auf nach. Bei vielen der bereits 162 Einsätze seines Papas war der fußballbegeisterte Schüler an der Seitenlinie mit dabei. „Mein Papa ist ganz klar mein Vorbild. Ich bin nicht Schiedsrichter geworden, weil ich Bundesliga geschaut und gesagt habe: Das will ich auch! Ich bin Schiedsrichter, weil er Schiedsrichter ist und weil ich gesehen habe, wie viel Spaß es ihm macht“, fasst der frisch gebackene Unparteiische stolz zusammen. Seinen ersten, wenn auch inoffiziellen, Einsatz hat Tobias bereits hinter sich: Bei einem Freundschaftsspiel des SV Schlingen, für den beide als Schiedsrichter im Einsatz sind, war Tobias bereits mit seinem Vater auf dem Platz – zeigte Abseits, Einwurf und Fouls mit an. „Ich war sehr nervös. Mein Bauch hat sich gar nicht mehr beruhigt vor lauter Kribbeln – dabei bin ich ja eigentlich ‚nur‘ hinterhergelaufen und habe versucht, möglichst viel zu lernen“, erklärt er und ergänzt: „Ich bin froh, dass ich gemeinsam mit meinem Papa diese Erfahrung gemacht habe. Beim nächsten Mal bin ich bestimmt weniger nervös.“
Im familieninternen Duell um die meisten Punkte in der offiziellen Schiedsrichter-Prüfung des BFV steht es zwischen Vater und Sohn übrigens unentschieden – beide haben 55 von 60 möglichen Punkten erreicht. Darum, möglichst schnell aufzusteigen oder gar Bundesliga-Schiedsrichter zu werden, ging und geht es Vater und Sohn aber nicht. „Ich freue mich auf jedes Spiel, für das ich eingeteilt bin und kann es kaum erwarten, bis ich endlich anpfeifen darf. Für mich ist jede Partie, egal in welcher Liga oder Altersklasse, ein Highlight“, fasst Stephan zusammen und fügt hinzu: „Man lernt, schnell Entscheidungen zu treffen, ist in einer sehr guten Gemeinschaft aufgehoben, lernt sehr viele Leute kennen, ist auf verschiedenen Fußballplätzen unterwegs und darf kostenfrei in die Profistadien – das ist super! Reich wird man als Schiedsrichter definitiv nicht, aber auch darum geht es nicht.“ Sein Sohn Tobias sieht das ähnlich: „Papa sagt immer, die Schiedsrichter sind wie eine große Familie. Und ich kann es bestätigten: Das stimmt echt!“